Aufwachsen in der NAK

Ich wurde, wie viele andere auch, in die Neuapostolische Kirche hineingeboren. Die Gesamte Familie Väterlicherseits war Neuapostolisch und die Gemeinde gab sich familiär, wir Kinder nannten jeden Onkel oder Tante. Die Familie meiner Mutter war Atheistisch, sie selbst in einem Kinderheim großgeworden, das von einer Neuapostolischen Heimleiterin geleitet wurde, trat in die Kirche ein, kurz bevor sie meinen Vater heiratete.

Meine Abnabelung begann früh, auch wenn ich mich als Kind nicht gegen den Kirchenbesuch wehren konnte. Der eine Punkt war, dass ich schnell bemerkte, dass mein großer Bruder bevorzugt wurde. Er durfte viel mehr und wurde von den Großeltern immer überall hin mitgenommen, während ich meist zuhause bei meiner Mutter blieb. Als ich nach dem Warum fragte, kamen äußerst seltsame Antworten zu stande. Der Tenor war in etwa ‚Frauen gehören an den Herd, Mädchen sind nix wert…‘. Ob das auch so gemeint war, weiß ich natürlich nicht, aber das war das, was bei mir ankam…

Der Zweite Punkt war, dass ich bereits als kleines Kind gerne, wie soll ich sagen, „träumte“. Ich besuchte andere Welten, Welten in denen ich frei war, und hatte Freunde, die niemand ausser mir sah… Ich erzählte zuerst meinen Eltern darüber, so etwas schönes will man ja teilen, doch die Antwort, die ich erntete, erschütterte mich zutiefst: So etwas erzählt man nicht, dann wird der Liebe Gott traurig und muß dich bestrafen ……

Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, ich glaube etwa 4 Jahre oder so, aber das war ein Schock, und stellte selbst das «Mädchen sind nichts wert» in den Schatten. Warum schenkt Gott wundervolle Träume von friedlichen Ländern und Freunde, die nur für einen selbst da sind, wenn er das im nächsten Moment bestraft????

Etwas stimmte hier nicht…..
In der Bibel standen Wunder, stand Nächstenliebe, stand, dass Gott alles vergibt, weil Jesus sich ja opferte. Doch die Taten der Erwachsenen und das was sie sagten stimmte nicht damit überein….

Nein diese Kirchgänge gefielen mir nicht mehr, und ich begann mich auszuklinken, was das Resultat nach sich zog, dass mein Vater begann, Inhalte der Predigt bzw. des Kindergottesdienstes (Sonntagsschule) abzufragen. Wenn ich daran denke, tut mir mein Hintern jetzt noch weh, von den Prügeln mit dem Kochlöffel.

Als ich sieben war, ließen sich meine Eltern scheiden. Einerseits traurig, war es auch eine Art Befreiung, da meine Mutter nicht ganz so stark auf den Gottesdienst beharrte, sprich keine Abfragen mehr, und auch kein böser Blick wenn ich mal wieder halb einschlief (passierte regelmäßig, ich mußte mich immer von Lied zu Lied retten – das einzige, was mir überhaupt an der Kirche gefiel). Allerdings sprach sie immer davon, dass ich doch wenigstens versuchen sollte, mir Mühe zu geben, von wegen Seelenheil und damit ich nicht in die Hölle komme (Wer glaubt denn bloss an sowas). Ihr zu liebe bin ich halt auch weiterhin gegangen und hab mich sogar konfirmieren lassen, obwohl ich längst andere spirituelle Interessen hatte (sie wär wahrscheinlich ausgeflippt, wenn sie es je mitbekommen hätte).

Denn auch wenn ich nicht mehr von den „Träumen“ und den Freunden erzählte, sie waren weiterhin da, und so begann ich mich mit den Theorien der Magie, Trance und ASW zu beschäftigen. Dort fand ich Bestätigung, keine Strafe wie bei diesem ominösen Gott…

Ich begann die Götter der Welt zu studieren, die Theorien der Neuzeit genauso wie die philosophischen und mystischen Gedanken des Altertums und stellte dadurch fest, dass es den Gott gar nicht geben konnte, sondern das es wenn, dann ganze Heerschaaren von Göttern und vor allem auch Göttinnen gibt und das Mädchen sehr viel wert sind in den polytheistischen Lehren…

Doch diese Studien und Erkenntnisse behielt ich für mich, bis meine Mutter starb, nach zwei Jahren schwerem Krebsleiden…

Der Trost über ihren Tod gab mir mein selbstgefundenes Wissen um die Philosophien, dass es mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern dass es nur ein Neubeginn ist.

Ich bat die Götter, ihr Einsicht in die Weisheiten der Existenz zu geben und begann nun endlich ein neues, eigenes Leben. Endlich frei von dieser Kirche und ihrem Gott. Seitdem studiere ich ganz offen die philosophischen und mystischen Ideen dieser Welt, und gehe meinen eigenen Weg, der sich vor allem am altägyptischen Pantheon und Mythologien orientiert, aber auch moderne Ideen magischer und esoterischer Art enthält.

Ich bin in keiner Gemeinschaft und ordne mich niemandem unter, ich bin frei und entscheide allein darüber, in welche Richtung ich mich entwickle.

Doch bei allem, was ich an dem spirituellen Weg meiner Eltern verdamme, so muß ich ihnen auch dankbar sein, dass mir so früh schon die Augen geöffnet wurden über die Falschheit und Blindheit dieses Weges, dankbar dafür, dass man mich als kleines Kind weitestgehend ignorierte und mich nicht zu einem Psychiater oder so geschleppt hat, damit dieser mich mit Psychopharmaka vollstopft, so wie es heute vielen anderen Kindern ergeht, die nicht in das Schema christlicher Ideen passen oder passen wollen.

Zu guter letzt noch ein Refrain aus einem Lied, das ich geschrieben habe:

Sei Frei
Frei von falschen Zwängen
so Frei wie der Wind
Frei wie der Reiter der Zäune
Sei frei denn es gilt
Für alle Menschen dieser Welt
Tu was du willst, doch schade niemanden
nicht einmal dir selbst

Seht es als Inspiration, euch selbst zu finden und euren Weg in dieser Welt frei von Fremdbestimmung und vor allem frei von jeglichen Dogmen.

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