Shri Ram Chandra Mission und Sahaj Marg

Darstellung und Beurteilung

Joachim Finger, 1998

Die Shri Ram Chandra Mission (1) (SRCM) führt sich zurück auf den indischen Guru (relig. Meister, Lehrer, Heiliger) Shri Ram Chandra, der diese Organisation bis 1983 leitete. Er lehrte den sog. Sahaj Marg («natürlicher Weg»), den er von seinem Meister Samarth Guru Mahatma Ram Chandraji Maharaj (genannt «Lalaji») gelernt hatte. Lalaji (1873-1931) stammte aus einer Kayastha-Familie (2) in Farukhabad (Distrikt Fategarh, Uttar Pradesh) und begann seine spirituelle Lehrtätigkeit um 1895. Shri Ram Chandra kam 1899 ebenfalls in einer Kayastha-Familie in Shajahanpur (Uttar Pradesh) zur Welt. Sein Vater (geb 1867) war Rechtsanwalt und Magistrat, die Vorfahren seien Staatsbeamte der Moghul-Herrscher und später regionaler Regenten gewesen (3). Nach dem College-Abschluß wurde Ram Chandra verheiratet. Er interessierte sich für Geographie, Englisch, Urdu und persische Literatur – und er galt als Talent für mesmerische Heilungen. Bald fand er eine Anstellung am Gerichtshof in Shajahanpur (Aktuar, «record keeper»), wo er bis 1954 blieb (4). Die nicht sehr glückliche Ehe endete 1949 mit dem Tod seiner Frau.

1922 hatte er seinen Meister Lalaji getroffen, der an der Zahl seiner Schüler (ca. 100 (5)) gemessen ein eher unbedeutender regionaler Guru war. Nach dessen Tod praktizierten seine Anhänger zunächst weiter. Es gab allerdings nur wenige (ca. 10) von Lalaji direkt bevollmächtigte Meditationslehrer (Präzeptoren) – zu denen Ram Chandra nicht gehörte! 1945 entstand die nach Lalaji benannte Shri Ram Chandra Mission, der sich Mahatma Shri Ram Chandraji (fortan genannt «Babuji») hinfort widmete. Nach Aussagen seines Nachfolgers Parthasarathi Rajagopalachari (genannt «Chariji») hat Babuji sich selbst 13 Jahre nach dem Tod seines Meisters zu Lalaji’s spirituellem Repräsentanten erklärt. Sein Wirken habe er mit der Übertragung von Meditationskraft (Transmission) nach Südindien begonnen und sei zu diesem Zweck auch dorthin gereist. Lalaji habe ihm den Auftrag gegeben, seine Arbeit in Südindien zu beginnen und seine Aufbauarbeit von der geistigen Ebene aus (incorporeal) begleitet. Andrenorts ist ausdrücklich davon die Rede, Babuji habe die Mission 1945 auf Anweisung seines Meisters gegründet (6). 1955 ließ Babuji sich pensionieren und widmete sich fortan ganz seiner spirituellen Aufgabe. 1971 gewann er die ersten Schüler aus Europa (7). 1972 entstand das erste Meditationszentrum in Europa in Nizza. Im gleichen Jahr bereiste der Guru – 73jährig- Europa und die USA, 1976 noch einmal Europa. Babuji verschied 1983.

Als einer der ältesten Präzeptoren übernahm «Chariji» Parthasarathi Rajagopalachari (geb 1927), ein Brahmane aus Madras (8), die Nachfolge. Nach seinen Angaben hatte er ein christliches College besucht und war dann in das Geschäft seines Vaters eingetreten. Ram Chandra lernte er 1964 durch einen Freund seines Vaters kennen. Eine Geschäftsreise führte ihn in die Nähe von Shajahanpur und es kam zu einer ersten Begegnung, bei der der Guru den Geschäftsmann für sich einnahm. 1970 war Chariji bereits Sekretär der Mission, organisierte die Infrastruktur für deren rasches Wachstum, reiste nach Frankreich und Deutschland und gewann dort Interessenten. Der Vater Chariji’s (genannt Rajaji) initiierte ein Jahr später Zentren in Kopenhagen und Rom. Chariji gründete darauf Zentren in Frankreich und England. Infolge dieser Entwicklung reiste Babuji 1972 erstmals in den Westen, weitere Reisen folgten, auf denen ihn Chariji meist begleitete. Dieser berichtet, anläßlich einer schweren Erkrankung habe Babuji einer vertrauten Schülerin ihn- Chariji -als Nachfolger genannt. Diesen Beschluß habe er einige Zeit später schriftlich bestätigt (9).

Nicht alle Präzeptoren und Abhyasis (Praktizierende, Anhänger) haben diese Nachfolgereglung und Chariji’s Anspruch akzeptiert (10). In Shajahanpur leitet eine zweite Gruppe von Personen die Geschicke des dortigen Ashrams und des dort verbleibenden Teils der Ram Chandra Mission. Einige Präzeptoren im Westen zählen ebenfalls zu dieser Fraktion.

Die Methode, welche Babuji lehrte, wird von der SRCM auf die Zeit des Herrschers Raja Dasharatha (Maurya-Dynastie, ca. 3. Jh.v.Chr.) zurückgeführt. Sie sei dann in Vergessenheit geraten, bis Lalaji sie wieder entdeckte und neu belebte. Der Kern der Lehre besteht in einer Meditationstechnik, die im Gegensatz zu mit angestrengter Konzentration verbundenen Wegen «mühelos», «natürlich» (sahaj) genannt wird. Das Bild von Körper und Seele baut dabei auf der Lehre des Kundalini-Yoga auf, in das naturwissenschaftlich-physiologisches Denken hineinfließt.

Die 7 Energiezentren des Körpers, die sog. Chakras müssen gereinigt werden, um die schlummernde Energie der Zentren und Subzentren zur erwecken und die Verwirklichung des Selbst zu ermöglichen. Da das Herz durch den Kreislauf den gesamten Körper versorgt, bewirkt die Arbeit am Herz-Chakra Veränderungen der übrigen Chakras. Die Wirkung des göttlichen Lichtes im Herzen wandert, einmal dort erkannt, im gewissermaßen «geladenen» Blut durch den ganzen Körper (11). Neben den eigenen Bemühungen ist die göttliche Gnade unerläßlich. Als zweite Säule gehört daher der Guru als Vermittler dieser Gnade zum Sahaj Marg.

Diese einfache Lehre sei im Verlauf der Jahrhunderte verlorengegangen, da die Menschen die wahre Religion vernachlässigten. Die Zeit sei gekommen, diesen Prozeß aufzuhalten und rückgängig zu machen. Die Wiederbelebung der reinen Religion und die reinigende Praxis des einzelnen Meditierenden (abhyasi) bringen eine allgemeine Gesundung der Gesellschaft mit sich und werden ihren Einfluß auf die Welt nicht verfehlen. Zumal diese Praxis in keinem Widerspruch zu irgendeiner Religion stehe, ja sogar vergessen oder versteckt auch in ihnen allen zu finden sei.

Der Neuling sitzt einem Präzeptor gegenüber. In der Meditation sendet ihm dieser zuerst reinigende Energie und dann den Gedanken an das göttliche Licht im Herzen. Damit ist der neue Abhyasi in die Praxis eingeführt. Der Guru hat einer Reihe von Präzeptoren die Vollmacht gegeben, diese Einführungen und Kraft- bzw. Energie-Übertragungen an seiner Stelle vorzunehmen und Gruppenmeditationen zu leiten. Auch bei gemeinsamen Meditationen finden die erwähnten Übertragungen (Transmissionen) statt.

Die Praxis des Umganges mit spirituellen Energien ist in Indien weit verbreitet – die verschiedensten Wege und Methoden versuchen sich daran. Die kosmische Lebensenergie, welche auch in jedem Körper steckt (prana), muß geweckt, gestärkt, kontrolliert werden, um das Selbst zu reinigen und zu höherer Entwicklung zu treiben, die letztlich zu einer – in den verschiedenen Schulen wiederum verschieden gearteten- Gemeinschaft oder Vereinigung mit dem göttlichen Urgrund führt. Einige Schulen des Hinduismus stellen sich diesen Urgrund personal vor, andere sprechen von einem a-personalen Sein. Einige wollen die Entwicklung durch die Entwicklung einer Haltung liebender Hingabe fördern, andere durch die Schulung von Körper und Geist, wobei hier wiederum sehr unterschiedlich gewichtet werden kann. Religionswissenschaftlich zur Magie zu rechnende Praktiken, gottesdienstliche Rituale, Hören von Auslegungen heiliger Schriften, intellektuelles Studium, meditative Praktiken, Streben nach einem Leben gemäß den Ordnungen, welche der entsprechenden Kaste gemäß sind, Bußrituale und gute Werke gehören überall dazu.

Der Guru als religiöses Vorbild, Lehrer, Meister, Repräsentant des Göttlichen und verehrungswürdige Ikone ist seit Hunderten von Jahren ein Element in der religiösen Vielfalt des Hinduismus, welches Kontinuität und Wandel zugleich repräsentiert. Nach der klassischen Lehre muß der Guru selbst Schüler eines Meisters sein, der wiederum einst Schüler war usw. So gehört eigentlich jeder Guru zu einer verzweigten Kette von Lehrern und Schülern einer bestimmten Lehrrichtung, die in Indien als Sampradaya bezeichnet wird- im indischen Englisch wird dafür das Äquivalent «sect» verwendet, das dem deutschen Begriff «Sekte» aber nicht entspricht.

Die Nachfolge innerhalb einer solchen Sampradaya garantiert die Kontinuität und die Wahrung der Tradition. Dennoch entstehen zuweilen auch neue Sampradayas- z.B. indem ein Guru eine Lehrrichtung reformiert oder massiv neu interpretiert. Oder indem ein Mensch eine neue Offenbarung erfährt, die stark und überzeugend genug wirkt, um einen dauerhaften Anhängerkreis ins Leben zu rufen.

Dem Guru gebührt Verehrung und – wenn man sich auf eine dauerhafte Schülerbeziehung einläßt – Gehorsam. Sein Anblick allein (darshan) gilt als heilbringend (12). Er repräsentiert die Wahrheit seiner Sampradaya und ist Träger heilbringender Energie – und zwar gemäß dem Volksglauben häufig unabhängig davon, ob seine Lebensführung dem entspricht (13)!

In den Schriften der Ram Chandra Mission ist nicht erwähnt, welcher Sampradaya Lalaji und damit die ganze Mission zuzuordnen ist. Ram Chandra’s Äußerungen über die Gottheiten des hinduistischen Pantheons, die Anführung von Legenden und die Beschreibung des Absoluten lassen jedoch einige Rückschlüsse zu. Er steht am ehesten in der nordindisch-vaishnavitischen Tradition der Krishna-/Vishnu-Verehrer, die in Gestalt der Bhaktibewegung des 14./15. Jahrhunderts verschiedene bekannte Mystiker und Heilige hervorbrachte und auch Verbindungen zur islamischen Sufi-Tradition zeigt. Sein Bild der letzten Wirklichkeit ist nicht strikt monistisch, von der in Nordindien ebenfalls verbreiteten Vedanta-Tradition grenzt er sich sogar ab. Er hält an einer hauchdünnen Unterscheidung der letzten Wirklichkeit und des Individualselbst fest, was etwa an Philosophie Madhavacharyas und Chaitanyas, zweier großer Exponenten der Vaishnava-Sampradayas, gemahnt. Bekanntermaßen sind diese Schulen vom Tantra und vom Yoga beeinflußt (14), was bei Ram Chandra explizit deutlich wird (15).

Manche Autoren gehen mit den Gurus der Neuzeit, insbesondere mit denjenigen, welche Schüler aus dem Westen angenommen haben, recht hart ins Gericht und ordnen sie dem Phänomen «Neohinduismus» zu, welcher gewichtige Unterschiede zur Tradition zeige, die auf dem Land und in der Orthodoxie immer noch gelte (16). Andere Autoren sehen eine größere Kontinuität (17). Und an der «Banaras Hindu University» ist man der Meinung, jeder Guru habe auf die eine oder andere Weise seine Berechtigung, jeder Mensch fühle sich von dem ihm gemäßen Guru angezogen und wenn dabei hinduistische Werte in die Welt hinausgetragen würden, sei nichts dagegen einzuwenden (18). Jedenfalls trägt Lalaji’s Lehre – soweit sie aus den Schriften Ram Chandra’s zu erschließen ist – durchaus traditionelle Züge.

Es war schon früher üblich, einzelne Aspekte einer Lehrrichtung neu zu gewichten und andere Teile eines mehrgliedrigen spirituellen Pfades zu vernachlässigen. Die Betonung der liebenden Hingabe (bhakti), des ethisch hochstehenden Lebens, des Rezitierens von Mantras (japa), der Verehrung einer bestimmten Gottheit sind dafür nur Beispiele. Daß im Sahaj Marg ein Chakra aus dem System der sieben Chakren des Kundalini-Yoga herausgegriffen und metaphysisch wie methodisch ausdifferenziert wird, ist dementsprechend kein Bruch mit der Tradition. Ein deutlicher Einfluß der Neuzeit zeigt sich hingegen in den Versuchen, das metaphysische Menschenbild mit der physiologischen Struktur des Menschen, wie sie die moderne Naturwissenschaft lehrt, zusammenzubringen und der Lehre dadurch einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben (19). Neuzeitlich ist auch das System der stellvertretenden Einweihung. Es ist nicht klar zu eruieren, inwieweit schon die von Lalaji eingesetzten Präzeptoren bevollmächtigte Stellvertreter oder einfach autorisierte Meditationslehrer waren.

Spätestens mit der Gründung von Zentren in anderen Regionen Indiens und erst recht mit der Entstehung von Niederlassungen im Ausland war jedoch der dauerhafte, unmittelbare Kontakt zwischen dem Guru und seinen Schülern nicht mehr gegeben. Die Neuzeit mit ihren modernen Kommunikationsmöglichkeiten (Verkehr und Nachrichtenübermittlung) macht solche Entwicklungen überhaupt erst möglich. Diese Stellvertretung bewirkt notwendigerweise eine gewissen Entfremdung in der traditionell sehr persönlich geprägten Guru-Schüler-Beziehung, auch wenn diese subjektiv vom einzelnen Schüler nicht so empfunden werden mag. Neuzeitlich ist auch die Situierung eines Ashrams in einem städtischen Gebiet. Traditionell ist der Ashram der Aufenthaltsort eines Menschen in derjenigen Lebensphase (ashrama), in welcher er sich von seiner Vernetzung mit und in der Gesellschaft löst und sich auch räumlich zurückzieht. Die sozialen Veränderungen der letzten 150 Jahre brachten den Gurus einerseits mehr Zulauf, andererseits stammen immer mehr ihrer Zuhörer und Anhänger aus städtischen Gebieten. Der Guru hat sich seiner «Gemeinde» angepaßt und kommt ihr auch räumlich entgegen. Endlich wird der Ashram zu dem Ort, an dem er mit einem Kreis von Anhängern zusammenlebt. So bekommt er Züge, die früher der Math (eine Art klösterliche Niederlassung) vorbehalten waren. Im indischen Englisch wird denn zuweilen «math» auch mit «mission» übersetzt (20). Da einerseits der Guru als Garant der richtigen Lehre, der Wahrheit, der Kontinuität für den Schüler sehr wichtig ist, da er zudem eine gewisse Verantwortung für den Schüler übernimmt und die Funktion eines Gnadenspenders und Heilsmittlers hat, da andererseits mit der heute möglichen Größe eines Ashrams und seiner Filialen die Gefahr der Distanz und Entfremdung zwischen dem Zentrum und den Anhängern gegeben ist, kann die neuzeitliche Steigerung der Guruverehrung ebenfalls als natürliche Entwicklung betrachtet werden. Die gottgleiche Verehrung sich auszeichnender Mystiker und Lehrer hat es in Indien immer wieder gegeben. Neu ist sie eine Institution. Auch Babuji sieht diese Verehrung des Meisters als ganz natürlich an (21).

Chariji selbst beschreibt, daß der Ashram bei seiner ersten Begegnung mit Babuji eine recht unscheinbare Einrichtung war. Auch Babuji selbst wird als bescheidener, gütiger Mann und aufmerksamer Gastgeber beschrieben (22). Wenn sich 40 Praktizierende im Haus des Meisters versammelten, war das schon sehr viel (23). Bereits 1970 waren es aber an die 700. Die Infrastruktur genügte nicht mehr, viele Briefe mußten beantwortet werden – Chariji wurde zusätzlich zum Schüler auch zum mit dem Meister freundschaftlich verbundenen Sekretär. Die ganze indische Anhängerschaft zählte damals rund 1’500 Abhyasis. Zu Beginn der achtziger Jahre waren es bereits 115 Zweige in Indien, gut 50 in Europa (v.a. in Frankreich), ein Dutzend in Nordamerika und ein gutes weiteres Dutzend in anderen Weltgegenden (24). Heute sind es noch einige mehr. Wie oben erwähnt, haben Chariji und sein Vater einen wesentlichen Anteil an der Ausbreitung in Richtung Europa gehabt.

Von daher ist es nicht unwichtig zu erwähnen, daß Chariji in Madras zumindest vor seiner Bekanntschaft mit Babuji auch in Kontakt mit der Theosophischen Gesellschaft stand, die dort ihren internationalen Hauptsitz hat. Die Theosophie sucht seit ihrer Gründung 1875 nach einer Synthese zwischen Ost und West und pflegte immer Kontakte zwischen den Kontinenten.

Es ist deutlich zu erkennen, daß Chariji einen wesentlichen Anteil an der Ausweitung der Aktivitäten des Ashrams hatte und recht eigentlich zu dessen «Manager» wurde. Seine gute Ausbildung, seine Fähigkeiten als Geschäftsmann, seine Kontakte und seine in der geschäftlichen Praxis bewährten Sprachkenntnisse prädestinierten ihn dazu. Angesichts der Bedeutung des Auslandkontakte für die Ressourcen des Ashrams hat er unabhängig von seiner spirituellen Praxis einen hohen Status, der von seiner Vergangenheit als erfolgreicher Geschäftsmann und als südindischer Brahmane gestützt wird. Seine Führungsrolle war schon vor dem Ableben Babuji’s erkennbar. Erkennbar ist aber auch, daß sich das Zentrum des Ashrams damit nach Madras verlagerte. Dort ist heute das Hauptzentrum in Indien. Shajahanpur wird zumindest in den Publikationen des Auslands nur noch sehr selten erwähnt.

Bezüglich der Lehre lassen sich zwischen Babuji und Chariji einige Akzentverschiebungen feststellen. Sein Stil ist rigider und absoluter. So fällt auf, das Babuji trotz allem selbstverständlichen Vollzug der traditionellen Lehrer-Schüler-Beziehung zu Beginn seines Hauptwerkes schreibt, daß nur Scheingurus ihre Schüler mit angsteinflößenden Lehren an sich binden. Er halte es für das angeborenen Recht jedes Menschen, zu jeder Zeit einen anderen Guru zu suchen – ja ein Guru müsse zur rechten Zeit selbst dem Schüler zu einem geeigneteren Guru raten (25). . . Bei Chariji wird der Wechsel des Guru mit dem Begriff «Verrat» zusammengebracht (26). Außerdem erweitert er die Begrifflichkeit des Meisters massiv, indem er Gott und den Meister für das gleiche stehen läßt. Beide haben keine Begrenzung im Raum, keine Existenz in der Zeit sondern haben beides transzendiert (27).

Dementsprechend wird Babuji immer wieder in einer Weise beschrieben, die ihn fast als Übermensch erscheinen läßt, v.a in den Botschaften zu seinem Geburtstag. Z.T. geschieht dies durch die Zuschreibung von als magisch zu klassifizierenden Fähigkeiten – so soll er vom Flugzeug aus durch Transmission Länder «vorbereitet» haben, einem Interessenten die Übertragung ohne vorherige Absprache genau zu der von jenem zur Probe gewählten Zeit gegeben haben (28). In «meinen Mußestunden bin ich meistens damit beschäftigt, meine Schüler zu reinigen» (auf dem Weg der Übertragung), sagt Babuji selbst (29). Chariji ordnet seinen Guru, den «mächtigen Stifter Babuji» und dessen Guru, den «erhabenen Seher Lalaji» zudem der neuen Ära, dem Beginn des neuen Platonischen Jahres zu und sieht Sahaj Marg daher auch als besser gesichert als andere Meditationssysteme (30).

Bezüglich anderer Religionen habe Babuji gesagt, daß er selbst andauernd Christus verehre. (Bei dieser Beschreibung ist allerdings eine Auftrennung zwischen Christus und Kirche wahrzunehmen.) (31) Christentum und Sahaj Marg ist dasselbe, mit anderen Worten ausgedrückt (32). Diese – des öfteren vorkommende – explizite Auseinandersetzung mit dem Christentum, die je nach dem Zusammenhang inklusiv oder exklusiv verläuft, ist bei Babuji noch nicht in dem Maß zu beobachten. Die Vielfalt der Religionen wird zwar anerkannt. Doch sie wird eher negativ bewertet, bzw. als Vorstufe der Wahrheit betrachtet – andere Religionen werden auf diesem Weg vereinnahmt. Einerseits wird der Anspruch einer Religion, nur sie könne zu Gott führen, abgelehnt. Andererseits wird die Gültigkeit solcher Ansprüche auf die Zeit des jeweiligen Religionsgründers reduziert (33) und gleichzeitig wird implizit postuliert, daß Sahajmarg heute der Weg sei (34). Wenn es sogar «… in Indien Lehrer gegeben hat, die für die verschiedenen Gegenden unterschiedliche Lehren hatten, [ist dies] … eine Schande, um es milde auszudrücken. … alle erhalten die gleiche Lehre und vom gleichen Meister Hilfe, und alle werden zum gleichen Ziel geführt. (35) … [der Meister] selbst sagte, Sein Herz sei der Spielplatz der ganzen Menschheit! (36)» Im Gefolge dieser Denkweise versteht Chariji die freie Wahl des Bekenntnisses als unnötigen Umweg: «Wenn wir nun herumstolpern, Fehler machen, an unseren Religionen festhalten, können wir uns mit einem Häftling vergleichen, der aus dem Gefängnis entlassen worden ist und der es vozieht, in seine Gefängniszelle zurückzukehren …» (37). Jedes Abweichen wird – zumindest in deutscher Sprache – als «Aberglaube» bezeichnet (38). Diese negative Bewertung anderer Religionen und v.a. religiöser Rituale, die nicht ohne Falschaussagen und Verzerrungen auskommt und vom Tonfall her abwertend, wenn nicht gehässig ist, findet sich in Babuji’s Schriften nicht.

Hingegen zeigen sich bei letzterem bereits die Töne des Revivalismus, die von Chariji akzentuiert werden. Schon Babuji spricht von einer glorreichen Vergangenheit und verlorengegangenem Heilswissen (39). Dessen Wiederentdeckung und die Wiederbelebung alter Werte könnten der Gegenwart helfen. Vor allem der letztere Aspekt gewinnt bei Chariji an Gewicht, wenn er von der notwendigen Überwindung der «Degeneration» spricht (40). Diese soll durch das richtige Ziel überwunden werden – das Ziel ist der Meister (das Göttliche durch Babuji, bzw. Chariji selbst). Wir «müssen daran denken, in unsere verlorenen und desillusionierten Personenkerne den Glanz des kulturellen Erbes und die göttlichen Überlieferungen wieder zu integrieren, die er vor unseren Augen in solcher Großartigkeit herausgearbeitet hat». (41)

Schließlich ist mit der zunehmenden Aktivität und den wachsenden Anhängerscharen eine Abgrenzung gegenüber den Abhyasis zu beobachten. Chariji sieht sich in verschiedenen Schreiben gezwungen, sowohl den Zugang per Post als auch per Telefon sukzessive einzuschränken (42). Briefe werden nur noch in besonderen Fällen von ihm selbst beantwortet. Ein beratendes Gremium steht ihm seit einiger Zeit zur Seite, um erstens die Wünsche und Kritik aus den Reihen der Abhyasis zu bündeln und ihm gerafft vorzulegen und um sich zweitens zu Vorschlägen von ihm selbst vernehmen zu lassen (43).

Daß sich um einen Guru entstandene Bewegungen nach dessen Tod spalten, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Meistens geht es dabei nicht (nur) um spirituelle bzw. nach unserem Sprachgebrauch theologische Fragen, sondern auch um Einfluß, Verbindungen zum Ausland, finanzielle Ressourcen und Liegenschaften. Ohne Tiefeninterviews mit Zeugen ist die Rechtmäßigkeit der Nachfolge nicht zu eruieren (44). Für die große Mehrheit der Abhyasis ist offensichtlich Parthasarati Rajagopalachari der rechtmäßige Nachfolger Ram Chandraji’s. Für die Anhänger eines Gurus ist diese Frage sowieso unerheblich, bzw. eine vorliegende Zeugenaussage, welche z.B. Chariji’s rechtmäßigen Anspruch bestätigt, überwiegt alles andere.

Die zunehmende Distanz zwischen Chariji und den Abhyasis, zwischen Meister und Schülern ist vor dem Hintergrund der wachsenden Zahlen von Anhängern und Zentren zu sehen und bei expansiven Bewegungen des Hinduismus häufig zu beobachten. Gleichwohl ist zu bedenken, daß mit der Nähe vom Schüler zum Guru ein wesentliches, wenn nicht konstitutives Element dieser Beziehung verloren geht. Formal hat der Guru immer noch die alleinige Verantwortung, aber er kann sie organisatorisch nicht mehr wahrnehmen. Er ist gar nicht in der Lage, die seelische Entwicklung eines einzelnen Abhyasis kontinuierlich in der Intensität zu beobachten, die zur tatsächlichen Kontrolle notwendig wäre. Die Tagebücher sind ein sehr unzureichender und v.a. ein mit allzu viel Zeitverzögerung einhergehender Ersatz.

Die spirituelle Betreuung sollte durch die regional zuständigen Präzeptoren (Beauftragte mit Vollmacht zur Übertragung spiritueller Energie) gewährleistet werden. Bei deren Auswahl ist jedoch der Nachweis einer Ausbildung, die zur seelsorgerlichen oder therapeutischen Begleitung befähigt, kein Kriterium (45). Nach allem, was aus den Schriften der SRCM zu entnehmen ist, befähigt der eigene spirituelle Fortschritt an sich schon dazu. Und in speziellen Situationen ist mit den paranormalen (Psi-)Fähigkeiten des Meisters zu rechnen.

1. Folgerung:

Es ist sehr zu bezweifeln, daß der Guru tatsächlich Überblick und Kontrolle über die spirituelle (seelisch-psychische) Entwicklung seiner Schüler hat. Insbesondere ist er nicht in der Lage, schwerwiegende Krisen genügend früh vorauszusehen und rasch einzugreifen. Die von ihm eingesetzten Präzeptoren vor Ort bringen in der Regel das nötige Rüstzeug nicht mit.

2. Folgerung:

Eine stabile Persönlichkeit kann in desem System durchaus Halt und Befriedigung finden. Die kompetente Betreuung akuter psychischer Krisen und der Manifestation latenter Veranlagungen ist jedoch nicht gewährleistet.

Für Bewegungen des modernen Hinduismus, die sich in Indien an die Mittelklasse richten und auch für Europäer interessant sind, ist die Vermischung von traditonellem und naturwissenschaftlichem Menschenbild typisch. Spirituelle Vorgänge werden in eine physiologische Terminologie gefaßt (46). So kommt man zum Beispiel zu dem Bild, daß gereinigtes und «aufgeladenes» Blut Energien von einem Chakra zum anderen transportiert (47). Diese Sprachregelung muß als Anpassung an scheinbare oder tatsächliche moderne Erfordernisse betrachtet werden – nicht nur als Entgegenkommen an ein europäisches, sondern auch an ein bestimmtes indisches Publikum. Die europäische Esoterik kennt vergleichbare sprachliche und denkerische Vorgänge.

Diese Vermischung erzeugt bei einem nicht allzu kritisch eingestellten Publikum jedoch den Eindruck, bei der beschriebenen Methode handle es sich um einen Ansatz, über den auf der gleichen Ebene wie über naturwissenschaftlich-medizinische Phänomene zu diskutieren sei (48). Die Lehre von den Chakren und spirituellen Energien argumentiert auf einer anderen Seins-Ebene als die Naturwissenschaft. Sie mag mit ihren Axiomen und ihrer Logik in sich durchaus stimmig sein. Einer klaren Entscheidung für einen bestimmten religiösen Weg im vollen Bewußtsein dessen, auf was ich mich einlasse, ist eine Vermischung jedoch nicht förderlich (49). Es wird denn auch deutlich gemacht, daß das kritisch-analysierende Denken und Hinterfragen mit der fortschreitenden Praxis ausgeblendet werden sollte (50).

3. Folgerung:

Die naturwissenschaftliche Terminologie suggeriert eine Verläßlichkeit, die sich nur bestätigen kann, wenn die naturwissenschaftlichen Methoden ausgeblendet werden.

Die Meditationsmethode an sich ist nicht als schädlich zu beurteilen. Bei allen Meditationsformen ist jedoch zu beachten, daß sie in der Regel psychische Stabilität voraussetzen. In der Meditation können verdrängte Aspekte oder latente Anlagen der Persönlichkeit manifest werden, mit denen es umzugehen gilt. (51) Gerade deswegen ist v.a. bei lange andauernder meditativer Praxis, die eine gewisse Tiefe erreicht, die kompetente Begleitung wichtig (siehe oben, Folgerung 1 und 2).

4. Folgerung:

Die Meditationsmethode ist nur so gut wie die gewährleistete Begleitung. Sie ist keine Technik, die aus sich selbst heilsam wirkt.

Zudem ist zu fragen, ob nicht gerade die Praxis der Transmission dazu geeignet ist, den Schüler subtil (wenn auch durchaus gute Absicht zu unterstellen ist) für Beeinflussung zugänglich zu machen. Wenn ich stärkende oder reinigende Energien vom Meister erwarte, werde ich Gedanken und Gefühle, die in oder im Anschluß an solch eine Transmission auftreten, umso eher als unhinterfragt zu befolgende Botschaft bewerten. Vor allem in der Situation der Gruppenmeditation sind aber Gedanken und Gefühle an sich schon auf Konformität mit der Gruppe eingestimmt (ein normales gruppendynamisches Phänomen). Das Streben nach Zugehörigkeit zur Gemeinschaft und nach Dienst für und Anerkennung durch den Meister ist ja eine ganz natürliche Erscheinung. Die Gefahr ist, das dadurch die selbstkritische Beobachtung und Hinterfragung dessen, was geschieht, ausgeblendet wird. Dies kann unter Umständen zu krassen Diskrepanzen zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Einzelperson und/oder der Gruppe führen.

Bedenklich ist zudem, wenn die Methode der Transmission, bzw. der Sahaj Marg als Gesamtsystem alle anderen spirituellen und religiösen Wege aufwiegt und überragt (52). Cleaning, Transmission, Meditation hilft in (fast) allen Fällen (53). Ausdrücklich werden kulturelle, mentalitätsmäßige und weitere Unterschiede der Menschen als vernachlässigbar hingestellt (54). Die stark monistisch geprägte hinduistische Vorstellung von der Einheit allen Seins wird von der geistigen auf eine gesellschaftliche Ebene erweitert. Dem Abhyasi wird dabei zudem nahegelegt, daß er in seiner Praxis an der Erlangung des Weltfriedens mitwirkt (55).

Im klassischen Hinduismus muß eine persönliche Beziehung zwischen dem Guru und seinem Schüler bestehen, die ihm erlaubt zu erkennen, welche Gaben und Schwächen dieser mitbringt. Der Guru muß in der Lage sein, einen Schüler auch wieder fortzuschicken, wenn er erkennt, daß der von ihm gelehrte Weg für letzteren ungeeignet ist. Der klassische Hinduismus besteht ja gerade auf der Vielfalt der Wege, die zum selben führen. Zumindest bei Chariji ist aber zu erkennen, daß die Annahme des selben Ziels bzw. Ergebnisses bei allen Wegen dazu führt, die Vielfalt der Wege abzuwerten und andere religiöse Traditionen – z.T. als Vorstufen – zu vereinnahmen. Einerseits wird der Anspruch einer Religion, nur sie könne zu Gott führen, abgelehnt (56). Andererseits wird die Gültigkeit solcher Ansprüche auf die Zeit des jeweiligen Religionsgründers reduziert (57) und gleichzeitig wird implizit postuliert, daß Sahajmarg heute der Weg sei. (58)

5. Folgerung:

Die potentielle Überbewertung der Methode, gruppendynamische Phänomene, suggestive Situationen können dazu führen, daß der Blick nur noch nach innen gerichtet und die Umwelt nur noch sehr einseitig wahrgenommen wird. Realitätsverzerrungen und Spannungen zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung sind die Folge.

6. Folgerung:

Die SRCM erhebt selbst einen Absolutheitsanspruch, den sie bei anderen Religionsgemeinschaften ablehnt.

Der Guru wird im Sahaj Marg sehr hoch bewertet. Er ist wichtiger als Praxis und Theorie. Er soll das Zentrum des Denkens sein. Von ihm soll ich nicht eine Methode erwarten, die mir weiterhilft, sondern ich soll mich fragen, wie ich ihm dienen kann. Der Meister ist der unabdingbare Katalysator (59). Er ist Gott in menschlicher Form (60). (Damit wird der Widerspruch aufgelöst, daß sich laut Chariji nichts zwischen Gott und den Menschen stellen darf (61), andererseits der Kontakt zum Göttlichen aber nur über einen, über den Guru zustandekommen kann.)

Die Institution des Guru hat durch Chariji eindeutig eine Steigerung erfahren. Hier spielt bei aller Rhetorik nicht mehr die liebevolle Partnerschaft auf dem spirituellen Weg, sondern die Hierarchie. Dies wird gefördert durch die organisatorisch bedingte Distanz und die Überhöhung Babuji’s zu einem Übermenschen (62) – so daß dessen Einfachheit, Zugänglichkeit, Bescheidenheit (63) – Menschlichkeit – kaum noch spürbar ist. Es ist ganz natürlich, daß die dem verstorbenen Meister und Vorbild zugeschriebenen Qualitäten auf den lebenden Meister Chariji abstrahlen und daß Aussagen, die Letzterer über das Verhältnis zu seinem Meister macht, wiederum von seinen eigenen Schülern auf ihn übertragen werden.

Hier hat sich ein Guru-Kult entwickelt und entwickelt sich immer noch, der sich nicht unter Berufung auf das Vorbild des vorherigen Meisters legitimieren kann. Dieser Kult, der im indischen Umfeld durch die anders gearteten sprachlichen Möglichkeiten und den kulturellen Hintergrund noch relativiert werden kann, wird gerade im deutschsprachigen Raum zum Nennwert genommen. Die Übertragung von Persönlichkeitsanteilen auf den Guru und vom Guru auf den Schüler (Stichworte: Verschmelzung, Transmission (64)) fördern nicht die Entfaltung der Persönlichkeit, sondern deren Aufgabe. Dies v.a. unter Berücksichtigung der Tatsache, daß das Guru-System hier völlig unkritisch in eine Gesellschaft mit ganz anderen Traditionen von Persönlichkeitsentwicklung, Pädagogik, Autorität (die alle westlichen Schüler verinnerlicht haben) verpflanzt wird (65).

Durch die Auslieferung an den Guru werden wahrgenommene und unbewußte Persönlichkeitsdefizite nicht verarbeitet und integriert, sondern verdrängt. Dadurch, daß der Guru die sog. «samskaras» (persönliche Defizite, Schuld) übernimmt, kann der Schüler sich von ihnen distanzieren. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, daß dies tatsächlich ein Gefühl von Erleichterung auslösen und zur Lebensbewältigung beitragen kann. In Abrede gestellt wird, daß Schuldgefühle, problematische Erinnerungen und Persönlichkeitsanteile durch die Übergabe an den Guru und den Vorgang des «Cleaning» tatsächlich immer auf Dauer verschwinden. (66) Zusammen mit der Nichtgewährleistung kompetenter Begleitung (siehe Folgerung 1 und 2) kann dies zu weiteren Verschiebungen in der Realitätswahrnehmung und -bewältigung führen.

Hierzu trägt noch ein weiterer Punkt bei, der zu hinterfragen ist: Trotz der eigentlich notwendigen Offenheit des Guru, einen Schüler je nach seinen Talenten und Eigenschaften auch einmal abzuweisen und zur Förderung seiner spirituellen Entwicklung an einen anderen Ort zu senden, besteht in der SRCM der Anspruch, ein praktisch universales Heilssystem zu besitzen (67). Dieser Anspruch ist natürlich nur dann haltbar, wenn Anzeichen des Ungenügens nicht auf Schwächen des Lehrsystems oder des Guru (ob im allgemeinen oder im individuellen Fall) zurückzuführen sind, sondern jeweils auf ein Versagen des betreffenden Schülers. (68) Hier liegt der Ansatzpunkt zur Entstehung einer unheilvollen Kette von Verdrängung und Schuldgefühlen, welche die Abhängigkeit von der Heilsnot-wendenden Kraft des Guru nur verstärken kann. Das System kann seine Glieder – gegen die Aussage der eigenen Gurus – nicht in versöhnter Offenheit entlassen, da es sonst seine Ansprüche selbst in Frage stellen würde. Wer das System verläßt, tut es nur zum eigenen Schaden. (69)

Der Schüler wird die Abhängigkeit vom Guru subjektiv glaubhaft als Liebesbeziehung interpretieren. Damit genügt er jedoch auch wiederum der Sprachregelung der Guru-Schüler-Beziehung und der SRCM, welche die Entwicklung genau dieser Liebe verlangt, um ein guter Schüler zu sein und am Heil teilzuhaben (70). Der Schüler ist zudem gerade in der durch die Größe der SRCM und die geografischen Distanzen gegebenen Entfernung vom Guru nicht in der Lage, die Qualität und Stabilität dieser Liebesbeziehung wirklich zu testen. Der entfernte Guru bietet sich als idealisiertes Projektionsobjekt an, seine Reisen und die Briefe erlauben dann und wann ein kurzes Erhaschen von Aufmerksamkeit. Die individuelle Beachtung muß zudem mit Dutzenden von anderen Schülern geteilt werden. Mehr Beachtung zu erheischen, kann wiederum Schuldgefühle auslösen, da man den geliebten Guru ja angesichts seiner dokumentierten zahllosen Aufgaben nicht noch zusätzlich belasten möchte.

Diese Beziehungsdynamik ist einerseits eine schon fast normal zu nennende Folge von Rationalisierungsprozessen (71) im Hinduismus. Andererseits wird sie problematisch, wenn der Guru dadurch, daß er die modernen Kommunikations- und Verkehrsmittel benutzt, die traditionellen Schranken unterlaufen und sich der Kontrolle durch das traditionelle System der religiös-spirituellen Autoritäten entziehen kann. D.h. der moderne Guru setzt seine Maßstäbe im Extremfall eigentlich nur noch selbst. Die Berufung auf Autoritäten, die möglichst weit in der Vergangenheit situiert werden, dient nur noch als Hintergrundfolie, die kaum jemand prüfen kann – schon garnicht mit der indischen Tradition unvertraute und deren klassischer Sprachen unkundige europäische Schüler. (72) Auch in der SRCM ist der Guru alleiniger Garant für die Qualität seiner Lehre, seiner Methode und seiner selbst (73).

Wer sich überlegt, mit dem nötigen Hintergrundwissen, Vergleichsmöglichkeiten, einer gewissen Fähigkeit zur inneren Distanz und einer stabilen Persönlichkeit zum Guru begibt, um sich von ihm in Lehre und Methode einführen zu lassen, kann trotzdem durchaus einen Gewinn daraus ziehen. Diese Voraussetzungen sind in Indien durchaus nicht immer und in Europa noch seltener gegeben.

Problematisch wird die Beziehung auch dann, wenn der Guru aufgrund der ihm zugeschriebenen Autorität und Heilsmacht nicht mehr in Frage gestellt werden kann. Er selbst nimmt dann auf der menschlichen Ebene (und nur die kann hier diskutiert werden) die Realität – insbesondere die Realität der von ihm geleiteten Schülergemeinschaft – nur noch ideal wahr. Solange ein Guru noch mehr oder weniger mit seinen Schülern zusammenlebt, teilen er und sie ähnliche Erfahrungen der sie umgebenden Realität. Wenn der Guru von der realen Welt seiner Schüler zunehmend distanziert ist, besteht die große Gefahr, daß er nur noch geschönte Bilder wahrnimmt. Die SRCM hat die entsprechenden Strukturen geschaffen (74). Die Überhöhung und Veränderung, die Chariji seinem eigenen Guru angedeihen läßt, seine verzerrte Wahrnehmung der westlichen Gesellschaft (75), die ihm die Schüler kritiklos abnehmen, seine schon karikierend zu nennende Darstellung des religiösen Lebens der Kirchen (76) zeugen nicht von einer sachlichen Auseinandersetzung mit der ihn umgebenden Wirklichkeit. Die unhinterfragte Weitergabe solcher verschobenen Wahrnehmungen wirft ein bedenkliches Licht auf die Fähigkeiten Chariji’s und der SRCM. (77)

Was für eine Spiritualität ist es, die sich am Zerrbild anderer religiöser Traditionen legitimieren muß? Wie bewußt begeben sich Schüler auf einen spirituellen Weg, wenn sie die Verzeichnung ihres eigenen kulturellen Hintergrundes nicht erkennen können? Wie kompentent ist ein Guru, der sich über den kulturellen Hintergrund seiner Schüler derart unzureichend informiert und die Realität, in der sie leben, offensichtlich nur teilweise versteht?

7. Folgerung:

Die überragende Bedeutung des Guru, gekoppelt mit einem universalen Anspruch auf das Heil für die Menschen und mitteleuropäischer Mentalität ist geeignet, die Beziehung zwischen Guru und Schüler in eine einseitige Abhängigkeit zu führen.

8. Folgerung:

Die Strukturen der SRCM sind geeignet, diese Abhängigkeit in eine verschobene Realitätswahrnehmung auf Seiten des Guru und der Schüler weiterzuführen. Gruppenidentität und -zusammenhalt werden so gestärkt.

9. Folgerung:

Die SRCM legitimiert ihre Lehre und ihre Mission mit einer verzerrten Darstellung der gesellschaftlichen und religiösen Wirklichkeit des Westens.

Die Lehre hat dementsprechend wesentliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der Abhyasis, hin und wieder Distanz zu nehmen und ihren Weg selbstkritisch zu hinterfragen. Sie läßt keinen Zweifel zu. Und sie beeinträchtigt das Verständnis dafür, daß andere Menschen an anderen Wegen festhalten und diese anderen Wege auch als vom Sahaj Yoga unterschieden wissen wollen.

Zudem muß man davon ausgehen, daß im Gefolge dieser Denkweise die freie Wahl eines religiösen Bekenntnisses bestenfalls als unnötiger Umweg verstanden wird. «Wenn wir nun herumstolpern, Fehler machen, an unseren Religionen festhalten, können wir uns mit einem Häftling vergleichen, der aus dem Gefängnis entlassen worden ist und der es vozieht, in seine Gefängniszelle zurückzukehren …» (78). Jedes Abweichen wird – zumindest im deutschsprachigen Raum – als «Aberglaube» (79) bezeichnet. Ein Abhyasi will, ja muß fast darnach trachten, Partner, Freunde und Kinder aus diesem «Gefängnis» herauszuholen. Der missionarische Druck, der sich daraus zuweilen ergibt, kann für eine Partnerschaft zu einer großen Belastung werden.

Andererseits muß die Partnerschaft im Zweifelsfall hinter den Interessen der spirituellen Entwicklung des Abhyasi und hinter den Interessen der SRCM zurückstehen (80). Dies wird durch die Hinweise Chariji’s, er habe selbst Familie, nicht widerlegt, da seine Familie selbstverständlich, wie es der indischen Tradition entspricht, seinen Weg teilt. Für Chariji haben die Fragen der Rangordnung zwischen Angelegenheiten der Familie und des Guru deutlich einen anderen Stellenwert als ihnen in der westlich geprägten Mentalität zukommt.

Bezüglich Kindern ist festzuhalten, daß ein Kind zwar ohne weiteres in der Lage ist, von sich aus ins Spiel vertieft, angesichts von etwas Schönem oder auch einfach träumend eine Zeitlang stillzusitzen. Regelmäßige, disziplinierte Meditation ist jedoch etwas anderes. Im Falle der Kinder von Anhängern Sant Thakar Singh’s (ein Guru aus der Tradition des Kirpal Ruhani Satsang) wurden Schädigungen des kindlichen Gemütes festgestellt (81). Es hat schon seinen Grund, daß Kinder nach SRCM-eigenen Rundschreiben eigentlich erst ab 18 Jahren zugelassen sind (82). Allerdings wird dieses Prinzip durchbrochen, indem sie des öfteren ausdrücklich mit eingeladen sind (auch zu Anlässen, bei denen meditiert wird) (83) und die Altersgrenze für bestimmte Zwecke auch herabgesetzt wird. (84)

Angesichts des Gesellschafts- und Menschenbildes der SRCM ist es im übrigen nur natürlich, daß Abhyasis sich um das Seelenheil von ihnen anvertrauten Kindern sorgen und sie möglichst früh in Kontakt mit den heilsamen Energien bringen wollen, um sie gegen die Einflüsse der unheilen Welt zu immunisieren. An einer echten Wahlmöglichkeit besteht kein Interesse, da von vornherein feststeht, welches die beste Religion für das Kind ist.

Andererseits hat das Kind aber in der Regel keine Möglichkeit, diese Religion gründlich kennenzulernen, auch wenn immer wieder betont wird, wie einfach das gelehrte System ist – so einfach, daß es sogar Kinder verstehen können (85). Es sind in der SRCM keine Möglichkeiten vorgesehen, die maßgeblichen Schriften und Traditionen der hinduistischen Richtung, zu der die Mission gehört, in altersgerechter Art kennenzulernen. Es sind keine Möglichkeiten vorgesehen, sich mit anderen Schulen und Lehrrichtungen des Hinduismus auseinanderzusetzen und diese allenfalls mit anderen Religionen zu vergleichen.

10. Folgerung:

Die Beziehung zum Guru geht der Beziehung zur Familie vor. Im Zweifelsfall ist der Guru wichtiger.

11. Folgerung:

Es besteht keine altersgemäße spirituelle Unterweisung für Kinder. Die Anwendung der Methoden für Erwachsene ist für Kinder nicht geeignet, was nicht überall berücksichtigt wird.

1 Der Einfachheit halber halte ich mich bei indischen Ausdrücken und Namen an die englisch geprägte Umschrift, die unseren europäischen Lesegewohnheiten und den meisten an Europäer gerichteten indischen Publikationen entspricht.

2 Die Kayastha sind eine v.a. in Nordindien verbreitete Kaste, die sich zum Stand der Kshatriyas rechnet und traditionell dementsprechend v.a. in Regierung und Verwaltung tätig ist. Außenstehende bezeichnen sie als die Kaste der Schreiber und sehen sie als Sproß des Standes der Vaishya. In der rituellen Rangordung gehört sie zum unteren Ende des oberen Drittels, klassenmäßig sind die meisten ihrer Mitglieder der Mittelschicht zuzurechnen. Zu beachten ist, daß Verwaltungsberufe eine gute Schulung erfordern, aber trotzdem einer eher tiefen Einkommensklasse zugerechnet werden müssen (vgl. B. Kuppuswamy, Social Change in India, Delhi: Vikas 1972; D. Chakravorty, Systems of Indian Castes and Marriage, Varanasi: Jaiswal 1978)

3 Ram Chandra, Autobiography of Ram Chandra, Shajahanpur: Shri Ram Chandra Mission 1974

4 Diese Bemerkungen zum sozialen Hintergrund sind sowohl für die Einordnung von Ram Chandra von Bedeutung (seine Akzeptanz im indischen Umfeld, seine Möglichkeiten zur Kontaktnahme mit europäischen Reisenden, sein Zugang zu Ressourcen zur Errichtung eines Ashrams) als auch für die Beurteilung der weiteren Entwicklung unter seinem Nachfolger.

5 Manuskript Vorträge, S.58 (kopierte Sammlung von Vorträgen und Antworten auf Fragen)

6 Sahaj Marg Magazine April 1990: S.51; Babuji selbst schreibt, «…Seinen Wünschen entsprechend, die sich mir als Stellvertreter offenbarten, wurde die Mission gegründet …» – eine Formulierung, die sich sowohl im Sinn einer direkten Anweisung als auch im Sinn einer posthumen Eingebung interpretieren läßt (Ram Chandra, Der einfache Weg, München: Hugendubel 1992, S. 138). Nach den Maßstäben des indischen Volksglaubens kann aber beides legitim sein.

7 Manuskript Vorträge, S. 52 («Marseilles 8. Juli 1986»)

8 Für den Status in Indien und v.a. für den Stil der Lehre und der Leitung ist der Wechsel von einem Guru aus der Kaste der Kayastha zu einem Meister aus dem Stand der Brahmanen nicht unerheblich. Insbesondere die ältere Generation der Brahmanen, zu denen Chariji gehört, ist noch von Geburt an im Bewußtein ihrer rituellen und sozialen Vorzugsstellung aufgewachsen, die zudem anders als heute kaum durch das Vorhandensein neuer sozialer Klassen herausgefordert wurde.

9 Der einfache Weg, S. 24

10 Hinweise dazu finden sich in Sahaj Marg Magazine, April 1990, S. 62; abwertende Bemerkungen über die Zweifler lasen sich aus der Botschaft zum Geburtstag Lalaji’s 1993 herauslesen (Sahaj Marg Magazine Januar 1993, S. 2)

11 Persönliche Gespräche mit dem Präzeptor R.P. Mathur in Delhi; Laxmi Shanker, Sahaj Marg, Shajahanpur: Shri Ram Chandra Mission 1969; Ram Chandra, Reality at Dawn, Shajahanpur: SRCM 1979 (dt. in: Der einfache Weg – Meditation des Herzens, München: Hugendubel 1992); Kopie aus 10 Maximen, S. 101

12 Darum werden die Residenzen bekannter und anerkannter Gurus zu Pilgerorten – gerade die Mittelschicht nutzt den nach europäischem Vorbild arbeitsfreien Sonntag zu Familienausflügen zum «darshan» eines Heilgen oder zum Besuch des Familiengurus, anläßlich dessen z.B. auch ein Rat eingeholt wird, Personen sich segnen lassen oder Gegenstände zur Segnung gebracht werden.

13 Die Antike kennt dafür das Sprichwort «quod licet Iovi non licet bovi», in Indien gibt es viele Geschichten vom Zeitvertreib der Götter und Heiligen, die nicht nach Maßstäben menschlicher Moral gemessen werden wollen und als «lila» (göttliche Spiele) bezeichnet werden. Zur Position v.a. des traditionellen Guru, die hier nur kurz zusammengefaßt wird, vgl. Ralph M. Steinmann, Guru-Shishya-Sambanda – das Meister-Schüler-Verhältnis im traditionellen und modernen Hinduismus, Wiesbaden: Steiner 1986.

14 Margaret u. James Stutley, A Dictionary of Hinduism, London: Routledge 1977

15 Dies durch seine Verweise auf den Kundalini-Yoga und den Umgang mit Energie-Übertragung einerseits, durch seinen Anspruch, eine dem modernen Menschen angepaßte, vereinfachte Version des Astanga-Yoga zu präsentieren, andererseits (Der einfache Weg, S. 106ff).

16 So z.B. Steinmann (op.cit.) und Reinhart Hummel, Indische Mission und neue Frömmigkeit im Westen, Stuttgart: Kohlhammer 1980

17 In meinem Buch Gurus, Ashrams und der Westen (Frankfurt: Lang 1987) habe ich aufgrund von Gesprächen mit verschiedenen indischen Autoren und religiösen Autoritäten, sowie aufgrund des Studiums v.a. indischer Literatur, die sich mit dem sozialen und religiösen Wandel auf dem Subkontinent auseinandersetzt, zu zeigen versucht, daß die klare Trennung zwischen Hinduismus und Neohinduismus nicht unbedingt dem indischen Empfinden entspricht, sondern daß das hinduistische Religionssystem sektorielle Anpassungsprozesse durchmacht, indem es sich unter Rückgriff auf früher zwar nur am Rande, in Nischen oder in einer Bewegung eher kürzerer Lebensdauer vorkommende Vorgehensweisen – die nichtsdestotrotz zur Tradition gehören – an neue und/oder veränderte gesellschaftliche Bereiche anpaßt. Die Institution des Guru ist dabei ein Element, das wie kaum ein anderes auf neue Herausforderungen eingehen kann.

18 Gespräch mit Dozenten und Studenten an der Fakultät für «Oriental Studies and Sanskrit» der Banaras Hindu University, Varanasi, 23. März 1984

19 Auch dies kann jedoch als legitimer Anpassungsprozeß an die Gegenwart interpretiert werden, zumal auch die Naturwissenschaft in gewissem Sinne ein Glaubenssystem darstellt, von dem heilsbringende Wirkungen erwartet und dem legitimierende Wirkung zugeschrieben wird (vgl. Günter Ewald, Naturwissenschaftliche und religiöse Ideologien, EZW-Texte Impulse Nr. 35, Stuttgart: EZW 1993)

20 Dabei bedeutet die Mission nicht nur die Sendung, sondern auch einen Ort der Repräsentanz – so wie man etwa die Residenz eines Botschafter ebenfalls als «mission» bezeichnen kann.

21 Der einfache Weg, S. 162: «Ein weiteres Element unseres spirituellen Weges ist das folgende kurze Gebet, das täglich vor dem Zubettgehen demütig bittend gesprochen werden sollte, mit einem vor Liebe zum Göttlichen überfließenden Herzen: Oh Meister! Du bist das wirkliche Ziel des menschlichen Lebens. Noch sind wir nur Sklaven unserer Wünsche, die unseren Fortschritt hemmen. Du bist das eine Göttliche und die Kraft, die uns emporheben kann in jenen Zustand.»

22 Er beschreibt dies u.a. in seiner Einleitung zur deutschen Version von Reality at dawn, sowie in Der Meister, München: O.W. Barth 1977. Sogar der verstorbene deutsche Sektenkritiker F.-W. Haack konnte sich diesem Eindruck nicht entziehen (Hindumission und Guruismus – Bericht über eine Reise nach Indien, Materialedition 17, München: Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen 1982).

23 So z.B. anläßlich der Geburtstagsfeier des Meisters 1964 (Der einfache Weg, S. 21)

24 Angaben, die ich anläßlich meines Forschungsaufenthaltes in Indien 1984 persönlich erhielt.

25 Der einfache Weg, S. 61, vgl. auch S.175f: «[Die Übertragung von Kraft kürzt den spirituellen Weg ab, dazu benötigt man einen Guru, aber …] … damit möchte ich in keiner Weise die orthodoxe Idee des Gurutums bfürworten, die in meinen Augen nichts als geistige Sklaverei ist. In unserem System halten wir es mit der Idee gemeinsamer Bruderschaft im Geiste gegenseitiger Liebe … wir verurteilen scharf die Auffassung, wonach der Guru von seinem Schüler persönliche Dienste … verlangen darf … Vielmehr sind wir der Ansicht, daß der Lehrer dem Schüler aus dem Geiste des Dienens heraus nicht nur spirituell, sondern, wenn nötig, auch physisch beistehen sollte.»

26 Message 30. April (Geburtstag Babuji’s) 1991, «If we don’t follw His ideals then our very existence becomes a betrayal of the purpose we have accepted by becoming his associates.»

27 Botschaft zu Basant (Geburtstag Lalaji’s) 1990

28 Vorträge, S. 50f, 57, 60; die überragende Rolle des Guru kommt auch z.B. auf S. 29 exemplarisch zum Ausdruck oder in der Botschaft zum 30. April 1992: «…ausgehend von einem einfachen und durchschnittlichen Zustand, dennoch fähig war ein Meister höchsten Kalibers zu werden … … seine göttliche, allumfassende und alles ergebende (sic) Liebe …»

29 Der einfache Weg, S. 121

30 Sahaj Marg Magazine April 1990 S. 56 – Chariji hatte in seiner Jugend nach eigenen Aussagen Kontakte mit der Theosophischen Gesellschaft in Madras, der ein wesentlicher Anteil an der Verbreitung der Idee des neuen Zeitalters (Wendezeit, Wassermannzeitalter zuzuschreiben ist

31 Sahaj Marg Magazine April 1990, S. 56ff

32 Sahaj Marg Magazine Januar 1993, S. 7

33 Vorträge, S. 94

34 die königliche Straße durch das Leben (Vorträge, S. 80)

35 Vorträge, S. 95

36 Vorträge, S. 50, 95

37 Vorträge, S. 95

38 Sahaj Marg Magazine April 1990, S. 58f

39 Der einfache Weg, S. 28f, 136

40 Botschaft Chariji’s vom 20. April 1991; Vorträge, S. 86

41 «…to remember to reintegrate into our lost and disillusioned selves the glory of the cultural heritage and divine traditions that he has exposed before us in such magnificence …» (Message 30. April 1991 – vollst. Text siehe Anlage)

42 Z.B. Rundschreiben des österreichischen Zweiges vom 3. Juni 1991, 26. August 1991, 16. Juli 1992, 10. November 1993 – die Rede ist von um die 30 Briefe, die Chariji pro Tag erhält, und von bis zu 100 Telefonanrufen; nach der ab Ende 93 geltenden Regelung nimmt der Meister keine Anrufe mehr persönlich entgegen, Briefe sollten nicht mehr als eine maschinengeschriebene Seite umfassen und durch die Adressenformulierung als administrativ oder persönlich kenntlich sein; «if these guidelines are not followed, your letter cannot be answered».

43 Rundschreiben vom 18. Juli 1991

44 So hat sich die Radhasoami Satsang-Bewegung, zu der auch im Westen bekannte Gurus wie Thakar Singh, Kirpal Singh, Charan Singh, aber auch Eckankar gehören, seit der Gründung 1861 in über 50 verschiedene Linien gespalten (vgl. dazu die Studie von David Christopher Lane, Radhasoami Mat Parampara in Definition an Classification, Berkeley (CA): Graduate Theological Union 1981).

45 Mit Ausbildung meine ich hier natürlich eine Qualifikation gemäß den bei uns gängigen Maßstäben, die erstens praxiserfahrene, psychologisch und pädagogisch ausgewiesene Ausbildner verlangt, zweitens eine gewisse Intensität und damit auch Dauer nicht unterschreitet und drittens nach intersubjektiven Maßstäben geprüft wird. Dies sind nicht Kriterien, die innerhalb der SRCM im Vordergrund stehen. «Es ist wohl eine einzigartige Erscheinung in Sahaj Marg, daß Präzeptoren so verantwortlich arbeiten dürfen, und es dennoch so etwas wie eine persönliche Qualifizierung für diese Arbeit nicht gibt. Mit der Erlaubnis für eine höhere Arbeit durch den Meister ist die Fähigkeit, diese auszuführen, automatisch verliehen.» (Der einfache Weg, S. 23 Anmerkung)

46 Der einfache Weg, S. 187: «Entwickelt sich der Prozeß … bis hin zur Entsagung, so zeigt dies, daß die innere Vakuumisierung begonnen hat. Die Naturwissenschaft der Gegenwart versichert nachdrücklich, daß absolutes Vakuum niemals möglich sein kann. … Ich werde diese wissenschaftliche Theorie auf meine Weise erklären: Was immer nach der vollständigen Vakuumisierung zurückbleibt, ist die wirkliche Essenz …», S. 230: «Die Übertragung wirkt durch die Umwandlung von materie in energie und Energie in das Höchste.»

47 lt. Shanker, Sahaj Marg

48 In einer kleinen, nicht datierten Informationsbroschüre, welche die Mission, die Gurus und die Lehre kurz vorstellt (sicher nach Babuji’s Tod erschienen), wird erwähnt, daß die Universität Agra zwei Promotionen für arbeiten über das Sahaj Marg-System verliehen hat, außerdem habe das eigene Sahaj marg Research Institute in Tirupati (Andhra Pradesh) zwei Studien (research publications) publiziert. Ansatzweise zielt dies in eine gleiche Richtung, wie sie von der Transzendentalen Meditation extensiv praktiziert worden ist.

49 Der Fundamentalismus christlicher, islamischer und anderer Provenienz versucht seine Ansprüche auf eine gleiche Art zu untermauern, indem verschiedene Abschnitte heiliger Schriften als im naturwissenschaftlichen Sinne wahr und überprüfbar angesehen werden.

50 So z.B. in einem Vortrag der SRCM am 29.6.91 in Mönchengladbach: «…eine Weile dieses System praktiziert … hat, dann sollte man sich auch bemühen, daß die eigenen Zweifel nicht immer störend im Wege dazwischen stehen. Also man sollte dann aufgrund der gemachten Erfahrungen und des Vertrauens in sich selbst auch wirklich versuchen, diese Vorurteile, die eigenen Projektionen zu lassen und sich mehr und mehr dieser Führung zu übergeben.» Rajagopalachari, Vorträge, S. 11: «Lasse zuerst seine [des Meisters, d.Verf.] spirituelle Übertragung zu und vergiß alles andere. Dabei ist es eine Gnade, daß wir die Übertragung überhaupt nicht zu verstehen brauchen, wir müssen sie lediglich aufnehmen.»

51 «Jede Meditationsart hat ihre Gefahren, ihre Grenzen und ihre Blockierungen. Mißtrauen muß jede Methode wecken, die ein Rezept für all und jedes sein will …» (Albrecht Strebel, Meditation in Ost und West, Information Nr. 65, Stuttgart: EZW 21977)

52 Botschaft für den 30. April 1992: «Sein [Babuji’s] Leben Seine Entwicklung Seine das Höchste erreichende Vollendung bieten uns das perfekte Beispiel eines richtig und nützlich gelebten Menschenlebens, indem jede nur mögliche Gelegenheit ausschließlich auf den einen und einzigen Zweck hin ausgerichtet genützt wird, ein vergöttlichter Mensch zu werden! – was Er ausdrücklich als Ziel des menschlichen Lebens dargelegt hat. … Ich bete, daß der verehrte Babuji Maharaj die gesamte Menschheit segnen möge, sodaß eine jede Seele, die im Dunkelheit von Unwissenheit und Vergröberung gefangen liegt, zu dieser göttlichen Möglichkeit erweckt werde … die einzige Möglichkeit, wie Er zu werden, besteht darin, ihm nachzueifern.»

53 z.B. Der einfache Weg, S. 65: «Ich darf an dieser Stelle versichern, daß erfolgreiche spirituelle Schulung einzig und allein durch die Yogatechnik der Übertragung möglich ist.»

54 Vorträge, S. 91ff

55 Der einfache Weg, S. 172

56 «Den Anspruch zu erheben, nur eine Religion oder nur eine Gottheit könne jemanden zu Gott führen, ist lächerlich und lügnerisch …» Vorträge, S. 94

57 z.B. bezüglich Joh 14,6: «Dem stimme ich zu, es war keine Lüge, aber die Gültigkeit war begrenzt auf seine Lebenszeit. Zu seiner Zeit war er vielleicht eine Tür zum Himmel, versteht ihr?» Vorträge, S. 94

58 Vorträge, S. 98, über die Schüler in verschiedenen Nationen: «Ihr seid eins. Ihr wart immer eins. Aber ihr habt es vergessen. Jetzt kommt wieder zusammen und geht zusammen eurem gemeinsamen Ziel entgegen.»

59 «Also ist der Meister nicht nur das wichtigste Element unseres Systems, er ist vielleicht DAS Element unseres Systems.» (Vorträge, S. 34)

60 «Gott spielt also zwei Rollen, die eine als Gott, mit dem wir verschmelzen müssen, und die andere als der Gott, der Meister, der uns hilft, mit ihm zu verschmelzen. Dies ist also die Erkenntnis der Tatsache, daß das Verschmelzen mit dem Göttlichen ohne einen Meister unmöglich ist.» (Vorträge, S. 34)

61 Sahaj Marg Magazine, April 1990, S. 56

62 Siehe Anmerkung

63 So beschrieben bei Muz Murry, Seeking the Master, Jersey: Spearman 1980, S. 394

64 «… Ihm nacheifern, in seiner Liebe und seiner Hingabe seinem Meiter gegenüber, in Seinem totalen Vertrauen in die Möglichkeit, Verschmelzen mit dem Meister zu erreichen, … … Dann geschieht das Wunder, daß das schwache, bittere und zwecklose – Ich -, daß sich auf der gemeinen Bühne einer weltlichen Existenz zur Schau stellte, abfällt und das wahre-Ich-, der ewige Gott, das Selbst, das innen sitzt, zum vorschein kommt …» (Botschaft zum 30. April 1992)

65 Kritische Anmerkungen hierzu z.B. bei Strebel, Meditation, a.a.O.

66 Der Hinduismus im Allgemeinen und Chariji im Besonderen hat wenig Verständnis für die Realität von dunklen Persönlichkeitsanteilen. Daher auch eine konsequente Ablehnung von christlichem Schuldverständnis und erst recht der katholischen Beichtpraxis: «Religionen benutzen zwei Werkzeuge: Versuchung und Angst.»; «Liebe hat in der Religion keinen Platz, in keiner Religion.»; «Die Spiritualität sagt: Vergiß die Vergangenheit!»; «Wenn du dasitzt und über die Vergangenheit grübelst, vergeudest du deinen Zeit»; «Ich war immer davon überzeugt, daß es arrogant ist, sich wegen seiner begangenen Sünden elend zu fühlen»; «Ihr seht also, daß die Beichte keinen Wert hat» (Vorträge, S. 96f)

67 «Sahaj Marg macht ein spirituelles Abenteuer zu einer glorreichen, sicheren und gesicherten Möglichkeit innerhalb der kurzen Spanne einen Menschenlebens.» (Botschaft für den 30. April 1992), vgl. auch Anmerkung ; «[wir verfügen] mit Sahaj marg über ein einzigartiges System, das jedermann überall ausüben kann» (Vorträge, S. 31); andrenorts wird beschrieben, wie Babuji sogar in der Zukunft gearbeitet habe – und zwar 43 Millionen (!) Jahre in der Zukunft, wenn nach der hinduistischen Mythologie eine Persönlichkeit erscheinen wird, um die Auflösung des Universums zu bewirken: «… der Meister legte die Basis für jene Arbeit zu jener Zeit.» (Vorträge, S. 63); «[Ist das letzte Ziel des Strebens eines Schülers] die sogenannte Befreiung (aus dem zyklus der Wiedergeburten so sind sich fast alle darüber einig, daß nur Raja Yoga den absolut sicheren Weg anbietet und daß jeder, der für die Befreiung bestimmt ist, früher oder später dem Raja Yoga begegnen muß. Unser System, die Praxis des Sahaj marg, hält sich streng an die Richtlinien des Raja Yoga, in seiner reinsten, unverfälschten Form.» (Grundlegendesund Praktisches über Sahaj Marg, München 1978, S. 8)

68 «Er [der Meister, d. Verf.] sät, wir stellen die Erde zur Verfügung. Und wie die Erde auch sonst, muß sie sauber gehalten werden, frei von Unkraut. Wir müssen also mitarbeiten. … Er sät, wir geben Ihm die Möglichkeit, in uns zu wachsen.» (Vorträge, S. 45); «Während wir alles geben können, was Er geben kann, wird Kontrolle deshalb ausgeübt, um sicher zu gehen, daß jemand es auch verdient.» (Vorträge, S. 54); «Wenn jemand gezwungen wird, in sich selbst hineinzugehen und sich selbst zu prüfen, dann entsteht daraus …, Paranoia usw. … All dies wurde vom falschen Verständnis von Freiheit erzeugt. … habt keine falschen Vorstellungen von Freiheit.» (Vorträge, S. 71); «Und was ist eine noch größere Sünde als Fixierung auf die Vergangenheit? Sie besteht darin, diese Gelegenheit zur Selbstkorrektur zu verpassen und zu versäumen, weiterzugehen auf dem Pfad der Evolution, und zu versuchen, so zu bleiben, wie wir sind, mit verrückten Ideen, animalischen Gedanken an Vergnügen, Freude, Freiheit usw.» (Vorträge, S. 75); «Auch in der spirituellen Praxis ist unser Erfolg bzw. unser Mißerfolg uns selbst zuzuschreiben. Es hat nichts mit dem System oder mit dem Meister zu tun.» (Vorträge, S. 127)

69 Denn das Verschmelzen mit dem Göttlichen ist «ohne einen Meister unmöglich» (Vorträge, S. 34); «[Wir müssen wieder und wieder leben.] Es besteht keine Möglichkeit, dies zu verweigern oder abzubrechen, außer durch Umstände, die von außen besagen: – Hört auf mit diesem Unsinn. Laßt das Rad los.- Wenn man dann aber weiter wie ein Kind an dem Rad festhält und behauptet: -Nein, ich finde es schön! -, dann entgegnet der Meister:- Denk daran, daß du nichts mehr ändern kannst, wenn du einmal vom Boden abgehoben hast, und daß du die runde noch einmal ganz durchstehen mußt.-» (Vorträge, S. 88); «In dem Augenblick also, in dem wir in Meisters Einfluß geraten, müssen wir in unserem Herzen akzeptieren, daß wir hier eine Wahl zu treffen haben und daß hinterher nichts mehr zu ändern ist.» (Vorträge, S. 89); vgl. S. ; «Wer also Sahaj Marg verlässt, dem folgen keine Bannflüche oder Drohungen, dem folgt höchstens das Bedauern darüber, dass er sich selber schädigt.» (Sahaj Marg Magazine, April 1990, S. 54f; S. 56 aber:) «Wenn ich auch der Höhe und der Kraft des Glaubens von Lalaji nicht fähig bin, so kann ich doch mit groser bestimmtheit sagen, das jedes Abweichen von seiner Glaubenslinie Aberglaube ist, der in die Irre führt und zerstörerisch wirkt. Aberglaube führt vom geraden, direkten Weg – wie es Sahaj Marg ist – ab, leitet bestenfalls in Sackgassen und schlimmstenfalls ins Verderben, ist also in jeder Form verwerflich. Welch negative Auswirkung der Aberglaube für die ganze Menschheit haben kann, wird bei der Betrachtung der Geschichte des Christentums klar.»

70 «Wir müssen die innere Nähe [zum Meister, der Verf.] entwickeln. Um dies zu ermöglichen, müssen wir alle unsere Vorurteile aufgeben, alle unsere vorgefaßten Meinungen, wie ein Meister zu sein hat, wie er sich zu verhalten hat, welche Ausbildung er haben muß … Wir müssen also lernen, den Meister so zu akzeptieren, wie ER IST und den Meister in Ihm finden. Wir sollten nicht bestimmen, wie ein Meister sein sollte, um dann irgendwoanders nach ihm zu suchen.» (Vorträge, S. 39)

71 Milton Singer beschreibt diese in When a great tradition modernizes, Delhi: Vikas 1972

72 Die bekannten degenerativen Erscheinungsformen des modernen Meister-Schüler-Verhältnisses wurzeln ausserdem darin, daß westliche Schüler ihren bewusst nach westlichen Standards ausgerichteten und de facto ihrer eigenen Tradition entfremdeten Gurus gegenüber einerseits wohl traditionelle Devotion und Vertrauensbezeugung erweisen, doch andererseits … nicht bereit sind, diese an traditionellen Massstäben zu messen, … [Dies steht nicht im Einklang] mit dem traditionellen, insbesondere tantrischen, Grundprinzip der wechselseitigen Prüfung zwischen Sucher und potentiellem Guru.» (Steinmann, Guru-Shishya, a.a.O., S. 212)

73 «Babuji Maharaj sagte einmal in München, ich glaube es war 1980, …, daß die gegenwärtige Generation Seine Lhre nicht so leicht verstehen würde und daß Seine Bücher erst Tausende von Jahren später verstanden werden würden.» (Vorträge, S. 17); «Das Einzige, was wir vom Meister sagen können, ist, daß Er gegenwärtig ist. ER IST.» (Vorträge, S. 125)

74 Das Beraterkommitee hat vor allem eine kanalisierende Funktion – es ist angesichts der Verhältnisse in Indien kaum vorstellbar, daß Schüler selbst in dieser Stellung die Vorschläge des Guru wirklich der Kritik außetzen. Briefe und Telefonanrufe gelangen nicht mehr direkt zum Meister. Besuche in Indien brauchen eine Erlaubnis. Die Besuche in Europa unterliegen einem Stundenplan, der wenig Raum für spontane Begegnungen läßt, die zudem eher von Verehrung und Zuhören durch die Schüler geprägt sind als umgekehrt – die Frage-und-Antwort-Kapitel im Manuskript Vorträge zeigen dies deutlich.

75 Der Westen ist moralisch herabgekommen (Vorträge, S. 77), nur an Geld interessiert, die indische Kultur ist reifer, Ehen im Westen sind Papierehen, im Westen gibt es keine Meditation etc. etc. (Vorträge, S. 19, S. 37, S. 47)

76 Die Kirche ist Geist-los, das gesamte christliche Verständnis von Schuld ist Unsinn, Beichten demzufolge zwecklos, Nonnen sind dem Leben abgestorbene Menschen, Religionen allgemein sind nur Vorschulen der Spiritualität und können es sich ohne Schaden leisten, in Versuchung zu führen und Furcht einzujagen, (Vorträge S. 93ff, S. 125, S. 165), etc., etc.

77 Zudem muß der Anspruch des mythologischen Weltbildes auf naturwissenschaftlliche Realität auch hinterfragt werden – kann es mehr als eine Herausforderung westlicher Wissenschaftsgläubigkeit sein, wenn allen Ernstes behauptet wird, der Meister habe Energie-Übertragung zur Venus vorgenommen oder Millionen von Jahren in die Zukunft?

78 Vorträge, S. 95f

79 Sahaj Marg Magazine, April 1990, S. 56

80 Auf die Frage nach potentiellen Konflikten zwischen Familie und spiritueller Entwicklung: «Wenn ihr es dabei belaßt, eure Pflicht anderen gegenüber richtig wahrzunehmen, gibt es kein Problem. Wir wollen andere zufrieden und sogar glücklich machen. Und hier entsteht das Problem. … Wenn man viel Zeit und viele Möglichkeiten hat, kann man mehr als nur das eben Notwendige tun. … wenn wir sonst nichts zu tun haben, [steht es uns frei] unsere Beziehungen dadurch zu pflegen, daß wir mehr tun, als unbedingt notwendig ist. Wir leben aber in Verhältnissen, in denen wir jedoch immer weniger Zeit und immer mehr zu tun haben. … Die spirituelle Weisheit hat immer darin bestanden, daß man, solange man seine Pflicht sich selber gegenüber vernachlässigt, seine Pflicht den anderen gegenüber nicht erfüllen kann. … Unsere Pflicht findet in dem ihre Grenze, was pflichtgemäß getan werden muß und in nichts anderem. …Wenn die Frage nach Pflicht und Verantwortung der Familie gegenüber aufkommt, sind sehr oft eigentlich die Freunde gemeint. Meister hat gesagt, daß der einzige Freund der Meister ist. … Wenn wir unsere Pflicht dem Meister gegenüber erfüllen, ist all unsere Pflicht erfüllt.» (Vorträge, S.171-73)
«Wann können wir also den Meister volkommen lieben? Dann, wenn Er in unserem Dasein das Einzige ist.» (Vorträge, S. 133)

81 Kurt-Helmuth Eimuth, Die Sekten-Kinder, Freiburg i.B.: Herder1996, S. 51ff

82 gemäss Vortrag am 29. Juni 1991 in Mönchengladbach

83 z.B. zum Münchner Seminar 23.9.-28.9.92 (gemäß Schreiben aus Gräfelfing vom 7.9.); Seminar in Triest vom 21.-22. 11.92 (gemäß Schreiben aus Wien vom 27.10.); im Zusammenhang mit dem Seminar vom 21.12.90-4.1.91 in Augerans (F) wird sogar ausdrücklich erwähnt: «Kinder von 9-18 dürfen nur kommen, wenn sie meditieren.» (Schreiben aus Wien vom 24.9.90)

84 z.B. Europatour für junge Leute zwischen 14 u. 25 Jahren (gemäß Schreiben aus Salzburg vom 10.11.93)

85 Vorträge, S. 46

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