Wort+Geist Bewegung

Die Wort+Geist Bewegung wurde im Jahr 1999 durch Helmut Bauer in Waldkirchen/Bayerischer Wald in Deutschland gegründet. Seit 2002 hat sie ihren Hauptsitz in Röhrnbach in Bayern. Ein weiteres Zentrum befindet sich in Nürnberg. Ansonsten setzt sich die Bewegung heute aus 25 Gemeinden zusammen, darunter befinden sich fünf in Österreich und eine in der Schweiz.

Der Gründer Helmut Bauer übernimmt als Stifterfigur und Gesamtleitung der Wort+Geist Bewegung eine zentrale Rolle in der Gemeinde ein. Nach Bauers eigenen Angaben, hatte er bereits 1990 sein Berufungserlebnis und entschied sich daraufhin sein Leben Jesus zu widmen und den Lebenswandel seiner Freunde und Familie zu inspirieren. Er trat 1994 der Freien Christengemeinde in Freyung bei und war da Teil des Leitungskreises. Ab 1997 veranstaltete er einen Hauskreis in seinem eigenen Wohnzimmer und besuchte gleichzeitig das Rhema-Bildungszentrum, eine Bibelschule in der Wort-des-Glaubens Tradition, in Wels, Österreich. 1999 spaltete sich Bauer wegen theologischen Unstimmigkeiten von der Freien Christengemeinde in Freyung ab und gründete in Waldkirchen das Wort+Geist-Zentrum, deren sich ein grosser Teil der Mitglieder seiner ehemaligen Gemeinde anschloss. Vor der Gründung war Bauer ein Kaufmann im Aussendienst. Er ist mit Marita Bauer verheiratet, welche die Wort+Geist Akademie leitet.

Zu Bestzeiten hatte die Wort+Geist Bewegung drei Gemeinden in der Schweiz in Bern, Landquart und Zürich. Gegen Ende der 2000er existierte nur noch die Gemeinde in Zürich, welche 2011 mit der heutigen YOU Church fusionierte. Sie benutzten gemeinsam die Räumlichkeiten in Kloten, bis sie sich 2015 allerdings, eigenen Angaben zufolge, aus theologischen Gründen wieder trennten. Etwa fünf Jahre existierte keine offizielle Gemeinde der Wort+Geist Bewegung in der Schweiz, wobei sich eine kleine Gruppe immer wieder an verschiedenen Orten traf. 2019 wurde erneut ein Ableger in der Schweiz gegründet, dieses mal in Wetzikon im Zürcher Oberland.

Die Wort+Geist Bewegung lässt sich der Wort-des-Glaubens Tradition zuordnen. Dieser Lehre zufolge soll nicht um das Gewünschte gebetet werden, da es bereits eingetreten ist. Erst das im Glaube gesprochene Wort führt allerdings zu dessen Empfang. Falls das Gewünschte nicht eintrifft, hat man zu wenig an die Wirksamkeit des Wortes geglaubt. Dies wird beispielsweise in den Heilungsgottesdiensten der Wort+Geist Bewegung ersichtlich, bei denen Beschwerden durch die schöpferische Kraft des Wortes geheilt werden sollen.

Eng im Zusammenhang mit der Wort-des-Glaubens Lehre steht das Wohlstandsevangelium, welches der Wort+Geist Bewegung ebenfalls zugeschrieben werden kann. Der richtige Glaube, sowie das gesprochene Wort, und die damit verbundene Gunst Gottes, zeigen sich demnach vor allem im materiellen, aber auch im persönlichen Erfolg.

Ganz zentral für den Glauben der Wort+Geist Bewegung ist, wie es der Name schon sagt, der Geist. Der Geist ist eine übernatürliche unsichtbare Energie, die jedem Menschen innewohnt und erst durch den Glauben wirksam wird. Die Energie des Geistes ist das bestimmende Element jeder Persönlichkeit, sodass diese nicht durch Erfahrungen geformt, sondern bereits das Resultat geistlicher Kräfte ist. Der Mensch kann sich somit nicht, oder nur sehr bedingt, formen. Ein geistlicher Mensch hat viele Vorzüge: er kann beispielsweise negative Atmosphären abweisen, ist mündig und somit nicht leicht manipulierbar oder kann durch seine geistliche Kraft über Differenzen mit anderen geistlichen Menschen hinwegsehen. Um die Erlösung für jeden Menschen zu erreichen, ist es für die Wort+Geist Bewegung somit nötig, das gesamte Christentum durch die Entdeckung der geistlichen Wirklichkeit zu reformieren.

Die Wort+Geist Bewegung verwendet als theologische Basis vor allem die Schriften des Neuen Testaments und stützt sich darin vorwiegend auf die paulinischen Werke. Alttestamentliche Gebote werden meist als nicht mehr gültig gewertet.

Es finden regelmässig Gottesdienste in allen Gemeinden der Wort+Geist Bewegung statt. In der Schweiz ereignen sich diese an drei Samstagabenden im Monat von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr im Hotel Swiss Star in Wetzikon.

Heilungsgottesdienste werden jeweils einmal im Monat in Röhrnbach und Deggendorf durchgeführt.

Die Wort+Geist Akademie ist, den Veranstaltern zufolge, eine „bewusstseinsbildende Lebensschule“. Gegen eine Studiengebühr (Grundpreis 60 Euro im Monat) können wöchentlich 6 Lehreinheiten à 35 Minuten besucht werden. Darin sollen „die grundlegenden Tatsachen des christlichen Glaubens“ vermittelt werden und den Studierenden „ein Bewusstsein über seine neue göttliche Identität“ gegeben werden[1]. Zur Vertiefung des Studiums werden Publikationen der Wort+Geist Medien AG empfohlen, welche eigene Bücher, Predigten und Musik verkauft.

Die sogenannte 4-Jahreszeit Akademie findet vier Mal im Jahr für jeweils eine Woche in Freyung statt. Diese wird zusätzlich zur fortlaufenden Wort+Geist Akademie angeboten. Tagsüber werden Lehrveranstaltungen zu christlichen Themen besucht. Abends gibt es die Möglichkeit, den sogenannten Erweckungsabend zu besuchen. Eine Anmeldung ist obligatorisch und kostet pro Erwachsenen 50 Euro.

In Nürnberg wird einmal im Jahr das Geist-Wochenende organisiert, welches aus Predigten und Musik besteht. Es ist keine Anmeldung erforderlich und kostenlos.

[1] https://zuerich.wortundgeist.de/de/Akademie/Studium.html; Zugriff: 29.1.2020.

Die Wort+Geist Bewegung ist in einer rechtsfähigen, öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts mit dem Stiftungszweck der „Verkündigung der Guten Nachricht Jesu Christi“ organisiert. Die Stiftung ist gemeinnützig aber nicht mildtätig.

Die Wort+Geist Akademie hat ihren Zweck in der Unterstützung der Stiftung in der Erfüllung ihrer Aufgaben. Sie ist als gemeinnützige GmbH organisiert.

Die Wort+Geist Medien AG ist in einer Aktiengesellschaft organisiert und als einziges Organ der Wort+Geist Bewegung vermögensschaffend.

Von verschiedenen Seiten wird der Personenkult um Helmut Bauer kritisiert. Er wird von seiner Gemeinde als „Völkerapostel“ betitelt und wurde als solcher 2008 ausgerufen. Die Auffassung ist somit, dass er von Gott gesandt wurde um den Glauben zu verkündigen. Er werde somit in den Vergleich mit dem biblischen Paulus von Tarsus gestellt, der eng mit dem Titel „Völkerapostel“ in Verbindung steht.

Auf die Kritik des Personenkults erwidert die Wort+Geist Bewegung, dass nicht Bauer selbst, sondern die Mitglieder der Gemeinde ihm diesen Namen gegeben hätten.

 Eine weitere Kontroverse sind die Heilungen, die im Rahmen der Heilungsgottesdienste stattfinden sollen. Da eine Heilung, der Wort+Geist Bewegung zufolge, bereits Tatsache ist und nur noch durch die Glaubensproklamation in Anspruch genommen werden soll, wird die Schuld für eine ausgebliebene Heilung dem Leidenden selbst zugesprochen. Diese Heilungslehre gilt bis hin zu unheilbaren oder tödlich verlaufenden Krankheiten. Der Leidende habe zu wenig geglaubt, sodass das Erwünschte nicht eintreten konnte. Diese Schuldzuweisung ins eigene Selbst kann zu psychischen Problemen, wie Depressionen, führen. Berichten zufolge, haben zahlreiche Hilfesuchende wegen der Heilungslehre der Gemeinschaft ihre Medikamente abgesetzt.

Die Wort+Geist Bewegung äussert in ihrer Stellungnahme zur Kritik zu den Heilungen, dass die Leidenden in den Heilungsgottesdiensten keinerlei Glaubensdruck erfahren würden. Die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe werde stets empfohlen und es gebe keinen Widerspruch zwischen göttlicher Heilung und medizinischer Versorgung.

 Auch die Verwendung der Finanzen der Wort+Geist Bewegung wird immer wieder kritisiert. Diese sei sehr unübersichtlich, unter anderem auch infolge der Organisation der Bewegung, bestehend aus Stiftung, GmbH und AG. In Aussteigerberichten wird von Spenden hoher Bargeldsummen in den Gottesdiensten zusätzlich zur Abgabe des Zehnten berichtet. Die kostenpflichtigen Veranstaltungen und Akademie der Wort+Geist Bewegung müssten, Kritikern zufolge, einen enormen Gewinn erzeugen. Über die genaue Verwendung dieses Gewinns erhalte man keine Angaben.

Wort+Geist verweist bei dieser Kritik auf die Finanzierung ihrer Stiftung, die allein aus freiwilligen Spenden bestehe. Die Spenden würden demnach allein für die, in ihrem Stiftungssatz erwähnten, gemeinnützige aber nicht mildtätige Zwecke verwendet werden.

Die Bedeutung der Liebe in der Wort+Geist Bewegung hat ebenfalls für Kontroverse gesorgt. Der geistliche Mensch ist, der Wort+Geist Lehre zufolge, zur bedingungslosen Liebe befähigt. Diese Liebe ist unendliche, positive Energie. Die Energie wird zu einem sogenannten „Liebesstrom“, der von einer Person zur anderen fliessen kann. Laut Kritikern überschreite dieser „Liebesstrom“ auch eheliche Grenzen, sodass es in der Gemeinde zu einer Art Partnertausch in den Leitungskreisen gekommen sei.

Die Öffentlichkeitsarbeit der Wort+Geist Bewegung hat auch dazu Stellung genommen und erklärt „dass der Einzug der echten Liebe Gottes auch in einer Ehe alles Unechte, alles Trennende und Zerstörende aufdecken kann, sodass sich das Echte und Gesunde durchsetzt“[1]. Die Bewegung würde jedoch die Ehe an sich in ihrer Gültigkeit anerkennen und begrüsse jede gut funktionierende Ehe.

[1] http://wortundgeist.de/archiv/Ausrichtung_Dez_2009.pdf, Zugriff: 29.1.2020.

Das Wachstum der Gemeinde ist stark rückläufig.

In der Schweiz gibt es zur Zeit etwa 25 regelmässige Gottesdienstbesuchende.

Internationale Website der Wort+Geist Bewegung:
https://wortundgeist.de/

Wort+Geist Zürich
Hotel Swiss Star
Grubenstrasse 5
8620 Wetzikon

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