ISTA International School of Temple Arts

ISTA, die International School of Temple Arts, wurde im Jahre 2007 in Arizona von Robert Nichols («Baba Dez») gegründet. Bruce Lyon, der den Highden Temple (eine Mystery School) gegründet hat, half beim Entwickeln der Trainings für ISTA. ISTA versteht sich ebenfalls als eine sogenannte «Mystery School», die Lyon wie folgt beschreibt: “Mystery Schools appear at times of civilisation’s transformation […] to help those that are carrying the next advance in civilisation as downloaded already in the software of their souls […] so that they can be the bearers of that new civilization” (Quelle: https://www.highdentemple.org/)

ISTA dehnte sich über Australien und Europa zu einer weltweiten Organisation aus. Heute sollen Menschen in über 48 Ländern die Trainings von ISTA durchlaufen haben. ISTA sieht sich als Teil einer Transformationsbewegung, bei der sich das menschliche Bewusstsein zur Quelle des eigenen Seins öffnet, im Sinne einer Mystery School. Hauptsächlich arbeitet ISTA mit Spiritualität und Sexualität. ISTA hat die Vision einer Welt, in der Menschen friedlich, schamlos, und ohne Angst in Einklang mit ihrem Körper, ihrer Sexualität, ihren Emotionen und Geist leben können. Das Ziel über allem ist «Global Awakening».

ISTA glaubt an die Lebensenergie als Quelle von allem. Menschen verbinden ihren Geist über ihren Körper mit der Erde und können dadurch die Essenz der universellen Liebe erfahren. «We are here to Serve Life.» Dieses Zitat von ISTA beschreibt den Kerngedanken des Tantras, bei dem es darum geht, durch unterschiedliche Methoden eins mit dem Absoluten zu werden. ISTA sieht sich aber nicht nur als Tantra-Organisation, sondern vielmehr als Knotenpunkt verschiedener Traditionen und Strömungen. Dabei verfliessen gemäss ihren Aussagen Hindu-Shaivismus, Neo-Tantra, Anthroposophie, Ayurveda, Kabbala, Osho, Wicca, Hexerei, Mystik, Yoga und Schamanismus miteinander.

ISTA will Bewusstsein und Sexualität auf der ganzen Welt verbreiten und organisiert dazu Festivals und leitet und begleitet Seminare auf der ganzen Welt. Dafür bieten sie Workshops für die emotionale Befreiung, sexuelle Heilung, Selbstentwicklung usw. an.

Trainings:

ISTA Level 1; «The Spiritual Sexual Shamanic Experience SSSex”. In diesem ersten 7-Tage Kurs geht es um Spiritualität, Sexualität und Schamanismus. Dabei sollen die Kursleiter den Kursteilnehmenden dabei helfen, Licht in die eigenen Schatten zu bringen und dabei die Kraft freizusetzten, die in jedem steckt. Dabei geht es gemäss ISTA um Selbstliebe, Grenzen, emotionales Loslassen, Dialoge, schamanische Techniken, Manifestieren, Atemübungen und vieles mehr.

ISTA Level 2: «Spiritual Sexual Shamanic Initiation SSSIn». Wenn man den ersten Kurs absolviert hat, kann man den zweiten buchen, in dem man sich von alten Mustern befreien und sich mit dem tief liegenden Selbst verbinden lernen soll. Im Zentrum steht die schamanische Initiation, in der man die Angst vor dem Tod überwinden soll und mit dem transpersonalen Selbst gearbeitet wird.

ISTA PT: “Practitioner Training Program”. In diesem Kurs werden Interessierte zu Leitern ausgebildet, die wiederum in den Kursen und Seminaren die Methoden von ISTA anleiten sollen. Im Kurs wird vermittelt, wie man die Teilnehmenden dabei unterstützen kann, Grenzen und Bedürfnisse zu verstehen/kommunizieren und den Körper durch schamanische Werkzeuge emotional zu aktivieren. Das erste Modul dieses Trainings dauert neun Tage und das zweite drei Monate.

ISTA betreibt auch einen Blog, auf dem sie Artikel zu den Themen Sexualität und Spiritualität veröffentlichen.

Weiter gibt es ein Songbook bei ISTA, wo verschiedene Songs («Camel of Love», «Naked», «Cosmic Snake»…) für ISTA komponiert oder von ihnen geteilt werden.

Auch einen Podcast („The spiritual senual shamanic Podcast“) findet man auf der Homepage von ISTA.

Für Interessierte Personen, welche die Trainings absolviert haben, bietet ISTA online Kurse und monatliche Gruppenmeetings an, um vernetzt zu bleiben und sich auszutauschen.

Weiter gibt es das sogenannte «ISTA Family Fusion Experiment», bei den Eltern oder Personen, die mit Kinder arbeiten, ihren spirituellen, sexuellen und schamanischen Weg während einem einwöchigen Camp finden sollen. Dabei soll gelehrt werden, was Kinder und junge Erwachsene zum Älterwerden brauchen, um ganzheitlich verkörperte Menschen zu werden.

ISTA hat keinen Hauptsitz mehr. Heute ist eine Gruppe an Menschen, der «Governance Circle», bestehend aus Trainern und Organisatoren für die Koordinierung und Organisationvon ISTA zuständig. Dabei handelt es sich um fünf ISTA-Fakultätsmitgliedern, welche über finanzielle Angelegenheiten entscheiden und sich auch zu anderen Fragen beraten. Meist verlassen die Mitglieder nach einigen Jahren den Governance Circle, um Mitglied beim «Wisdom Circle» zu werden und bei Beratungen zu helfen.

Kurskosten von bis zu 2000-3000 Euro.

ISTA sieht sich mit verschiedenen Vorwürfen und Kritik konfrontiert. Meist geht es um sexuellen Missbrauch, Traumata und/oder Grenzen die nicht respektiert werden.

  • Längere Zeit war es den Leitenden von ISTA erlaubt, sexuellen Kontakt zu den Kursteilnehmenden zu haben, wobei der erste Schritt von der Teilnehmenden-Seite her kommen musste. Verschiedene Personen erklären jedoch, dass dies aufgrund des Machtgefälles sehr undurchsichtig war und diese Beziehungen teilweise nicht einvernehmlich waren. Heute soll der sexuelle Kontakt zwischen Teilnehmenden und Leitenden verboten sein.
  • 2011 wurde der Phoenix Goddess Temple in Sedona geschlossen, nachdem man ihn nach einer Durchsuchung als Prostitutionsring offenlegte.
  • Schwierig gilt weiterhin, dass Teilnehmende scheinbar eine Vereinbarung unterzeichnen müssen, in der sie die die volle Verantwortung dafür übernehmen, was im Kurs erlebt wird. Dies, ohne genau zu wissen, was auf sie zukommt. Im Vorhinein gibt es noch keine genauen Informationen zum Kursinhalt. Von Absolventen weiss man, dass dabei sexuelle Praktiken eingeschlossen sind.
  • Von verschiedenen Teilnehmenden ist bekannt, dass bei ISTA ein hoher Druck und Machtdynamikprobleme vorherrschen, welche sich negativ auf Teilnehmende auswirken und zu Grenzüberschreitungen und Missbrauch führen können.
  • Problematisch ist auch das sogenannte «People pleasing», bei dem die Teilnehmenden bei allem mitmachen, da es erwartet wird. Befindet man sich in einem Raum mit starker Gruppendynamik und hat man viel Geld für den Kurs bezahlt, ist es umso schwerer, sich abzugrenzen.
  • Als problematisch wird auch gesehen, dass Personen, die für unangemessenes sexuelles Verhalten oder Missbrauch bekannt sind, weiterhin im ISTA-Feld wirken.
  • Neben den sexuellen Aspekten sollen in den Kursen auch andere Praktiken vorgenommen werden, zu denen sich die Teilnehmenden laut einigen Aussagen gezwungen fühlen, wie etwa das Opfern und Essen eines Tiers. Da bei ISTA alles scheinbar unter Geheimhaltung geschieht, finden sich ehemalige Teilnehmende auf online-Foren oder in Facebook-Gruppen zusammen, um von ihren Erfahrungen zu berichten.
  • Nach vermehrten Vorwürfen hat ISTA auf ihrer Internetseite einen Accountability-Prozess angekündigt, in dem sie beschreiben, dass sie auf Feedback hören, Verantwortung übernehmen, Wiedergutmachung leisten und neue Modelle der Heilung und Lösung erforschen wollen. Der Prozess funktioniert so, dass die beteiligten Personen bei einem Vorfall zu einem Gespräch angeregt werden. Ist das Problem danach nicht gelöst, wird der Vorfall an das Verantwortlichkeitsteam weitergeleitet, das einem 5-Stufen-Prozess folgt, der zwischen drei Monate bis zu zwei Jahre dauern kann. ISTA schreibt, dass sie die Vorfälle genau untersuchen wollen und nichts auf Hörensagen oder Gerüchten geben. Wenn sich ein Kandidat nicht an die Richtlinien von ISTA hält oder sogenannte «Schattendynamiken» aufgedeckt werden, kann es zu einer Pause seiner Rolle bei ISTA kommen. ISTA will über das Strafjustizsystem hinausgehen, einen «ganzheitlicheren» Ansatz verfolgen, um das «Drama-Dreieck» Opfer, Staatsanwalt und Retter keinen Raum zu geben.
Zurück zu Tantra und Neo-Tantra