Neugermanen

Die Begriffe „Neue Germanen“ oder „Neugermanen“ sind religionswissenschaftliche Fremdbezeichnungen für eine Strömung, die sich selbst „germanischer Glaube“ oder „nordische Religion“ nennt.

Manche neugermanisch orientierten Kreise und Personen verwenden für ihre Weltanschauung den altnordischen Terminus Asatru (Treue gegenüber den Asen, den Göttern). Andere nennen sich allgemein „heidnisch“ oder „pagan“, obwohl sie sich nur auf das germanische Heidentum beziehen, nicht auf andere als heidnisch bezeichnete Religionen.

Versuche, die Religion(en) der germanischen Stämme der Antike wiederzubeleben, finden sich bereits im 19. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert tendierte ein Grossteil dieser Projekte zu rechtslastigen politischen Haltungen. Die Haltung des Nationalsozialismus zum Neugermanentum war ambivalent, insofern die neugermanischen Organisationen verboten wurden, soweit sie sich nicht selbst auflösten, zahlreiche Ideen des Neugermanentums aber in die nationalsozialistische Weltanschauung einflossen. Insbesondere innerhalb der SS wurden neugermanische Lehren und Rituale gepflegt.

Die nach dem zweiten Weltkrieg begründeten neugermanischen Organisationen setzen sich z.T. bewusst vom Nationalsozialismus ab, andere sind revisionistisch orientiert.

Die grosse Mehrheit der neugermanischen Organisationen und Personen verehrt die Götter der antiken germanischen Völker, meist in ihrer nordischen Form, wie sie in der Edda belegt sind. Auch Schweizer Neugermanen verehren eher den nordischen Odin als sein alemannisches Pendant Wuota, den nordischen Thor statt des alemannischen Tunner. Hintergrund dieses Orientierung an nordischen Vorstellungen ist in erster Linie die Tatsache, dass der nordische Glaube der Wikingerzeit recht gut überliefert ist, wogegen das alemannische Heidentum aus spärlichen Quellen rekonstruiert werden müsste.

Die Götter werden verehrt durch Anrufungen und Opfer von Speisen und Getränken, z.B. an Hausaltaren.

Eine wichtige Rolle kommt den Runen zu, die zu Runenmagie, aber auch für Wahrsagezwecke eingesetzt werden können.

Wichtige Symbole der Neugermanenszene sind Thors Hammer namens Mjöllnir, die Weltenesche Yggdrasil und deren sächsische Form Irminsul.

Über die Verbreitung der Neugermanenszene gibt es keine verlässlichen Angaben. Verbreitungsgebiete sind die Länder mit germanischen Sprachen, aber auch Russland, wo Neugermanen auf die wikingischen Rus als Gründer Russlands Bezug nehmen. Stark ist die Szene in den USA.

In der Deutschschweiz scheint die Szene zurzeit zu wachsen, insbesondere bei jungen Leuten scheint die nordische Weltaschauung auf zunehmende Beliebtheit zu stossen.

Die Neugermanenszene ist umstritten wegen ihrer mehr oder minder ausgeprägten Neigung zu mindestens ethnopluralistischen, oft aber auch explizit rassistischen Ideen. Zwar gibt es Neugermanen-Organisationen, die von Ethnopluralisums und Rassismus bewusst Abstand nehmen, die Mehrheit der „nordisch“ interessierten Menschen dürfte aber genannen Vorstellungen nahe stehen.

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