Astrologie

Astrologie kommt vom griechischen ἀστρολογία  . Der Begriff ist zusammengesetzt aus dem Wort astron (ἄστρον ), was Stern bedeutet, und logos (λόγος), was in diesem Zusammenhang Lehre meint.

Schon in der Steinzeit gab es Gestirnskulte, weiter ausgebaut in der Bronzezeit. Die Anfänge der klassischen Astrologie finden sich im altbabylonischen Reich (ca. 1850-1550 v. Chr.). Chaldäische Priester beobachteten die Himmelskörper, um Wetter und Klima für die Landwirtschaft einschätzen zu können. Aber auch für politisch-militärische Vorhaben zogen die babylonischen Priester Schlussfolgerungen aus ihren Himmelsbeobachtungen. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. wurde die Meteorologie von der Astrologie getrennt, als sich dieses altbabylonische Wissen durch die Expansion des griechischen Reiches in der hellenistischen Kultur verbreitete. Im 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden die Anfänge der individualisierten Astrologie, wie es sie heute noch gibt. Auf der Insel Kos, in der Schule des Hippokrates, wurden Astrologie und Medizin miteinander verbunden. Die Astrologie verbreitete sich bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. im gesamten Mittelmeerraum. Auch das Römische Reich entdeckte die Astrologie für sich und diese wurde im 1. Jahrhundert besonders beliebt.
Seit der Antike glauben Menschen in der Astrologie, dass die Himmelskörper eine gewisse Wirkkraft besitzen würden und diese das Geschehen auf der Erde beeinflussen könnten. Eine der wichtigsten Schriften dazu aus der römischen Antike stammt von Ptolemäus, die Apotelesmatika, auch Tetrabiblos genannt. In Ptolemäus‘ Werk Almagest erfasste und berechnete er mit der Epizyklentheorie die Bewegung der Planetenbahnen. Zu deren prognostischen Auslegung schuf Ptolemäus in der Apotelesmatika ein Regelwerk. Das Almagest wurde später von Kopernikus, Kepler und Galilei überholt, das Apotelesmatika wird jedoch teilweise heute noch in der astrologischen Zukunftsdeutung verwendet.

Im Mittelalter war es seit 623 n. Chr. verboten, Astrologie zur Zukunftsdeutung zu gebrauchen, diese galt als Form der Magie. Ptolemäus wurde jedoch hoch geschätzt als Astronom und Mathematiker, weshalb seine Texte in mittelalterlichen Universitäten gelehrt wurden. Es gab eine grobe Trennung zwischen einer naturphilosophischen und einer medizinischen Astrologie. Die naturphilosophische Astrologie enthielt den Kern der Astronomie, die Berechnung und Beobachtung der Himmelskörper. Dabei waren Voraussagen im meteorologischen Sinne durchaus erlaubt. Astrologen erstellten bis ins 17. Jahrhundert Wetterkalender und Empfehlungen für die Landwirtschaft. Voraussagen über Unwetter und Katastrophen waren jedoch meist unzutreffend, allein der Mondkalender hat bis heute überdauert. In der medizinischen Astrologie entstand ein Bedeutungsraster, die den damals bekannten sieben Planeten verschiedene Qualitäten zuschrieben. Diese würden dann verschiedene Krankheiten hervorrufen können, indem sie die Säfte des Menschen aus dem Gleichgewicht brächten.

Im frühen 15. Jahrhundert wurden einige antike Schriften zur Sterndeutung wiederentdeckt und die Astrologie war von 1450-1650 enorm beliebt. Auch Zukunftsdeutungen waren dann wieder erlaubt und vor allem im Übergang zur frühen Neuzeit sehr beliebt. Das lag wohl an der damals herrschenden Unsicherheiten in Politik, Wirtschaft, aber auch im Sozialen und Religiösen. Astrologen konnten damals anhand astronomischer Tafeln Planetenkonstellationen für beliebige Zeitpunkte bestimmen. Damit konnte anhand der Planetenkonstellation ein einfaches Geburtshoroskop für eine bestimmte Person berechnet werden. Daraus machten die Astrologen Vorhersagen über Ereignisse und Handlungsweisen dieser Person. Dies waren die Anfänge des heute noch verbreiteten Geburtshoroskops.

Im 17. Jahrhundert trennte sich die Astronomie von der Astrologie und wurde zu einer anerkannten Wissenschaft der Planetenbewegungen. Die Astrologie wurde zunehmend abgewertet und gilt bis heute in der Wissenschaft als unseriös.

Chinesische Astrologie

In China katalogisierten Kosmographen seit dem 4. Jh. v. Chr. Sternbilder und die Bewegung der Himmelskörper. Astrologen versuchten dadurch Ereignisse vorauszusehen. Später entstand ein Mondkalender mit 28 Teilen und die 12 Tierkreiszeichen. Zentral in der chinesischen Astrologie ist vor allem Jupiter. Auch in der chinesischen Astrologie gibt es Tierkreiszeichen, die jedoch vom Mond abhängen, nicht wie im Westen von der Sonne. Im Wechsel wiederholen sich diese Tierzeichen in einem 12-Jahreszyklus, der jeweils unter Einfluss eines Elementes steht. Es gibt Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein, als Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Wobei das Tierkreiszeichen des Geburtsjahres einer Person auch etwas über deren Persönlichkeit aussagen soll.

Indische Astrologie

Die indische Astrologie wird auch Jyotisha genannt und wurde ab dem fünften Jahrhundert n. Chr. entwickelt. Wichtige Elemente sind dabei die Fixsterne und die Sternbilder der Tierkreiszeichen sowie die Position des Mondes. Eine wichtige Praxis ist die Erstellung eines Geburtshoroskops, das nicht nur das Leben des Kindes vorhersage, sondern auch über sein Karma Auskunft geben könne. Wichtig sind diese Horoskope auch, wenn es um die richtige Partnerwahl geht.  Vor einer Hochzeit werden traditionell die beiden Geburtshoroskope miteinander abgeglichen, um zu sehen, ob die beiden zusammenpassen würden. Ausserdem könne anhand der Horoskope ein idealer Hochzeitstermin gefunden werden.

Tierkreiszeichen  

Zeitraum

 

Element

 

Qualität

 

Temperament*

 

Lebensalter

 

Windrichtung

Deutsch Latein
Widder Aries 21. März – 20. April Feuer trocken + warm cholerisch  

Kindheit

 

Süd

Stier Taurus 21. April – 21. Mai Erde trocken + kalt melancholisch
Zwillinge Gemini 22. Mai – 21. Juni Luft feucht + warm sanguinisch
Krebs Cancer 22. Juni – 22. Juli Wasser feucht + kalt phlegmatisch  

Jugend

 

Ost

Löwe Leo 23. Juli – 22. August Feuer trocken + warm cholerisch
Jungfrau Virgo 23. August – 22. September Erde trocken + kalt melancholisch
Waage Libra 23. September – 22. Oktober Luft feucht + warm sanguinisch  

Mannheit

 

Nord

Skorpion Scorpio 23. Oktober – 22. November Wasser feucht + kalt phlegmatisch
Schütze Sagittarius 23. November – 20. Dezember Feuer trocken + warm cholerisch
Steinbock Capricornus 21. Dezember – 19. Januar Erde trocken + kalt melancholisch  

Alter

 

West

Wassermann Aquarius 20. Januar – 18. Februar Luft feucht + warm sanguinisch
Fische Pisces 19. Februar – 20. März Wasser feucht + kalt phlegmatisch

*Die Temperamentenlehre geht zurück auf antike Persönlichkeitsmodelle: Sanguinisch bezeichnet einen heiteren, lebhaften und leichtsinnigen Menschen, cholerisch einen leicht erregbaren und unausgeglichenen. Eine melancholische Person ist trübsinnig, misstrauisch und kritisch, eine phlegmatische ruhig und schwerfällig.

Die Bestimmung der Häuser, oder auch Felder genannt, hängt vom Zeitpunkt und dem Ort ab. Jedes Feld fasst ein Tierkreiszeichen. Die scheinbare Bahn der Sonne am Fixsternhimmel, der Ekliptikgrad, der über den Horizont steigt, wird in der Astrologie Aszendent genannt und bildet den Beginn des 1. Hauses. Zur Berechnung der weiteren Häuser gibt es verschiedene Methoden. Eines der häufigsten ist das äquale System bei der die Häuser in gleichgrosse 30°-Abschnitte unterteilt werden. Die unterschiedlichen Häuser stellen dann unterschiedliche Lebensbereiche dar, in denen dann anhand der Bedeutungen der Tierkreiszeichen, die darin liegen, verschieden gedeutet werden.

  1. Haus: Persönlichkeit und Lebensgefühl
  2. Haus: Erwerb und Besitz
  3. Haus: Kommunikation und Lernen
  4. Haus: Zuhause und Familie
  5. Haus: Kreativität, Leidenschaft und Lebenslust
  6. Haus: Alltag und Routine
  7. Haus: Beziehungen und Partnerschaft
  8. Haus: Verluste und Konsequenzen
  9. Haus: Gedanken und Philosophie
  10. Haus: Ansehen und Erfolg
  11. Haus: Freundschaft, Wünsche, Ziele und Hoffnungen
  12. Haus: Spiritualität und Unterbewusstsein

Geburtshoroskop

Das Geburtshoroskop wird anhand des Geburtsdatums, der Geburtszeit und des Geburtsorts berechnet. Je nach dem wie die Planeten zu diesem Zeitpunkt stehen, könne das Schicksal einer Person oder deren Persönlichkeit vorausgesehen werden, so der Glaube. Bereits im alten Babylonien wurden Geburtshoroskope für Herrscher erstellt und geglaubt, besondere Planetenstellungen, würden besonders grosse Macht des Herrschers voraussagen.

Stundenastrologisches Fragehoroskop

Bei einem Stundenastrologischen Fragehoroskop soll eine konkrete Frage mithilfe des Horoskops beantwortet werden. Es zeigt also weder Schicksal noch Zukunft, sondern soll lediglich der fragenden Person eine Entscheidungshilfe sein.

Mundanhoroskop und politisches Horoskop

Diese Art von Horoskopen gelten nicht einzelnen Personen sondern ganzen Nationalstaaten, Parteien oder Unternehmen. Oft werden sie zu Beginn eines neuen Jahres erstellt, um Katastrophen vorherzusagen oder auch Wahlentscheide etc. zu beurteilen.

Komposit

Beim Komposit werden die Horoskope von zwei Personen miteinander in Beziehung gesetzt. Es ist eine Art Beziehungs- oder Partnerhoroskop. Dabei werden vor allem die Positionen von Venus und Merkur miteinander verbunden.

Kombin

Ein Kombin ist eine andere Art des Partnerhoroskops. Dabei wird aus den Geburtszeiten und den Koordinaten der Geburtsorte der beiden Personen neue Geburtszeiten und -orte berechnet. Daraus soll dann gelesen werden, welches Ziel eine Beziehung hätte.

Synastrie

In der Synastrie werden Geburtshoroskope von zwei oder mehr Personen übereinander gelegt und daraus Beziehungen berechnet. Das gilt nicht nur für Liebespaare, auch Mutter Kind, Freunde oder Geschwister.

In der Astrologie wird einer Person bei der Geburt ein Sternzeichen zugewiesen und damit auch gewisse Charaktereigenschaften. Wissenschaftler der Universitäten Aarhus und Giessen haben dazu eine Studie mit über 15’000 Teilnehmern durchgeführt. Das Ergebnis war, dass keinerlei Verbindungen von Charaktereigenschaften eines Menschen mit dessen Sternzeichen besteht. Es gibt weitere solcher Studien zum Zusammenhang der Gestirne und dem Schicksal von Menschen, sie alle können keine Korrelation zum Horoskop nachweisen.

Ein wichtiges Mittel in der Astrologie sind die Sternbilder, denn sie sollen das Leben der Menschen beeinflussen und die Zukunft weisen wollen. Doch betrachten wir diese Sternbilder einmal aus wissenschaftlicher Sicht, handelt es sich dabei um Sterne, die viele Lichtjahre voneinander entfernt sind. Sie gehören eigentlich gar nicht zusammen, sondern sehen von unserem Planeten nur so aus.

Astrologen arbeiten häufig mit vagen und allgemeingültigen Beschreibungen. Die Menschen neigen dann dazu diese Beschreibungen auf sich selbst anzunehmen. Das nennt man den Barnum-Effekt. Ein weiterer Effekt, der den Astrologen in die Hände spielt, ist die Tendenz zur Selbstbestätigung. Menschen neigen dazu, hauptsächlich Informationen wahrzunehmen, die ihre eigene Weltsicht stützen, und vergessen oder ignorieren alles andere. Dies geschieht meist unterbewusst.

Wissenschaftlich gesehen ist die Astrologie also nicht belegt. Der Glaube an Astrologie kann mitunter auch sehr problematisch werden. Fragwürdige Astrologie-Fachleute können grossen Einfluss auf ihre gläubige Kundschaft ausüben, die in eine Abhängigkeit geraten und viel Geld ausgeben kann.

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