Förderverein Alevitische Kultur (FAK)

Das Alevitentum ist vor allem in Türkei und im Balkan verbreitet.  Die Religion formte sich zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert in Anatolien. Der Begriff „Alevit“ ist eine Fremdbezeichnung, welche sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Begriff für die Vielfalt an religiösen Praxen in ostantolischen Regionen durchsetzte. Viele Aleviten distanzieren sich jedoch von dieser Begrifflichkeit. Die Nähe und die Abgrenzung zur in Anatolien vorherrschenden sunnitisch-islamischer Glaubenstradition prägen die Aleviten bis heute. Das Alevitentum ist der vorislamischer Kultur von Anatolien weitgehend verbunden. Sie unterscheiden sich nicht nur von den islamischen Sunniten sondern auch von den iranischen Schiiten. Während vieler Jahrhunderte waren die Alevit*innen Ächtung, Verfolgung, Massakern und einer Assimilationspolitik ausgesetzt. Dies ist teilweise auch heute nicht anders. Die Aleviten tolerieren alle Religionen und Glaubensrichtungen und machen keine diskriminierenden Unterschiede. In der Türkei werden die Aleviten bis heute nicht als eine eigenständige Religion anerkannt.

Die im Kanton Bern lebenden Alevit*innen deuten ihre religiöse Zugehörigkeit unterschiedlich. Einige verstehen sich als Teil einer eigenständigen Religion, während andere das Alevitentum dem Islam zuordnen. Im Haus der Religionen in Bern verfügt der Förderverein für alevitische Kultur über eine Dergâh (Versammlungsort für religiöse und kulturelle Anlässe).

Die Alevit*innen verorten sich in der kurdisch-geprägten Richtung der „Raya/Riya Heq“ (Weg der Wahrheit) und verstehen sich als eigenständigen Universalglauben. Zentral ist die Suche nach der Wahrheit. Begegnungen auf dieser Suche können von Mensch zu Mensch unterschiedlich aufgefasst werden. Gemäss dem Raya/Riya Heq trägt der Mensch die Verantwortung für sich selbst und für das Leben in der Natur. Die Alevit*innen gehen folgenden Prinzipien nach: Gutes Denken, gutes Sagen und gutes Tun.

Der Glaube der Alevit*innen kennt keine bestimmte prophetische Hauptfigur. Der Glaube wird jedoch von religiösen Gelehrten gesichert, welche über Jahrhunderte in mündlicher und musikalischer Überlieferung das Überleben des Glaubens gesichert haben. In diesem System gibt es zwar erworbene und weitergegebene religiöse Kompetenzen aber keine Hierarchien. Die Raya/Riya Heq kennt kein heiliges Buch. Ihr Glaube wurde durch mündliche Überlieferung mittels Erzählungen, Musik, Poesie weitergegeben.

Durch ihren starken Naturbezug, in der sie die Natur mit all ihren Erscheinungsformen als Manifestation Gottes betrachten, haben Alevit*innen traditionell keine Sakralräume sondern kennen heilige Orte in der Natur. So kennen sie heilige Berge, Quellen, Wälder und Bäume. Dies widerspiegelt sich auch in der Architektur des Dergâhraumes im Haus der Religionen. Darin wurden neben den heiligen Elementen Feuer und Licht, Luft und Wind, Wasser und Erde auch die bedeutsamen Zahlen 12 und 7 aufgenommen. Dies ist insbesondere auf dem zentralen Gemälde im Raum sichtbar.

Die Alevit*innen treffen sich jeweils am Sonntag ab 10 Uhr in der Dergâh zum gemeinsamen Brunch und zu verschiedenen Ritualen und sozialen und kulturellen Anlässen.

Zudem gibt es regelmässige Aktivitäten wie den Frauen-Treff, den Kinderchor, Saz-Kurse und Sprachkurse.

Der Förderverein Alevitische Kultur biete auch folgende Workshops an:

  • Glaube, Musik und Tanz – Einführung Alevitentum
  • Kurmanci, Zazaki oder Türkisch? Umgang mit schweizerisch-kurdischen Schüler*innen
  • Wissen und Bildung – Umgang mit alevitischen Schüler*innen

Präsident Förderverein Alevitische Kultur: Hüseyin Dagdas

Leiterin Förderverein Alevitische Kultur: Özlem Duvarci

Die Alevit*innen gestalten im Haus der Religionen Dialogveranstaltungen mit. Sie sind in der Programmskommission und in der Bildungsarbeit des Haus der Religionen dabei.

Die Gemeinschaft umfasst derzeit zwischen 130 – 150 Mitglieder.

Eine von acht Religionen, welche im Haus der Religionen in Bern vertreten sind.

Förderverein Alevitische Kultur
Europaplatz 1
3008 Bern

haus-der-religionen.ch/alevitinnen/ 

 

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