Gott gibt es überall. Er muss nicht in einer Kirche oder Gemeinde gesucht werden.

Kennengelernt habe ich die Pfingstgemeinde durch meinen Ex-Mann, der schon längere Zeit dabei war. Anfangs sträubte ich mich, da ich gegen alles Religiöses war. Aber nachdem ich ein, zwei Mal beim Gottesdienst dabei war, gefiel mir die lockere Stimmung, die Predigten übers Erlöstwerden und vor allem das gemeinsame Musizieren und Singen.

Wie gesagt am Anfang war alles toll und richtig. Bis mein Ex-Mann ins Gefängnis musste. Man half mir zwar sehr, das Ganze zu überstehen und wieder auf die Beine zu kommen. Doch es wurde immer Beklemmender.

Als ich einmal geäussert hatte, ich würde mich scheiden lassen (mein Ex-Mann schlug mich auch), wurde ich kaum mehr aus den Augen gelassen.

Ich erzählte dem Pastor, dass ich geschlagen wurde. Und er meinte dazu nur, ich hätte das halt provoziert und sei selbst schuld. Ich müsse meinem Mann eine demütige Frau sein, und die Liebe könne alles erdulden.

Es wurden Sitzungen einberufen, an denen die Hauszellenleiter und der Pastor anwesend waren. Eine solche Sitzung dauerte normalerweise zwischen 2 bis 5 Stunden, in denen ich zuerst gerügt wurde, ich hätte mich falsch verhalten, und danach wurde gebetet, Gott solle mich heilen von dem Dämon und mir den rechten Weg weisen. Das war reine Gehirnwäsche. Und mein Ex-Mann hatte so etwas wie einen Freibrief, er konnte mit mir tun und lassen was er wollte. Schlagen war an der Tagesordnung.

Nachdem ich mein zweites Kind bekommen hatte, wurde es immer schlimmer. Ich musste wöchentlich zur Seelsorge und die Hauszellenleiterin besuchte mich fast täglich, damit ich ja nichts Dummes anstelle. Im Mai 2001 war es so schlimm, dass ich mitten in der Nacht, nachdem mein Ex-Mann endlich eingeschlafen war, die Polizei anrief.

Man brachte mich in ein Frauenhaus der Katholischen Kirche. Und wegen der Drohungen von meinem Ex-Mann musste ich 1 Jahr versteckt bleiben bis ich wieder ein normales Leben führen konnte.

Die Pfingstgemeinde mischte sich in alles ein, versuchte mich über meine Eltern zu erreichen und zum Umkehren zu bewegen.
Freunde wollten mit mir nichts mehr zu tun haben, Gotte und Götti von den Kindern legten ihr Amt nieder. Ich sei abgefallen vom rechten Weg usw.

Es war eine sehr harte Zeit.

Vier Jahre später war ich endlich geschieden, und man liess mich in Ruhe. Für die Menschen in der Pfingsgemeinde bin ich abgefallen und damit nicht mehr wichtig. Mein Ex-Mann ist immer noch dabei, hat wieder geheiratet. Seine Frau hat sich nach drei Monaten Ehe von ihm getrennt.
Für die Pfingstgemeinde ist aber nach wie vor der Mann der Arme.

Der Weg in ein neues Leben war eine Befreiung. Es braucht viel Mut, aber es lohnt sich. Keine Chrichtliche Vereinigung darf so viel Macht über einen Menschen ausüben. Gott gibt es überrall. Er muss nicht in einer Kirche oder Gemeinde gesucht werden. Ich habe meinen Glauben an das Gute nicht verloren, sondern er wurde dadurch nur gestärkt.

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