Evangelische Bibelgemeinde (EBG)

Die Evangelische Bibelgemeinde EBG ist aus dem Evangelischen Brüderverein EBV herausgewachsen. Als sich dieser in den 2000er Jahren öffnete, indem gesetzliche Vorschriften fürs Gemeindeleben gelockert wurden, und schliesslich im Jahr 2009 mit Gemeinde für Christus einen neuen Namen annahm, formierten sich konservative Kreise zu einer Abspaltung. Im Jahr 2011 wurde diese als Evangelische Bibelgemeinde EBG konstituiert.

Die Evangelische Bibelgemeinde EBG vertritt ein konservatives Christentum mit fundamentalistischem Bibelverständnis und einer betonten Distanz zur Gesellschaft.

Die EBG glaubt an einen dreieinigen Gott, die Existenz von Satan, die Erbsünde,  und das Verlorensein der Menschen, die sich nur durch Bekehrung und aufrichtiges Leben des christlichen Glaubens von der Hölle wenden, und im Himmel bei Gott landen können. Kinder werden nach ihrer Geburt eingesegnet und einige Zeit nach ihrer Bekehrung als Erwachsene getauft. Auch Wiedergeburt im Geist ist eine Erfahrung, die Bekehrte machen, als Moment, in welchem sie merken: Gott hat mich akzeptiert. Dies ist individuell und für die Rettung nicht wichtig, sondern eher relevant für das eigene Erleben und die eigene Sicherheit im Glauben. Wer nicht bekehrt ist, der ist gemäss EBG im Wirkungsbereich des Satans, etwas sympathischer auch „Welt“ genannt (zu der auch bekehrte Personen zurück können). Sie sind nicht exklusiv, akzeptieren also auch andere Gemeinden als wahr, sofern diese ebenfalls die Bekehrung predigen und ein aufrichtiges Leben als wichtig erachten. Ein gewisses vergleichbares Bibelverständnis ist auf jeden Fall für das „aufrichtige Leben“ ein wichtiger Faktor. Auffällig auf den ersten Blick ist die betont bescheidene Kleidung und die langen Röcke, die Frauen in der EBG tragen. Dies ist sowohl ein Ausdruck des Glaubens als auch ein „Schutz vor Männeraugen“. Was Nachbarn und Bekannten von EBG-Mitgliedern auffallen dürfte, ist die Häufigkeit der Geschenke und den beigelegten Bibelversen, durch die man schnell überwältigt sein kann. Ein wichtiger Teil des Glaubens in der EBG ist es, ein vorbildliches Leben zu führen, einerseits, damit böse Zungen nichts sagen können, und andererseits, um mehr Personen zum Glauben zu bringen. Auch wichtig ist es, nichts Satanisches zu konsumieren, beispielsweise Harry Potter-Bücher, Rockmusic (wie AC/DC), oder auch klassische Musik vom freimaurerischen Mozart oder dem antisemitischen Wagner. Dies obliegt zwar jeder Einzelperson, auch in der EBG, wer es aber macht, erzählt es sicher nicht anderen EBG-Mitgliedern und hat möglicherweise ein schlechtes Gewissen gegenüber Gott. Herauszufinden, was alles richtig ist und nicht gegen Gott spricht, ist anspruchsvoll und führt auch dazu, dass häufig dieselben Bücher zirkuliert werden. Wilhelm Busch ist hier auch ein beliebter Autor, besonders bei missionarischen Ansätzen (beispielsweise der nachbarschaftlichen Interaktion), aber auch Fritz Berger und Ernst Trachsel sind beliebt.

Die EBG erwartet die Entrückung und das zweite Kommen von Jesus, die aber gemäss ihrem Glauben nicht zeitgleich passieren. Nach der am häufigsten gepredigten Interpretation ist erst die Entrückung, bei welcher alle Gläubigen plötzlich „verschwinden“, ein riesiges Chaos entsteht, und eine schlimme Zeit beginnt, in welcher Christenverfolgung (für die noch Unbekehrten) und staatliche Kontrolle enorm zunehmen. In der Mitte dieser Zeit kommt der Antichrist und herrscht über die Welt, und am Ende dieser Zeit kommt Jesus, besiegt Antichrist und Satan, und wer gerettet ist, geht mit Jesus mit zum „Vater“. Eine seltenere, aber vorhandene Interpretation ist, dass die Entrückung in der Mitte dieser schlimmen Zeit stattfindet, die Gläubigen also noch Verfolgung erfahren, aber die Interpretation des zeitgleichen Kommens Jesu und der Entrückung wird abgelehnt. Wichtig in diesem Kontext ist die Bedeutung des Wortes „gläubig“: Die EBG verwendet dieses Wort nur bei Glaubenden, die an die Bekehrung als Rettung und Jesus als Retter glauben, sowie aufrichtig als Christen gemäss der Bibel leben. Wer also unbekehrt jeden Sonntag in die Kirche geht (ob reformiert oder katholisch), der ist nicht gerettet – mit dem beliebten Beispiel: Du bist auch kein Auto, nur weil du in die Garage gehst.

Wie viele andere Gemeinden ist auch die EBG gegen Abtreibung, gegen Sex vor der Ehe, und sehr stark für kinderreiche Familien. Bei staatlicher Bildung zum Thema Sexualität ist wenig Begeisterung vorhanden, und einzelne Familien betreiben Hausunterricht (Homeschooling), um ihre Kinder unter anderem vor diesem modernen Einfluss zu schützen. Auch Homosexualität wird als falsch betrachtet, wenn man sie „auslebt“. Wer beispielsweise schwul ist, aber entweder eine Frau heiratet oder allein bleibt, ohne mit Männern Sex zu haben, oder es sich vorzustellen, „sündigt“ nicht. Betrügen im Geist sowie Masturbation gelten ebenfalls als sündig und als „betrügen“. Die EBG vertritt traditionelle Rollenbilder: Männer gehen zur Arbeit, und Frauen bleiben zuhause und kümmern sich um die Kinder. In diesem Sinne werden auch trans Personen nicht akzeptiert und das eigene Geschlecht gern über die Reproduktionsfähigkeit definiert. Sie sind gegen das „Gendern“, da ja klar sein sollte, dass Frauen mitgemeint sind (ausser in Fällen, wo sie nicht mitgemeint sind). Paare heiraten sehr früh, gern zwischen 18 und 22 (wobei letzteres schon eher spät ist), und scheiden sich nie, nur schon aufgrund des Glaubens. Männer fragen häufig den Vater der gewünschten Ehefrau um Erlaubnis, sobald die eigenen Eltern damit einverstanden sind.

Die EBG vertritt keine Zungenrede, Heilung oder anderweitige charismatischen Ansätze, sondern spricht sich dagegen aus. Gemäss EBG leben wir in der Endzeit, in welcher die „Geistesgaben“ (wie eben Zungenrede, Heilung usw.) nicht mehr gelten. Mit neocharismatischen Gemeinden, die beispielsweise Rockmusik zur Untermalung des Gottesdiensts verwenden, haben sie Mühe, da diese Personen sich (angeblich) durch die Musik satanischem Einfluss ausstellen und doch eine Rettung durch Jesu Kreuzigung predigen.

Die EBG verwendet im Deutschen nur die Lutherbibel und die Schlachter 2000, da alle neueren zu „verfälscht“ (bzw. modern interpretiert) sind.

  • Versammlung am Sonntag: Grundsätzlich hält jede Ortsgemeinde am Sonntag eine sogenannte Versammlung (nicht Gottesdienst), zu welcher jeweils ein Prediger eingeteilt wird.
  • Gebetsstunde: Je nach Gemeinde findet ein bis zweimal pro Woche eine Gebetsstunde statt.
  • Sonntagsschule: Je nach Gemeinde und Bedarf findet eine Sonntagsschule zeitgleich mit der Versammlung statt.
  • Hauskreis: Im privaten Rahmen finden häufig auch Hauskreise statt, in denen gemeinsam die Bibel gelesen und gebetet wird. Auch persönlichere Themen werden angesprochen.
  • Jugendgruppe (JG): Am jeweils dritten Samstag im Monat findet die Jugendgruppe statt. An dieser treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene, beten gemeinsam, und Prediger führen über für junge Menschen relevante Themen aus.
  • Konferenzen: Ein paar Mal pro Jahr, beispielsweise am Buss- und Bettag, finden grössere Konferenzen statt, die den ganzen Tag dauern. Ein beliebter Ort für diese Konferenzen lag in Biberist, heute ist er in Hägendorf. An Weihnachten wird bewusst keine Konferenz gehalten, um Menschen mehr Zeit mit ihrer Familie zu geben.
  • Unterweisungskurs (UK): Am Unterweisungskurs lernen Jugendliche, die ungefähr 16 Jahre alt sind, mehr über Gott und die Bibel, und wie die EBG dies sieht. Der Kurs dauert zwei Wochen und kann als Sommerlager verstanden werden. Häufig haben die Teilnehmenden die obligatorische Schule abgeschlossen und fangen nach dem Unterweisungskurs ihre Lehre an. Je nach Klassengrösse werden Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet.
  • Zeltlager: Jährlich findet ein Zeltlager für Kinder im Alter von 8-12 Jahren statt. Auch ein Ferienlager für Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren findet statt, das ist aber geschlechtergetrennt.
  • Herbstfreizeit: Hierbei handelt es sich um Familienferien, die von der EBG veranstaltet werden.

Die Evangelische Bibelgemeinde EBG wird von einem Brüderrat geleitet. Zudem sind Prediger ausschliesslich Männer – Frauen dürfen nicht predigen, nur die Sonntagsschule wird in den meisten Fällen von Frauen geleitet.

Normale EBG-Mitglieder zählen nicht auf rechtlicher Basis als Mitglieder, sondern „Mitglied ist, wer sich als Mitglied fühlt“.

Die meisten Mitglieder spenden 10% ihres Einkommens, welches vor allem für die Miete von Räumen ausgegeben wird. Mitglieder helfen freiwillig und unentgeltlich mit. Der Unterweisungskurs wird von den Teilnehmenden – und deren Eltern – finanziell unterstützt, die Beträge sind nicht kostendeckend und belaufen sich unter CHF 200.00.

Evangelische Bibelgemeinde Aarau
Weihermattstrasse 86
5000 Aarau

Evangelische Bibelgemeinde Bern-Ittigen
Worblentalstrasse 32
3036 Ittigen

Evangelische Bibelgemeinde Birrwil
Wilifeld 12
5708 Birrwil

Evangelische Bibelgemeinde Blankenburg
Chalet Maranatha
Lenkstrasse 64
3771 Bern

Evangelische Bibelgemeinde Herzogenbuchsee
Senta Simon-Strasse 6
3360 Herzogenbuchsee

Evangelische Bibelgemeinde Höri
Haldenstrasse 4
8181 Höri

Evangelische Bibelgemeinde Landquart
Riedlöserstrasse 4
7302 Landquart

Evangelische Bibelgemeinde Münsterberg
Tramont 53
2740 Moutier

Evangelische Bibelgemeinde Niederönz
Richterweg 8
3362 Niederönz

Evangelische Bibelgemeinde Oberdiessbach
Fliederweg 3
3672 Oberdiessbach

Evangelische Bibelgemeinde Speicher
Blatten 19
9042 Speicher

Evangelische Bibelgemeinde Steffisburg
Bernstrasse 120
3613 Steffisburg

Evangelische Bibelgemeinde Tramelan
Grand-Rue 77
2720 Tramelan

Evangelische Bibelgemeinde Visp
Sägematte 6
3930 Visp

Evangelische Bibelgemeinde Wetzikon
Bolstrasse 7
8620 Wetzikon

Evangelische Bibelgemeinde Winterthur
Fröschenweidstrasse 10
8400 Winterthur

Im Jahr 2018 nannte die Evangelische Bibelgemeinde eine Zahl von 19 Gemeinden mit insgesamt rund 700 Mitgliedern, im Jahr 2021 waren es 18 Gemeinden. Im Jahr 2023 zählt sie noch 16 Gemeinden.

Evangelische Bibelgemeinde EBG
Trockenmaadweg 21
3115 Gerzensee

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