Braucht Gott Kleidervorschriften?

Ich wurde erst spät bekehrt und fühlte mich lange Zeit sehr wohl in der Gemeinschaft, obwohl ich zu den revolutionären Mitgliedern gehörte, die auch rügten, wenn andere Religionen kritisiert wurden.

Von Anfang an gefiel mir das Frauenbild nicht: Frauen gehören an den Herd und zu den Kindern. Frauen, die diesem Bild nicht entsprachen, wurden von einigen anderen schlecht gemacht. Gut! Trotzdem war die Gemeinde stets bemüht, einen guten Geist zu bewahren und ich war der Meinung, die Mormonen sind ehrliche Menschen.

Ich ging zum ersten mal in den Tempel, sollte etwas tragen, was ich mir nicht freiwillig aussuchen durfte, denn wenn ich es nicht trug, durfte ich nicht mehr in den Tempel. Wo war hier die vielgerühmte Entscheidungsfreiheit? Ich ging zum zweiten mal in den Tempel, denn man redete mir ein, ich hätte eines der Gebote nicht richtig verstanden. Also hoffte ich diese Weisung beim nächsten Mal wirklich zu verstehen.

Statt dessen wurde in einer Darbietung gesagt: Wenn du das nicht anziehst, dann kommt die Strafe Gottes über dich. Ich war erst einmal geschockt und dachte, ich hätte mich verhört.

Dieser Satz arbeitete in mir.

Und als ich ein betagtes Mitglied danach befragte, dass bereits seit über dreissig Jahren in der Kirche aktiv ist, wurde mir gesagt, vor dreissig Jahren wurden auch die Strafen aufgeführt, die Gott über dich verhängen wird, unter anderem mit der Handbewegung: Kopf ab. Daraufhin seien viele ausgetreten und der angeblich von Gott offenbarte Satz wurde aus der Veranstaltung gestrichen.

Da diese Kirche auf göttliche Offenbarungen aufgebaut zu sein scheint, kann ich nicht mehr an die WAHRE Kirche glauben. Gott ist gütig und ein Gott des Verzeihens und der unendlichen Liebe.

Ich begegne ihm überall dort, wo Mensch sich an der Reinheit der Herzen erfreuen und nicht an Kleidungsvorschriften, die nur rein äusserlich sind. Er kann uns bedingunglos so nehmen, wie wir sind. Ein Mann, der wirklich an Gott glaubt, kann eine intelligente Frau an seiner Seite zu ihrer vollen Grösse sich entfalten lassen.

Es gibt immer noch viel Positives an dieser Kirche, z.B. der starke Geist, den ich dort spürte und jetzt in der evangelischen Kirche, aber auch vieles, was der Neuzeit angepasst werden sollte. Doch vor allen Dingen brauchen wir dazu Männer, die in die Herzen schauen und nicht auf die Kleidung.

Ich bin ausgetreten, weil ich ein ehrlicher Mensch bin, der nicht mehr mit reinem Gewissen behaupten kann: Das ist die wahre Kirche Jesu Christi.

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