Neuere aus dem Hinduismus stammende religiöse Bewegungen

Hinduismus im Westen ab dem 20. Jahrhundert

Wirtschaftliche Gründe und die Suche nach besseren Ausbildungsmöglichkeiten bewogen viele Hindus nach dem Zweiten Weltkrieg nach Grossbritannien, in die USA oder nach Kanada auszuwandern. Im neuen Heimatsland versuchten sie dabei oft den Kontakt nach Indien beizubehalten, indem sie beispielsweise Priester oder Ehepartner in die neue Heimat brachten. Oft wurde nach der Ankunft ein Tempel errichtet und die bekannten Traditionen beibehalten. Auch politische Flüchtlinge fanden einen Weg in den Westen, wie beispielsweise Inder, welche aus Uganda oder Tansania vertrieben wurden und nach Grossbritannien kamen. Die Mehrheit der Schweizer Hindus sind tamilische Flüchtlinge, die dem Bürgerkrieg in Sri Lanka entkamen.

In den 1960er und den 1970er Jahren boomten Indienreisen und Ashramaufenthalte bei den Europäern, die sich auf eine spirituelle Suche machen wollten. Dadurch kam das hinduistische Gedankengut auch neben den Einwanderer in den Westen. Viele Europäer pilgerten nach Indien, um dort Antworten auf ihre Lebensfragen zu finden und spirituelles Glück in den religiösen Zentren zu erfahren. Viele integrierten daraufhin die Yogapraxis oder Teile davon, Meditation und indische Glaubenskonzepte in ihre persönliche Religionspraxis. Einige gründeten auch eigene hinduistisch ausgerichtete Gruppen. Zu den beliebtesten Zentren dieser Zeit zählen: Sri Ramana Maharshi Ashram, Babaji Ashram, Sai Baba Ashram, Sri Maharishi Mahesh Yogi Ashram (Transzendentale Meditation), Osho Ashram und Aurobindo Ashram.

Die Mehrheit der neohinduistischen Bewegungen gehen auf sogenannte Gurus zurück. Meist wurden die Bewegungen selbst von einem Guru ins Leben gerufen oder von engagierten Anhängern eines solchen Meisters. Diese verbreiteten dann die Lehre des Gurus und unterstrichen dessen Bedeutung. Der Guru gilt als Inkarnation oder Repräsentation Gottes. Dabei gibt es unterschiedliche Funktionen: Der Sat Guru (hat höchste Befreiung erreicht), der Diksha Guru (gibt Einweihungen), der Shiksha Guru (vermittelt religiöse Inhalte) und der Upa Guru (wirkt beratend). Zu Beginn wurden indische Gurus im Westen gefürchtet und galten als gefährlich. Ihnen wurde Kindesentführung, Gehirnwäsche, Missbrauch usw. vorgeworfen. Ab den 1980er Jahren entstanden weiterer Gemeinschaften, welche sich um einen Guru gruppierten wie beispielsweise Bhakti Marga, Amritanandamyi (Amma), Osho, Sathya Sai Baba usw. Zu Beginn waren Gurus meist nur in Indien und Interessierte mussten zu ihnen in die Ashrams reisen, wie das in den 1960er Jahren gemacht wurde. Seit den 1980er Jahren hat sich eine Bewegung der sogenannten globalen oder internationalen Gurus entwickelt, welche um die Welt reisen, Darshan geben, Konzerte aufführen, Menschen umarmen, Friedensprojekte leiten oder politisch aktiv sind. Heute verfügen viele spirituelle Bewegungen neben den lokalen Zentren in Indien auch über ein weltweites Netzwerk an Zentren, Tempeln und Vereinen.

Neben den von Einwanderer mitgebrachten religiösen Lehren und Praktiken sowie den Rückkehren aus den indischen Ashrams, spielten auch die missionarische Tätigkeit von hinduistischen Bewegungen im Westen eine wichtige Rolle in der Verbreitung des Hinduismus. Im Zuge von neohinduistischen Erneuerungsbewegungen im 19. Jahrhundert kamen in Bengalen verschiedene Arten der Krishna-Frömmigkeit auf, die ihren Niederschlag in verschiedenen Gruppierungen finden. Als bekanntester Vertreter dieser „neuen“ Krishna-Bewegung gilt Srila Prabhupada. Er wurde 1896 in Kalkutta geboren und begegnete im Jahre 1922 dem spirituellen Meister Srila Bhaktisiddharta Sarasvati Gosvarni. 11 Jahre später empfing er in Allahabad die formelle Einweihung. Im Herbst 1965 reiste Srila Prabhupada in die USA, um die Mission seines spirituellen Meisters zu erfüllen und Gottesbewusstsein im Westen zu predigen. Er führte ein einfaches Leben, hielt Vorträge, wann und wo immer er Gelegenheiten dazu erhielt. Im Juli 1966 gründetet er die internationale Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKON). Zwischen seinem 70. Und 81. Lebensjahr veröffentlichte er 80 Bücher in 28 Sprachen, gründete 108 Tempel und Farmgemeinschaften und weihte unzählige Schüler in seine Lehre ein. Durch die Missionsform des Singens und Tanzens und dem Verteilen der Bhagavadgita auf den Strassen wurden viele Jugendliche gewonnen, woraufhin sich immer mehr Gemeinschaften und Organisationen herausbildeten.

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