Amische

Die Amischen haben ihren Ursprung in der Täuferbewegung der Reformationszeit im 16. Jahrhundert. Sie spalteten sich 1693 von den, in der Täuferbewegung entstandenen, Mennoniten ab.

Der Name der Amischen leitet sich vom Gründer der Gemeinde, Jakob Ammann (1644-1730), ab. Ammann setzte sich für eine besonders strenge Durchsetzung der Dordrechter Bekenntnisse, das 1632 von niederländischen Mennoniten verfasste Glaubensbekenntnis, ein. Ihm nach sollte jeglicher Kontakt mit Menschen, die nicht rigide nach diesen Regeln lebten, vermieden werden. Diese sogenannte Meidung führte zur Abspaltung der Anhänger Ammanns, welche eine eigene Gemeinde, die Amischen, gründeten. Aufgrund der Verfolgung täuferischer Gemeinden in der Schweiz, emigrierten die Amischen ins Elsass, wo eine grössere religiöse Toleranz herrschte.

Zwischen den 1730er und 1850er Jahren wanderte der Grossteil der amischen Gemeinden aus Europa nach Nordamerika aus, wo die Religionsfreiheit bereits seit der Unabhängigkeitserklärung 1776 herrschte. Dies im Gegensatz zu Europa, wo sie in grossen Teilen erst im 19. Jahrhundert eingeführt wurde. Die letzte Gemeinde Europas löste sich 1937 auf. Seither sind die Amischen ausschliesslich in Nordamerika und Kanada zu finden.

Es existieren heute etwa 40 verschiedene Gruppierungen der Amischen, die sich allesamt in ihrem Glauben und ihrer Praxis unterscheiden. So gibt es strengere Gruppierungen, wie die Swartzentruber Amish oder die Old Order Amish, und weniger strenge wie die New Order Amish. Das alltägliche Leben der Amischen wird durch die Ordnung geleitet, welche von Gruppierung zu Gruppierung unterschiedlich ist. Sie ist nur mündlich überliefert und lässt sich als Reihe von Erwartungen an das Verhalten einzelner Personen verstehen.

Die Amischen legen generell wenig Wert auf theologische Konzepte und Schriften, sondern orientieren sich in ihrer Lebensweise am Leben von Jesus Christus. Ihr wichtigstes schriftliches Werk ist das Dordrechter Bekenntnis von 1632. Es wurde von niederländischen Mennoniten verfasst und enthält 18 Artikel. Diese befassen sich beispielsweise mit der Erwachsenentaufe oder der Meidung der (ungläubigen) restlichen Welt.

Allen Gruppierungen gemeinsam ist ihr ländliches Wohngebiet, abgesondert von der restlichen Gesellschaft. Diese Separation von der (ungläubigen) Welt, ist bereits aus Zeiten der Gründung der Amischen bekannt. Die Meidung von Menschen, die sich nicht am amischen Glauben orientieren, war schon immer ganz zentral für die amische Lehre.

Die Amischen sprechen in allen Gruppierungen das sogenannte Pennsylvaniadeutsch. Dieser auf Deutsch aufbauende Dialekt entstand im 18. Jahrhundert im Bundesstaat Pennsylvania durch süddeutsche Ansiedler. Er ist weder standardisiert, noch verfügt er über eine offizielle Grammatik.

Die Kinder der Amischen gehen typischerweise lediglich 8 Jahre zur Schule, statt den in den Vereinigten Staaten üblichen 12 Jahren. Darauf folgt meist eine informelle Berufsbildung in der eigenen Gemeinde oder Familie. Die Schulbildung und die Verweigerung des Militärdienstes durch die pazifistischen Amischen, führte in den Vereinigten Staaten bereits zu diversen Rechtsstreitigkeiten.

Die Gottesdienste der Amischen finden wöchentlich am Sonntag im eigenen Zuhause statt. Geleitet wird der Gottesdienst durch Laien, da eine theologische Bildung nicht für nötig gehalten wird. Nur verheiratete Männer können die Gemeinde leiten und werden durch ein Los ausgewählt, da das Auslosen eine Entscheidung von Gott zulässt und somit viel verlässlicher ist als eine Wahl durch den Menschen.

Die charakteristische Kleidung der Amischen wird von der Gemeinde vorgeschrieben. Sie unterscheidet sich von Gruppierung zu Gruppierung, ist aber stets schlicht und praktisch. Die Kleidung wiederspiegelt die Verweigerung der Amischen des weltlichen Genusses, und all jenem, das mindestens von den Amischen, als Luxuriös bezeichnet werden könnte. So sind in den strengsten Gemeinden sogar Knöpfe verboten, sodass Kleidernadeln oder Haken mit Ösen verwendet werden.

Die Amischen sind für ihren selektiven Umgang mit modernen Technologien bekannt. Der Grad dieser Abneigung unterscheidet sich je nach der Strenge der Gruppierung. Die Amischen lehnen aber meist nicht alle modernen Technologien ab, sondern modifizieren und selektionieren sie so, dass sie an ihre kulturellen Werte und sozialen Ziele angepasst sind.

Ein weiterer zentraler Bestandteil der amischen Lebensweise, ist der Transport durch die Pferdewägen. Dieser gilt seit dem Aufkommen des Autos Anfang des 20. Jahrhunderts als Symbol der Amischen. Jede amische Familie besitzt einen Pferdewagen und setzt dies wenn immer möglich als Fortbewegungsmittel ein. Es ist jedoch lediglich der Besitz von Autos verboten, sodass in vielen Gruppierungen Taxidienste angeboten werden. Der Pferdewagen zeigt erneut den Verzicht der Amischen auf moderne Technologien, sowie ihre Verbundenheit zur Natur.

Die Organisation der Amischen beschränkt sich lediglich auf die Existenz der einzelnen Gruppierungen und Gemeinden. Es gibt keine Dachorganisation, nationale Organisation oder Vergleichbares. Den Gemeinden, oder auf Pennsylvaniadeutsch Gmay, wird eine ausgesprochen grosse Autorität zugesprochen, sodass Entscheide stets innerhalb dieser gefällt werden.

Die verschiedenen Gruppierungen in 32 Bundesstaaten der USA und drei kanadischen Provinzen zählen etwa 300’000 Amische.

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