Brüderbewegung (Darbysmus)

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm in England die Brüderbewegung ihren Anfang. Sie wollte durch Konzentration auf die Bibel und einen biblischen Lebensstil die Urkirche wieder erwecken. Ihr Führer war der frühere anglikanische Priester John Nelson Darby (1800–1882). Darby schloss sich bereits bestehenden, der Kirche gegenüber sehr kritischen Kreisen an und gab ihnen Schwung und Gepräge.

1848 spaltete sich die Brüderbewegung in die «Exclusiven oder geschlossenen Brüder» und in die «Offenen Brüder» mit Georg Müller, dem späteren Waisenvater in Bristol, als geistigem Führer. Die Geschlossenen Brüder betonen die Reinhaltung der Gemeinde. Die Offenen Brüder achten eher auf die Glaubenshaltung des Einzelnen. Dadurch ergeben sich Unterschiede im Kontakt mit anderen Gemeinden und in der Kirchenzucht. In den anglikanischen Ländern bildeten sich noch weitere Abspaltungen.

1837 weilte John N. Darby in der welschen Schweiz, wo anschliessend die ersten Versammlungen entstanden.

Neben den «Geschlossenen Brüdern» (Christliche Versammlungen) fanden auch die «Offenen Brüder»  in der Schweiz Eingang. Letztere sind heute in der Vereinigung Evangelisch Freikirchlicher Gemeinden in der Schweiz zusammengeschlossen.

In den letzten Jahrzehnten war die Brüderbewegung in der Schweiz von einem deutlichen Rückgang der Zahl der Gemeinden und der Mitglieder betroffen.

Ab 1847 wurden darbystische Gedanken auch in Deutschland bekannt. 1854 hielt sich John N. Darby selber dort auf. Besondere Förderung fand die Brüderbewegung durch Carl Brockhaus (1822-1899) in Elberfeld.

In Deutschland schlossen sich die beiden Richtungen 1937 unter dem Druck der politischen Verhältnisse zum Bund freikirchlicher Christen und 1941 mit den Baptisten zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg bildeten sich drei Richtungen von Brüdern. Diejenigen, die mit den Baptisten im Bund Evangelisch- Freikirchlicher Gemeinden geblieben sind, die Christlichen Versammlungen («Geschlossene Brüder») und der Freie Brüderkreis («Offene Brüder»).

Zur Brüderbewegung gehören etliche im freikirchlichen Bereich aktive Verlage, so der Beröa-Verlag Zürich (Geschlossene Brüder), die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg (Offene Brüder), die Christliche Literatur-Verbreitung CLV Bielefeld (Offene Brüder) und das Missionswerk Werner Heukelbach (Offene Brüder). Bis 1937 gehörte auch der Brockhaus Verlag mit seiner Elberfelder Bibelübersetzung zu den Geschlossenen Brüdern. Aus den Reihen der Brüderbewegung stammt auch die Scofield Bible.

Die Brüderbewegung zählt weltweit ca. eine Million Mitglieder.

In der Schweiz ist die Gemeinde- und Mitgliederzahl der Brüderbewegung in den letzten dreissig Jahren stark zurückgegangen. Heute gehören vielleicht noch 3’000 Personen einer Gemeinde aus der Brüderbewegung an.

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