JMG Beit Moriyah – Jüdisch Messianische Gemeinde

Das messianische Judentum stellt in der jüdischen Religion eine Randgruppe dar und wird dort oft nicht ernst genommen. Messianisches Judentum identifiziert sich mit dem Judenchristentum der Antike und versucht, jüdische Identität mit dem Glauben an Jesus als den Messias zu verbinden. Wie viele messianischdische Menschen es gibt, ist sehr schwierig zu sagen. Viele schliessen sich entweder einer traditionellen Synagoge oder einer christlichen Kirche an

Elena Fiorenza

Shabbat Shalom! So wird man begrüsst, wenn man in die Gemeinde Beit Moriyah eintritt. Jeden Samstag feiert die Gemeinde zusammen den Sabbat. Ich wurde am Eingang von einer netten Frau freundlich empfangen und herumgeführt. Sie erklärte mir, dass die Gemeindemitglieder nicht alle einen jüdischen Hintergrund hätten. Sie selber kommt beispielsweise vom christlichen Glauben her. Genauer gesagt, sind die Mehrheit Christen. Nur etwa 15 Personen haben eine jüdische Abstammung. Es wird untereinander Deutsch gesprochen. Um 10.30 Uhr beginnt der Gottesdienst in der Synagoge. Diese besteht aus einem rechteckigen Raum, in dem etwa 50 Stühle stehen. Es ist keine traditionelle Synagoge. Am Ende des Raumes steht ein hölzernes Podest mit einem Rednerpult. Dahinter befindet sich ein Holzschrank. Das sei der Toraschrank, wie mir die freundliche Frau erklärte. Wegen der CoronaPandemie fällt der erste Punkt des Gottesdienstes, Schacharit, aus. Normalerweise wird die Tora aus dem Schrank geholt, daraus vorgelesen und in einem Rundlauf dürfen sie die Mitglieder berühren. Im Moment muss aber darauf verzichtet werden.

Heute beginnt der Gottesdienst mit hebräischen Liedern und zwei Psalmen aus der Bibel. Die Gottesdienstbesucher haben verschiedene Bücher bei sich, damit sie mitlesen können. Um sie nicht auf den Boden legen zu müssen, gibt es unter den Stühlen kleine Holzpodeste. Insgesamt vier Männer tragen einen Tallit, einen weissen Gebetsmantel mit blauen oder schwarzen Streifen. Dies ist ein Tuch, das sie um die Schultern gelegt haben und manchmal auch ganz über den Kopf ziehen. Die Frauen haben ihren Kopf unterschiedlich bedeckt. Einige haben ein Tuch um die Haare gebunden, andere tragen einen Hut oder eine Mütze. Wegen der Pandemie sind nur rund 20 Personen anwesend, der Gottesdienst wird live gestreamt.


Die Texte und Lieder sind zwar auf Hebräisch, auf der Leinwand steht aber immer auch die Übersetzung. Der nächste Programmpunkt, die Lehre oder die Predigt, ist in deutscher Sprache. Heutiges Thema ist Demut.

Der Gottesdienst endet um 12.30 Uhr und wir wechseln in den benachbarten Raum fürs Mittagessen. Jeder hat etwas mitgebracht und die Leute essen zusammen. Der Leiter der Gemeinde nimmt sich Zeit für mich und spricht mit mir über den Glauben und seine Gemeinde. Beit Moriyah ist grundsätzlich offen gegenüber Besuchern und heisst diese am Sabbat regelmässig willkommen. Ob Jude oder nicht, das steht für sie nicht im Zentrum. Man muss nicht von der Abstammung her Jude sein, um zur messianisch jüdischen Gemeinde zu gehören. Ausschlaggebend ist der Glaube an Gott, an Jesus und die Bereitschaft, sein Leben nach biblischen Grundsätzen zu leben. In Beit Moriyah besteht der Wunsch
nach Zuwachs. Platz ist vorhanden. Um zu einem Mitglied zu werden, durchlaufen die Gläubigen einen Prozess, der zwischen sechs und zwölf Monate dauert. In dieser Zeit werden sie in die Glaubenssätze und Lebensweisen eingeführt. Am Ende entscheidet ein Gespräch über die Aufnahme in die Gemeinde.

Die Gemeinschaft glaubt, dass Jesus oder Jeschua als der prophezeite Messias des jüdischen Volkes zurückkommen wird. Sie folgt dem jüdischen Glauben und der jüdischen Halacha. Die Halacha ist der rechtliche Teil der Überlieferung des Judentums und umfasst die Gebote. So werden beispielsweise auch nur die biblischen Feiertage zelebriert.

Der Gemeindeleiter erzählt mir, dass Beit Moriyah eine gute Beziehung zu christlichen Gemeinden und Kirchen pflegt. Sie sind gerne bereit, Einladungen anzunehmen und von ihrem Glauben zu erzählen. Ich empfand die Atmosphäre in der Gemeinde als sehr familiär und angenehm.

Zurück zu JMG Beit Moriyah