Der deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer versah seine im Jahr 1981 begründete «Neue Medizin» ums Jahr 2004 herum mit dem Titel «Germanische Neue Medizin», um sie von der in seinen Augen «jüdischen sog. Schulmedizin» abzugrenzen. Weiters meinte Hamer in einem offenen Brief: «Ich bin jedenfalls stolz darauf, aus dem germanischen Volk der Dichter u. Denker, der Musiker, Erfinder u. Entdecker zu stammen. Warum sollten unsere lieben Welt-Mitmenschen nicht aus Germanien das schönste Göttergeschenk dieser Welt empfangen dürfen?»

Begründer der Germanischen Neuen Medizin war der deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer (1935-2017). Hamer wuchs als Sohn eines evangelischen Pastors auf und studierte selbst evangelische Theologie in Tübingen und Erlangen. Nach dem Magisterabschluss in Theologie im Jahr 1957 studierte Hamer in Tübingen und Marburg Humanmedizin. Im Jahr 1963 promovierte er über ein ophthalmologisches Thema.

Von 1964 bis 1966 arbeitete Hamer in einer Arztpraxis in Hirschau, ab 1967 verschiedenen Praxen im Raum Heidelberg. Im Jahr 1972 wurde Hamer Facharzt für Innere Medizin und wechselte in den Raum Hamburg. 1976 gab er seine Kassenzulassung zurück.

Im Jahr 1979 erkrankte Hamer an Hodenkrebs, den er nach den Methoden der wissenschaftsbasierten Medizin in der Universitätsklinik Tübingen entfernen liess. Hamer führte seine Erkrankung auf den im Jahr zuvor erfolgten gewaltsamen Tod seines Sohnes Dirk zurück und entwickelte daraus seine Neue Medizin, die er 1981 präsentierte.

Eine Darstellung seiner Neuen Medizin legte Hamer im Jahr 1981 der Universität Tübingen als Habilitationsschrift vor, welche aber im Jahr 1982 vom Habilitationsausschuss der Medizinischen Fakultät wegen fehlender Wissenschaftlichkeit zurückgewiesen wurde.

Ab 1982 eröffnete Hamer mehrere Kliniken für seine Heilkunde, die wegen des Todes eines  Grossteils der Patientinnen und Patienten wieder eingingen oder von den Behörden geschlossen wurden. Im Jahr 1986 verlor Hamer seine Approbation. Hamer arbeitete aber weiter als Arzt und Heilpraktiker.

1995 wurden Hamer und seine Neue Medizin einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch den Fall der damals fünfjährigen Krebspatientin Olivia Pilhar, deren Eltern Gefolgsleute der Hamerschen Neuen Medizin sind.

Im Jahr 1997 wurde Hamer vom Amtsgericht Köln wegen unterlassener Hilfeleistung und Verstosses gegen das Heilpraktigkergesetz im Zusammenhang mit Todesfällen durch die Behandlung mit seiner Neuen Medizin zu 19 Monaten Haft verurteilt. Eine Verurteilung in Frankreich im Jahr 2001 folgte, welche er 2004 bis 2006 absass.

Um 2004 benannte Hamer seine Neue Medizin in «Germanische Neue Medizin» um. Ab 2007 lebte Hamer in Norwegen, wo er im Jahr 2017 verstarb.

Schon in den Neunzigerjahren wurden GNM-Vertretende auch in der Schweiz aktiv. Im Jahr 2000 verstarb eine Patientin, die unter dem Einfluss der Neuen Medizin auf eine Medizinische Behandlung ihres Gebärmutterhalskrebs verzichtet hatte.

Im Sommer 2022 führte der Schweizer GNM-Vertreter Felix Opprecht eine «Swiss Tour» durch, bei welcher er an verschiedenen Orten in der Schweiz, z.B. in Lokalgruppen der Graswurzle-Bewegung, Werbevorträge für die GNM anbot.

Die GNM glaubt, dass fast alle Erkrankungen auf «biologische Konflikte» ausgelöst werden und durch «Konfliktolyse» geheilt werden können, z.B. durch Positives Denken oder Vermeidungsverhalten. Von der Inanspruchnahme von Methoden der wissenschaftsbasierten Medizin wird abgeraten, sie kann zu einem Ausbleiben der Heilung führen, ebenso wie Kritik an der GNM oder die Verwendung gewisser alternativmedizinischer Verfahren. So ist für GNM-Anwendende das Familienstellen ausdrücklich verboten, Homöopathie wird abgelehnt.

Schmerz soll heilende Wirkung haben, sodass Schmersstillung abgelehnt wird. Stattdessen soll eine Liedkomposition Hamers aus dem Jahr 1976 mit dem Titel «Mein Studentenmädchen» angehört werden, die heilend wirken soll.

Viren sollen laut Hamer nicht existieren, Impfungen werden abgelehnt, weil sie mit der Implantierung eines Chips verbunden seien.

Zahlreiche Personen behaupten, durch GNM von Krebs geheilt worden zu sein. Es handelt sich aber ausnahmslos um Fälle, bei denen die Krebserkrankung nur von den Betroffenen vermutet, nicht hingegen histologisch diagnostiziert wurde. In kritischer Sicht liegt keinerlei Beleg für eine Heilung durch GNM vor.

Die Zahl der Personen, die unter dem Einfluss der GNM auf eine medizinische Behandlung ihres Krebsleidens verzichtet haben und in der Folge gestorben sind, oft unter unsagbaren Schmerzen, beträgt mittlerweile mehrere Dutzend.

Ryke Geerd Hamer vertrat allerlei Verschwörungstheorien und fiel immer wieder durch antisemitische Aussagen auf.

In der Schweiz wird die GNM u.a. von folgenden Anbietenden propagiert:

Daniela Amstutz
6033 Buchrain

Harald Baumann
Kirchensteig 20
9502 Braunau TG
https://www.sfne.info/

Jürg Burki
Engelgasse 12
5704 Egliswil
http://www.grundregulation.com

Claudia Flisch
Weidstrasse 12
8105 Watt
https://claudiaflisch.ch/

Hanspeter Leutwyler
Hellbühlerstrasse 36
6017 Ruswil
https://grund-gesund.ch/

Felix Opprecht
GNM Kooperation
Haldenweg 1
5628 Aristau
https://www.gnm-kooperation.com/

Elisabeth Roth
Hagenstrasse 33
3852 Ringgenberg
https://roth-gesundheitspraxis.ch/

Roman Schwarb
Bleumattstrasse 16
5073 Gipf-Oberfrick
https://www.biologisches-heilwissen-schwarb.ch/

Sabine Steinhardt
Feldstrasse 4
8585 Schönenbaumgarten

Graswurzle schafft Raum für gefährliche Alternativmedizin – Felix Opprecht und die «Germanische Neue Medizin»