Maria Divine Mercy

Maria steht für die Gottesmutter Maria, Divine ist englisch und bedeutet göttlich, himmlisch, heilig oder fromm und Mercy lässt sich als Barmherzigkeit, Erbarmen, Gunst oder Gnade übersetzen.

Hinter der Maria Divine Mercy steht eine irische Frau namens Mary Carberry, die seit den 1980er Jahren als Mary McGovern eine PR-Agentur führte. Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die in Irland in der Medienbranche erfolgreich war. 2009 bekam die Agentur finanzielle Probleme und 2010 drohte ihr der Verlust des Eigenheims.

Die erste «Eingebung» hatte Mary im November 2010. Sie erwachte um drei Uhr morgens und empfing die erste Prophezeiung direkt von Jesus. Sie fühlte sich schwerelos und irgendwie anders, ein Jesus-Bild in ihrem Zimmer kommunizierte mit ihr. Danach musste sie ihrem Drang nachgeben und die Botschaften von Jesus aufschreiben. Darauf folgten mehrere Jahre lang fast jeden Tag neue Eingebungen. Sie fasste all diese Offenbarungen in ihrem «Buch der Wahrheit» zusammen, die später in mehreren Bänden und diversen Sprachen publiziert wurden.

2015 veröffentlichte Mark Saseen sein Buch «The Outing of Mary Carberry». Dort legt er die Beziehungen von Carberrys Unternehmen zu Joe Coleman und Wilhelm Kamm offen. Michael O’Farrel, ein irischer Reporter, veröffentlichte dazu in der Sonntagszeitung «The Mail on Sunday» einen Artikel und enthüllte die Identität von Maria Divine Mercy. Um die Verbreitung des Artikels zu stoppen kaufte Mary Carberry mehere hundert Exemplare der Zeitung. Dabei wurde sie jedoch gefilmt und so wurde ihre unbeholfene Vertuschungsaktion publik. Begründet hatte sie die ganze Aktion damit, dass ein Internet-Troll ihr Leben zerstören wollte. Die Zeitung reagierte auf die Aktion Carberrys und druckte weitere Examplare, die am Montag danach veröffentlicht wurden. Nach diesen Veröffentlichungen nahmen die Offenbarungen von Carberry stetig ab und endeten im Mai 2015.

«Das Buch der Wahrheit» und die sehr hochpreisigen Devotionalien werden weiterhin über diverse Websites vertrieben. Die katholische Kirche distanzierte sich jedoch klar von den Offenbarungen von Mary Carberry und ihren Lehren. Sie seien mit der katholischen Lehre nicht vereinbar.

Die Gläubigen folgen den Offenbarungen von Mary Carberry, die sich selbst Maria Divine Mercy nennt. Sie ist, nach eigener Aussage, die letzte Prophetin und offenbarte das «Buch der Wahrheit». Maria Divine Mercy bezeichnet sich als der siebte Bote, der siebte Engel und offenbart die Siegel, denn die Wiederkehr Christi stehe kurz bevor. In ihren Offenbarungen, erhalten von Maria und Jesus, beschreibt sie, dass das Ende der Welt nahe, weil die Menschen sich von Gott abgewandt haben. Die Kirche lehre nicht mehr den «wahren» Glauben, und so sind die Gläubigen jetzt gefragt, die Welt doch noch zu retten. Carberry sieht in Papst Franziskus den Antichristen, der die Kirche von innen zerstören wird.

Maria, Jesus und Gott selbst seien wütend auf die Menschen, die alle vom «wahren» Glauben abgekommen seien. So sollen alle voller Demut sich ins Gebet zurück ziehen und Medallien kaufen, um ihre Seelen zu retten.

Die Gläubigen werden dazu angehalten regelmässige Rosenkranzgebete durchzuführen, die Gottesmutter zu verehren, häufig zu beichten, den Leib Christi anzubeten, häufig Eucharistie zu feiern und Devotionalien zu kaufen.

Es werden auf der deutschsprachigen Website Online verschiedene Gebete angeboten an denen Gläubige via Zoom teilnehmen können. Dazu gibt es jeweils Tagesbotschaften und diverse Gebete für alle Gelegenheiten. Ausserdem werden die vier Bände vom «Buch der Wahrheit» vertrieben, sowie verschiedene Devotionalien.
Es gibt zum «Buch der Wahrheit» auch eine deutschsprachige App, die alle Offenbarungen enthält.

Maria Divine Mercy wirbt meist online, manchmal werden jedoch auch Plakat-Aktionen gestartet und immer wieder Briefe an Geistliche der katholischen Kirche versendet.

Maria Divine Mercy agiert fast ausschliesslich online und die Bücher werden, soweit bekannt ist, heute von Martin Roth als Leiter des eigenen Verlags vertrieben.

Maria Divine Mercy finanziert sich über den Verkauf vom «Buch der Wahrheit» und den Devotionalien, evt. auch durch Spenden.

Joe Coleman
Joe Coleman behauptet schon als Kind Geister gesehen zu haben. Später hat er diese Fähigkeiten ausgebaut, um in die Zukunft zu sehen, mit Tieren zu kommunizieren, Geistheilungen durchzuführen und durch Handauflegen sogar Krebs zu heilen.
In Kerrytown (Irland) soll er Marienerscheinungen gehabt haben, die von der Kirche jedoch nie bestätigt wurden. Später ging Coleman nach Knock, wo schon 1879 Marienerscheinungen gemeldet wurden. Dort kündigte Coleman 2009 ein Sonnenwunder an und wies die Gläubigen an in die Sonne zu starren, dann würde Maria erscheinen. Mindestens fünf Pilger wurden dabei schwer verletzt und einige erblindeten dabei. Die Kirche distanzierte sich darauf von Coleman, auch wegen einiger eher fragwürdigen Eingebungen. Er behauptete unter anderem, dass Maria die Tore des Himmels verschliessen würde und 2012 Atlantis wieder auftauchen würde.
2013 empfing Mary Carberry in Knock, wie Coleman, Botschaften eines zornigen Gottes, Weltuntergangsdrohungen und Katastrophenankündigungen.

Wilhelm Kamm – Little Pebble
Wilhelm Kamm bestätigte schon 2010 die «Echtheit» von Carberrys Prophezeiungen. Kamm, gebürtiger Deutscher, ausgewandert nach Australien, behauptete seit seiner Jugend sich mit Gott unterhalten zu können. Seit 1983 erschien ihm die Gottesmutter Maria und kündigte die bevorstehende Apokalypse an und er solle bis dahin die Kirche anführen. Er bezeichnet sich selbst als Little Pebble, kleiner Kieselstein, im Gegensatz zu Petrus, dem Felsen. Kamm gründete seinen eigenen Orden, der von der Kirche jedoch nicht anerkannt und verurteilt wurde. Kamm behauptete, er würde nach Johannes Paul II der neue Papst werden, 2005 als dieser starb war Kamm jedoch wegen Unzucht mit Minderjährigen im Gefängnis. 2007 wurde er erneut wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und musste eine Haftstrafe verbüssen. Kamm selbst erklärte seine Taten damit, dass Gott ihn als neuen Stammvater auserkoren hätte und er so 12 Königinnen und 72 Prinzessinnen sammeln sollte.

Christine Lammermann
Die Schwiegermutter von Wilhelm Kamm, Christine Lammermann, verwaltet während seiner Haftstrafen das «Erbe» ihres Schwiegersohnes und trug sehr wahrscheinlich auch zur Verbreitung von Maria Divine Mercy bei. Verbunden waren Lammermann und Carrebrry vermutlich über Breffni Cully, einem engen Vertrauten von Carberry.

Breffni Cully
Breffni Cully verbreitete unter dem Namen Joseph Gabriel in den USA die Prophezeiungen von Maria Divine Mercy. Zusammen mit Mary Carberrys Tochter Sarah gründete Cully den Verlag Trumpet Publishing Limited und daraus das Tochterunternehmen Coma Books, 2012 bzw. 2013 als Unternehmen registriert. Über diese werden die Ausgaben «des Buches der Wahrheit» bis heute publiziert.

Martin Roth
2013 zog sich Sarah Carberry aus dem Verlagsgeschäft zurück und wurde von Martin Roth abgelöst. Dieser stammt aus Köln und unterhält auch die deutschen Websites zum «Buch der Wahrheit» und verkauft dort die Devotionalien von Maria Divine Mercy.

Die offensichtliche Kontroverse um Maria Divine Mercy entsteht durch ihre Verbindungen zu höchst zweifelhaften Leuten wie Coleman und Kamm, wie durch ihre undurchsichtigen Firmenbeziehungen.

Nächstenliebe und Dienst an den Armen scheint in der Lehre von Maria Divine Mercy keine grosse Rolle zu spielen. Kritik wurde, unter anderen, von Seiten der katholischen Kirche geäussert, dass die Lehren nicht mit der katholischen Kirche vereinbar seien. Ausserdem stehen die Devotionalien von Maria Divine Mercy und den daran beteiligten Personen in Kritik, weil sie überteuert verkauft werden. Maria Divine Mercy hatte in Offenbarungen erklärt, dass alle Menschen unbedingt ihre Medaille kaufen müssen um Erlösung zu erhalten. Diese wird einmal aus Aluminium für 1.50 Euro pro Stück angeboten oder aber in Silber für 76 Euro. Praktischerweise kann man diese auch gleich in 50er oder 100er Pack kaufen. Einen Rosenkranz erhält man schon für 19 Euro, ein Skapulier (Siegelgebet zum umhängen) gibt es für 7 Euro und ein Kruzifix für 41 Euro. Hohe Preise für die schlechte Qualität, so die Kritik. Ausserdem wird der Vertrieb über mehrere Briefkastenfirmen geleitet, mit Endsitz in Irland, wo christliche Devotionalien von der Steuer befreit sind. Mary Carberry wurde zudem niemals selbst mit einer ihrer Medaillen gesehen, obwohl sie ja behauptete, dass man diese immer tragen muss.

Mary Carberry behauptete von Jesus selbst als letzte Prophetin und als Maria Divine Mercy bezeichnet worden zu sein. Jedoch hatte sie nach eigenen Angaben ihre erste Offenbarung am 9. November 2010. Auf Facebook registrierte sie sich jedoch schon am 2. Juni 2010 als Maria Divine Mercy.

Maria Divine Mercy prophezeite immer wieder sehr konkrete Dinge, bevorstehende Marienerscheinungen beispielsweise, die sich als haltlos erwiesen. 2014 sagte Carberry voraus, dass bald das Ave Maria abgeschafft werden würde, was bis heute nicht geschehen ist. Maria Divine Mercy sagte in ihren Offenbarungen, dass alle zwölf Jünger Jesu arme Fischer gewesen seien, obwohl es nach biblischen Quellen nur vier waren. Das zusammen mit anderen Aussagen, die darauf schliessen liessen, dass Carberry sich nicht wirklich gut mit der Bibel und dem katholischen Brauchtum auskannte, machten sie zusammen mit den haltlosen Prophezeiungen immer mehr zu einer Lachnummer.

In der Schweiz erfreunt sich Maria Divine Mercy in traditionalistisch-katholischen Kreisen innerhalb und ausserhalb der katholischen Kirche einiger Beliebtheit.

Zurück zu Katholische Bewegungen ausserhalb der katholischen Kirche