Ortsgemeinden (Watchman Nee)

Die «Ortsgemeinde» führt ihre Entstehung auf die Tätigkeit des China-Evangelisten Watchman Nee (1903-1972) und auf die von ihm gegründeten Gemeinden zurück. Nach Nees Gefangennahme im Jahr 1952 gelangte Witness Lee (1905-1997), Leiter der «Gemeinde» in Taiwan, 1960 in die USA. Witness Lee war, wie vor ihm Watchman Nee, zuerst eine Zeitlang Mitglied einer «Christlichen Versammlung» (Geschlossene Brüder, Darbysten) gewesen. Er gründete weitere Gemeinden, entwickelte die überkommenen Lehren fort und wurde bald der einflussreiche Führer der Bewegung. Seit 1970 sind auch in Deutschland und seit 1976/77 in der Schweiz einige «Ortsgemeinden» gegründet worden, die sich jeweils „Die Gemeinde in (Name des Ortes)“ nennen. Die Gemeinden um Witness Lee sind seit 1965 vereint im «Living Stream Ministry».

Nachdem sich 1983/84 bei Witness Lee vermehrt zentralistische Tendenzen zeigten, haben sich vor allem in Europa, aber auch in Singapur, Hongkong und Bangkok zahlreiche «Ortsgemeinden» von ihm und seinem «Living Stream Ministry» distanziert und getrennt. Diese Ortsgemeinden beziehen sich heute nur auf Watchman Nee.

Von J.N. Darby übernahm die Ortsgemeinde den Glauben an die eine, von Christus gegründete, universale, alle wahren Gläubigen umschliessende Kirche. In ihr gelten alle Gläubigen, welcher Denomination sie sonst auch angehören, als Geschwister im Herrn. Diese Gläubigen sollen sich an einem Ort versammeln, sich jedoch nicht in verschiedene Denominationen oder Gruppen aufteilen, sondern als sichtbaren Ausdruck der Einheit eine Ortsgemeinde bilden.

Die «Ortsgemeinde» sieht in der Bibel das Wort Gottes und die durch den Heiligen Geist inspirierte vollständige göttliche Offenbarung. Sie glaubt an den dreieinigen Gott und den Erlösungstod Jesu Christi.

Die «Ortsgemeinde» spricht vom Innewohnen des dreieinigen Gottes im Gläubigen sowie vom In-Gott-Sein und verweist dazu z.B. auf Gal. 2,20. Der Mensch wird dadurch nicht zum Gott. Durch Christi Tat ist er aber auch nicht mehr «Schuldner des Fleisches».

Zum Tageslauf der Mitglieder in den Familien- und Wohngemeinschaften gehören gemeinsames Singen und Loben.

Typisch für die Ortsgemeinde ist das «Beten-Lesen», ein mechanisch wirkendes Sprechen von Bibelstellen.

Kritisiert wurde die Ortsgemeinde für ihr „Beten-Lesen“, das Aussenstehende an Mantra-Meditation in asiatischer Tradition erinnert, und für ihre Lehre des substanzhaften Innewohnens des dreieinigen Gottes in den Gläubigen. Zudem wird eine Neigung zum Perfektionismus diskutiert.

Ziel der Bewegung war es, die Aufteilung des Christentums in Konfessionen zu überwinden. De facto hat die Bewegung aber zusätzliche Gemeinden begründet und damit die denominationelle Zersplitterung des Christentums nicht beseitigt, sondern verstärkt.

In der Schweiz sind folgende Ortsgemeinden unabhängig vom „Living Stream Ministry“:

Die Gemeinde in Bern
Länggassstrasse 65
3012 Bern
http://diegemeindeinbern.ch/

L’Église à Lausanne
Chemin du Chalet de Pra Roman 8
1000 Lausanne 26
http://www.leglisealausanne.ch/

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