Namenlose

andere Namen: Disciples of Jesus, Jünger Jesu, Wahre Christen, Freunde, Two-by-Twos, Go-Preachers, Tramp-Preachers

Die Bewegung hält sich für die allein wahre Form des Christentums und lehnt deshalb jede konfessionelle Bezeichnung ab. In Ermangelung eines offiziellen Namens hat sich eine Vielzahl von Benennungen durch Aussenstehende ergeben. Im deutschen Sprachraum ist die Bezeichnung «Namenlose» am gebräuchlichsten, im englischen Sprachraum der Terminus «Two-by-Twos», der darauf zurückgeht, dass die Verkündigerinnen und Verkündiger der Bewegung in der Regel zu zweit unterwegs sind.

Intern nennen sich die Mitglieder «Christen», «Wahre Christen», «Freunde» oder auch «Heilige».

Der Gründer der Namenlosen war der Schotte William Irvine (1863-1947). Irvine trat im Jahr 1895 der Faith Mission bei, einem übergemeindlichen Missionswerk in der Tradition der Heiligungsbewegung, und wurde im Jahr 1896 von diesem nach Irland gesandt. Hier gelangte Irvine aufgrund von Mt 10 zur Ansicht, dass Missionare keinen Wohnsitz haben und keinen Lohn empfangen sollten. Damit geriet Irvine in Konflikt mit der Faith Mission und verliess diese im Jahr 1897, um seine eigene namenlose Bewegung  zu begründen.

Die Gemeinschaft breitete sich zuerst in Irland schnell aus. Im Jahr 1903 bildeten sich die ersten Gemeinden in den USA. Gruppen in Kontinentaleuropa, Australien und Asien folgten schnell.

James Jardin und Otto Schmid brachten die Bewegung aus den USA nach Deutschland, von wo aus sie in der Folge auch in der Schweiz Fuss fasste.

Der Gründer der Bewegung, William Irvine, begann im Jahr 1914 das «Zeitalter der Gnade» zu verkünden, in welchem keine Amtsträger mehr vonnöten seien. Zudem machten Gerüchte über einen luxuriösen Lebensstil und unangemessene Beziehungen zu Frauen die Runde. Die Amtsträger seiner eigenen namenlosen Bewegung erklärten daraufhin, Irvine habe die göttliche Salbung verloren, und schlossen ihn aus der Bewegung aus. Irvine schloss sich in den USA eine Zeitlang der Pfingstbewegung an und zog sich im Jahr 1919 mit einigen Getreuen nach Jerusalem zurück, wo er im Jahr 1947 starb.

Die Namenlosen wollen sich nur auf die Bibel stützen, theologische Literatur oder ein Glaubensbekenntnis kennen sie nicht. Die spezifische Theologie wird mündlich vermittelt.

Das Prinzip «Sola Scriptura», allein die Bibel, wird verworfen. Bibellektüre allein ist zur Erkenntnis der Wahrheit unzureichend, es braucht dazu zwingend die Verkündung von Predigern der Namenlosen. Ebenso ist die Bekehrung und Taufe nur wirksam im Beisein von Vertretern der Namenlosen. Taufen anderer Kirchen werden als ungültig betrachtet und Neubekehrte wiedergetauft.

In Konsequenz dieser Haltung sehen sich die Namenlosen als einzig wahre Christen.

Die Trinitätslehre wird abgelehnt, Jesus ist Gottes Sohn, aber nicht Gott, der Heilige Geist die Kraft Gottes, aber keine Person.

Wie es für gesetzliche Gemeinschaften typisch ist, wird die Lehre von der Erlösung aus Glauben allein verworfen. Erlösung bedingt sowohl Taufe als auch Selbstaufopferung durch das Halten der Gebote Jesu, welche die Gemeinschaft aus dem Neuen Testament zu gewinnen meint.

Entsprechend streng sind die Regeln, welche für Angehörige der Namenlosen gelten: Unauffällige Kleidung, kein Schmuck, lange Haare bei Frauen, kurze bei Männern, keine Piercings, keine Tattoos, keine weltlichen Vergnügungen, kein Tabakkonsum, kein Alkoholkonsum, kein Fernsehkonsum. Wie weit das Internet genutzt werden darf, ist umstritten. Manche dieser Regeln wurden in den letzten Jahren nicht mehr mit derselben Vehemenz vertreten.

Die Namenlosen halten sich an Irvines Prinzip: «The church in the home, and the ministry without a home» – Die Kirche im Haus, die Verkündigenden ohne ein Haus.

Die Mitglieder treffen sich in Hausgemeinden, der Familienvorstand des Hauses, in welchem sich die Namenlosen treffen, amtet dann als Ältester oder Bischof.

Die Verkündigenden sind in der Regel in gleichgeschlechtlichen Zweierteams unterwegs und haben weder festen Wohnsitz noch Lohn, sondern werden von den Hausgemeinden ihres Einsatzgebiets aufgenommen und unterstützt.

Die Namenlosen sind missionarisch recht aktiv. Ihre Verkündigenden mieten meist in Zweierteams, seltener auch zu dritt,  in der Regel für zwei bis drei Nachmittage oder Abende öffentliche Säle, und inserieren dann in der Lokalpresse. Ausgeschrieben werden typischerweise «Biblische Vorträge» von der Dauer einer Stunde, bei welchen «die frohe» resp. «heilsame Botschaft von Jesus Christus» verkündigt oder «von seinem Leben und Wirken» berichtet werde. Gezeichnet werden die Inserate von den beiden Verkündigenden und ihren Mobilnummern, typischerweise mit der Formulierung: Die Personen X. und Y. «freuen sich auf Ihr Kommen». Manchmal werden die Verkündigenden als Evangelisten bezeichnet, manchmal fehlt ein Titel. Oft unterbleibt ein Hinweis auf die dahinter stehende Bewegung, manchmal wird sie als «weltweite Gemeinschaft ohne Namen» bezeichnet.

Die Namenlosen geben keinerlei Zahlen bekannt.

Weltweit wird die Zahl der Namenlosen auf 30’000 – 50’000 geschätzt.

In der Schweiz bestehen ca. 40 Versammlungen mit rund 500 Mitgliedern

Die Namenlosen geben keine Adressen bekannt.

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