Rothschilds – Verschwörungstheorien um die Familie Rothschild

Die Familie Rothschild wohnte im 16. Jahrhundert in der Judengasse in Frankfurt am Main im Haus «zum Rot(h)en Schild». Daraus entstand der Familienname Rothschild.

Die Familie Rothschild lässt sich ab etwa 1500 in Deutschland belegen und wohnten seit Anbeginn in der Judengasse in Frankfurt am Main. Bekannt wurden die aber erst im 18. Jahrhundert als Bankiers. Der Aufstieg begann mit Mayer Amschel Rothschild (1744-1812). 1764 machte dieser sich in Frankfurt als Münz- und Wechselhändler selbstständig und konnte wegen seiner guten Verbindungen zum Münzsammler Generalleutnant Emmerich Otto August von Estorff (1722-1796) Münzen an den Erbprinzen Wilhelm von Hessen (später Kurfürst Wilhelm I. Von Hessen-Kassel, 1743-1821) verkaufen. 1769 gewährte dieser Mayer Amschel Rothschild den prestigeträchtigen totel des Hoffaktor. 1770 heiratete Mayer Amschel Rothschild die Tochter eines Hoffaktoren des Fürstentums Sachsen-Meiningen Gutle Schnapper (1753-1849). Gemeinsam hatten sie 20 Kinder, von denen fünf Söhne und fünf Töchter bis zum Erwachsenenalter überlebten. 1785 kaufte die Familie Rothschild ihr späteres Stammhaus in der Frankfurter Judengasse. 1789 schaffte Rothschild es ein wichtiges Bankgeschäft mit dem Landgraf Wilhelm IX. Von Hessen-Kassel abzuschliessen. 1804 konnte Rothschild seine ersten dänische Staatsanleihe auflegen und verkaufen. Mayer Amschel Rothschild und der Finanzberater und Vermögensberater der Landgrafen von Hessen-Kassel Carl Friedrich Buderus von Carlshausen (1759-1819) begünstigten sich gegenseitig und verhalfen einander zu grösserem Vermögen und Ansehen. Unter französischer Besatzung (1806-1813) wickelten Buderus und Rothschild die Finanzgeschäfte des Landgrafen, der ins Exil gegangen war, weiterhin diskret ab. 1810 nahm Rothschild seine Söhne offiziell in sein Unternehmen auf, setzte sich für die Emanzipation der Frankfurter Juden ein und erzielte 1811 ein Emanzipationsedikt des Grossherzogs von Frankfurt. Vor seinem Tod 1812 verfasste Mayer Amschel Rothschild ein Reglement, dass das Familienunternehmen als Ganzes erhalten bleiben musste, dass alle Schlüsselpositionen mit Familienmitgliedern besetzt werden mussten, dass nur männliche Familienmitglieder an Geschäften teilnehmen durften, dass jeweils der älteste Sohn Familienoberhaupt sein solle (falls die Mehrheit der Familie nicht anders entschied) und dass dass es weder juristische Bestandsaufnahmen noch Veröffentlichungen des Vermögens der Firma geben sollte.

Ab dem 19. Jahrhundert waren die Rothschilds die einflussreichsten Finanziers europäischer Staaten. 1815 bis 1914 war die Familie Rothschild im Besitz der grössten Bank der Welt. Das Unternehmen betrieb im 19. Jahrhundert vor allem internationale Anleihegeschäfte, handelte mit Edelmetallen, Annahme und Diskontierung von Handelswechseln, Devisengeschäfte und die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden. Um das Vermögen und die Verfügungsgewalt über das Unternehmen behalten zu können begann die Familie Rothschild 1824 damit bevorzugt Cousins ersten und zweiten Grades miteinander zu verheiraten. 1817 wurden die Söhne Mayer Amschel Rothschilds in den Adelsstand und 122 in den österreichischen Freiherrenstand erhoben.

Das unternehmen der Familie Rothschild ist heute in drei Finanzgruppen aufgeteilt, die von verschiedenen Familienzweigen geleitet werden. Eine davon, die «Rothschild & Co» 1838 gegründet, wurde 2008 zur zentralen Holdingesellschaft für die britischen und französischen Rothschilds. Die zweite Finanzgruppe ist die «Groupe Edmond de Rothschild» gegründet 1953, welche vom Schweizer Zweig der Familie Rothschild kontrolliert wird. Die dritte Gesellschaft ist die «RIT Capital Partners», welche 1961 gegründet wurde und an der Londoner Börse notiert ist.

Um die Familie Rothschild kreisen Verschwörungstheorien bereits seit dem 18. Jahrhundert. Hetzkampagnen und Antisemitismus gespickt mit Verschwörungstheorien zu einer Allmacht des Weltjudentums über das Finanzsystem.

Auf eine Erzählung von Honoré de Balzac (1799-1850) geht die Verschwörungstheorie zurück, die Rothschilds hätten ihr vermögen durch Spekulation auf den Ausgang der Schlacht bei Waterloo (1815) gemacht, indem sie Geheiminformationen nutzten. 1846 kam die Verschwörungstheorie erneut in Umlauf und wurde dann durch die Nationalsozialisten wieder aufgegriffen im deutschen Propaganda-Film «Die Rothschilds». Auch ab dem 19. Jahrhundert gab es die Theorie, Nathan Mayer Rothschild hätte einen französischen General bestochen um den britischen Sieg bei Waterloo sicherzustellen.

1843 beschrieb der Verfasser der deutschen Nationalhymne August Heinrich Hermann von Fallersleben (1798-1874) ein Gedicht in dem er die Rothschilds als «Juden der Könige» und «Gläubiger der Herren» bezeichnete.

1841 schreib der Dichter Heinrich Heine (1797-1856), dass Geld der Gott dieser Zeit sei und Rotschild sein Prophet.

1846 behauptete der Journalist und Schriftsteller Alphonse Toussenel (1803-1885), dass Frankreich an die Juden verkauft worden sei wegen der Konditionen zu denen die Rothschilds  die Konzession an der Bahnlinie von Paris nach Belgien erworben hatten.  Die Eisenbahninien würden unter der Kontrolle der Rothschild stehen, welche Toussenel als Könige der Finanzwelt bezeichnete.

1850 ergänzte Richard Wagner (1813-1883) in seinem Aufsatz «Das Judentum in der Musik», dass es ein jerusalemisches Reich nur aus einem Grund nicht gäbe und zwar weil die Rothschilds lieber die «Juden der Könige» seien als die «Könige der Juden».

Im 19. Jahrhundert hatten die Rothschilds mit ihren finanziellen Mittel immer wieder kriege verhindert, was die damaligen Herrscher nicht sehr gut aufnahmen. Die Geschäftsinteressen der Rothschilds stiessen auf Kritik und ihnen wurde Pazifismus vorgeworfen, weil damals Krieg ein legitimes politisches Mittel war.

Auch heute noch taucht die Familie Rothschild in vielen Verschwörungstheorien auf und die Vorwürfe des 19. halten sich auch noch im 21. Jahrhundert. Es gibt viele Verschwörungstheorien, die den Rothschilds eine Rolle in einer jüdischen Weltverschwörung zusprechen, wahlweise in Kombination mit Freimaurern, Illuminati oder Ausserirdischen. Begründet werden viele dieser Theorien mit den «Protokollen der Weisen von Zion» oder den Rakowski-Protokollen.

Die Rothschilds sollen auch an den Anschlägen am 11. September 2001 in den USA beteiligt gewesen sein.

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