Vorsätze über Bord werfen

Ich hatte einen Freund, ein Maler und Dichter, ein Mathematiker, Physiker und Denker, früher mal Waldorflehrer gewesen, in dieser Funktion lernte ich ihn kennen, er unterrichtete meine drei Töchter.

Wir blieben lange Zeit in freundschaftlichem Kontakt, mir gefielen seine Gedichte und einige seiner Bilder habe ich in meiner Wohnung. Vor mehr als einem Jahr erzählte er mir voller Begeisterung von Avatar, das sei endlich ein Weg für ihn, auf der Leiter des Erfolges hinaufzuklettern und seine ungelösten Probleme in den Griff zu kriegen – mit der Mutter, mit der Exfrau, mit dem Bruder….

Aus den begeisternden Erzählungen wurde bald ein Drängen, dass ich auch einen solchen Kurs belegen möge, da mir doch das Schicksal so sehr zugesetzt hätte, und ich solle doch endlich dadurch mein inneres Potential zur Wirkung bringen. Das Geld dafür kommt „von selbst“, wie er meinte, darüber bräuchte ich mich nicht zu sorgen, nach dem Motto: „wem Gott schickt ein Häslein, dem gibt er auch ein Gräslein“, so dachte ich damals.

Aus Zeitgründen habe ich seinen Einladungen nie folge geleistet, bis er mal meinte, ob ich denn wirklich so weiterleben wolle (?). Ich war dann einmal bei ihm, da hatte er den Master schon, und er machte eine Art Minikurs-Einführung mit mir, welchen ich als sehr ermüdend und fruchtlos gehalten habe – es ging damals um körperliche Beschwerden, die ich hatte.

Danach hörte ich sehr lange Zeit nichts mehr von ihm, erst vor ein paar Wochen wieder, als er mich von den Staaten anrief, und mich nach einer Wohnung fragte, woraus ich schloss, dass seine Beziehung zu der Gefährtin, durch die er „Avatar“ kennengelernt hatte, anscheinend zu Bruch gegangen war.

Vor einer Woche rief er mich an, und erzählte von einem Treffen in einer Wiener Wohnung, ich hatte gerade Zeit und ging hin. Dort waren 3 Masters und vier neugierige Neulinge, mich und mein Freund als Master eingeschlossen. Es gab Minikurse zur Auswahl, und ohne viel erklärende Worte danach ein Angebot, den nächsten 9-tägigen Kurs in Suhl zu buchen. Ich fühlte mich total überrumpelt und sagte, ich müsse wohl erst Urlaub kriegen und vorallem wüßte ich nicht, wie ich das bezahlen sollte – mit Fahrt und Unterkunft mehr als 3.200,00 EURO!!

Da begannen 2 der Master auf mich einzureden in einer Art und Weise, die mich gleichermassen faszinierte und abstieß, und ich verließ sehr schnell den Ort. Kaum saß ich in meinem Auto, war mir blitzschnell klar, dass ich mich keinesfalls auf das Wagnis „Avatar“ einlassen werde. Zumal mir das Angebot noch dazu sehr dürftig erschien und die Methode mehr als fraglich! Ich bin sehr betrübt, dass mein Freund anscheinend ziemlich tief drinnen steckt und sich so sehr verändert hat, für mich bleibt nur der Rückzug und Abbruch der Freundschaft.

Ich habe jahrelang die „Philosophie der Freiheit“ studiert, und ich weiss, dass auch dieser genannte Freund sich mit dem Schulungsweg beschäftigt hat, umso mehr erschüttert es mich, ansehen zu müssen, dass er scheints alle einmal gewonnen Erkenntnisse über Bord geworfen hat und diesem Primitivismus verfallen ist.

Mein name ist Monika, und ich lebe in Wien und ich betrachte mich als freien, vernunftbegabten Menschen.

Lexikoneintrag: Avatar

Archiv: Avatar des Harry Palmer. Einführender Text von Franz Schlenk aus dem Jahr 1999

Erfahrungsberichte:

Avatar – ein irrealer Weg ohne Ziel
Begegnung mit einer «Avatarin»

Avatar hat Anne bereits fest im Griff
Leserbericht aus dem Hamburger Abendblatt vom 26.6.99

Der Kaiser ist nackt!
Tami Lubitsh ist Avatar-Masterin und Wizard. Sie arbeitet als Journalistin und hat den folgenden Brief an eine holländische Kollegin geschrieben, die über Avatar berichten will.

Eine Juni-Liebe

So habe ich Avatar erlebt
Besuch eines Avatar-Kurses

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