Gesetzestreue gegen Krieg – Besuch beim Freitagsgebet der MSAZ

Ein unpersönliches Turmzimmer

Im obersten Turmzimmer der Universität Zürich gibt es einen Gemeinschaftsraum. Dorthin gingen wir gemeinsam zum Freitagsgebet der Muslim Students Association Zurich (MSAZ).

Als wir den Raum betraten, sass dort eine junge Frau an einem Tisch. Neben ihr befand sich eine kleine Küche in dem ansonsten offenen Raum. Sie stand gleich auf und fragte uns, ob wir den Raum benötigten. Sie habe hier nur zu Mittag gegessen. Da sie den Raum abschliessen wollte, gingen wir wieder hinaus und warteten vor der Tür.

Bald schon kamen einige Männer und stellten sich zu uns in den Flur. Keiner der Männer sprach uns an oder nahm überhaupt gross Notiz von uns. Einige Frauen traten ebenfalls aus der Fahrstuhltür, gingen aber in ein anderes Zimmer.

Ein verwirrendes Frauenzimmer

Ich war verunsichert, wohin ich denn nun gehen sollte, und als der Mann mit dem Schlüssel kam und alle Männer in den grösseren Raum links vom Fahrstuhl gingen, trat ich in den kleinen Raum rechts. Im Eingang dieses Raumes befand sich eine kleine Garderobe und dahinter ein Gebetsraum mit vielen Gebetsteppichen zum Ausleihen und Sitzkissen. Eine junge Frau betete bereits und zwei weitere legten ihre Sachen ab, bevor sie kichernd wieder verschwanden. Wahrscheinlich würden sie bald zurückkommen, dachte ich mir, sie mussten sicher nur noch die rituelle Waschung vollziehen. Also setzte ich mich in den kleinen Raum auf den Boden und wartete. Es war alles sehr seltsam, denn die junge Frau betete in der Mitte des Raumes und in einer Ecke sass ein Mann auf einem Kissen, zugedeckt mit seiner Jacke. Ich dachte, das sei hier der Frauengebetsraum?

Aus dem Koran – Ein gesetzestreuer Prophet

Währenddessen lief bei den Männern deutlich mehr. Sie holten die Gebetsteppiche und legten sie auf den Boden, als die zwei Frauen ebenfalls eintraten.
Ein Mann fungierte als Vorbeter und stand auf. Er hielt ein paar Blätter in der Hand und fing an zu lesen, angefangen mit Versen aus dem Koran. Zum Thema wählte er die Übereinkunft der Muslime von Mekka und Medina. Abu Sufyan ibn Harb war damals der Vertreter von Mekka und dem Stamm der Quraisch und sein Gegenpart in Medina war der Prophet Muhammad. Sie hatten eine Abmachung getroffen, wonach jeder Muslim, der aus Mekka nach Medina kam, zurückgeschickt werden sollte. Abu Sufyans Sohn Abu Jandal reiste trotzdem von Mekka nach Medina, um den Propheten Muhammad und seine Gefährten zu treffen. Muhammad schickte Abu Jandal jedoch umgehend zurück nach Mekka, so wie er es mit dessen Vater vereinbart hatte.

Alles geschieht zu deinem Besten! – Eine Predigt mit Friedensmission

Der Vorbeter meinte, dieses rechtschaffene Verhalten Muhammads sei ein gutes Vorbild auch für die Konflikte in der heutigen Welt. So könne man den Frieden zwischen Staaten, Nationen und Bündnissen bewahren. Was auch immer mit uns Menschen geschehen würde, es sei immer zu unserem Besten. Das müssten die Menschen verstehen. Dies sei der Weg, um die Realität zu akzeptieren und den Frieden in dieser Welt zu erhalten.

Ein gemeinsames Gebet ohne Gemeinschaft?

Nun erhoben sich alle zum Gebet und auch die Frauen blieben im selben Raum. Warum diese beiden mit den Männern beteten und die anderen Frauen für sich im anderen Raum, blieb unklar. Nach dem Gebet gingen die Männer und Frauen eilig in den Fahrstuhl und zurück in ihren Uni-Alltag. Während des ganzen Freitagsgebetes wurden wir von keiner einzigen Person angesprochen oder irgendwie begrüsst. Man nahm schlicht keine Notiz von uns, und so machte die MSAZ nicht den Eindruck, als wollte sie irgendwelche neuen Mitglieder gewinnen. Von einer muslimischen Studentenverbindung hatten wir deutlich mehr Gemeinschaft und Offenherzigkeit erwartet. Also gingen wir etwas enttäuscht nach Hause.  

Jasmin Schneider, November 2023

Lexikoneintrag Muslim Students Association Zurich (MSAZ)