Hauskirchenbewegung

anderer Name: Hausgemeindebewegung

Eine Hauskirche versteht sich im Gegensatz zu einem Hauskreis, welcher Teil einer Gemeinde ist, als eigenständige (kleinere) Gemeinde. Die Gemeinde trifft sich regelmässig in einer Wohnung, d.h. in einem ganz normalen Haus, deshalb der Name Hauskirche. Im weiteren Sinne kann es auch ein Restaurant, ein Büro oder irgendein Raum sein, der als Treffpunkt dient.

Die Hauskirchenbewegung ist in den 1990er Jahren bekannt geworden. Als Vordenker im deutschsprachigen Raum wirkte der deutsche Theologie Wolfgang Simson (geb. 1959).

In den 2000er Jahren existierten in der Schweiz mehrere Netzwerke von Hauskirchen (siehe unten), welche inzwischen z.T. nicht mehr bestehen oder anders strukturiert sind.

Das Konzept von Hausgemeinden wird aber von anderen Bewegungen gelegentlich neu aufgegriffen, so in den letzten Jahren von Torben Søndergaards The Last Reformation / Die Letzte Reformation.

Die Hauskirchen-Netzwerke vertreten zumeist eine neocharismatische Theologie.

Betont wird in der Regel der sog. fünffältige Dienst von Aposteln, Propheten, Lehrern, Hirten und Evangelisten. Die Gründenden sehen sich meist in einem apostolischen Dienst.

In den Treffen finden Essen, Trinken, Gebet, Abendmahl, Taufe und biblische Lehre, statt – in der Regel eher in Form des Austausches als durch eine Predigt.

Die Hauskirchen, welche in den Netzwerken organisiert sind, treffen sich nebst den Hausgottesdiensten zu netzwerkweiten Grossveranstaltungen, die Celebration genannt und in der Regel monatlich durchgeführt werden.

In der Schweiz bildeten sich ab 1999 im Rahmen der Hauskirchenbewegung u.a. folgende Netzwerke:

Generation Postmodern Church GPMC, begründet im Jahr 1999 in Thun von einem Team um Matthias Kuhn, heute eher eine Zellengemeinde als eine Hauskirchenbewegung, im Jahr 2014 Gründungsgemeinde des neocharismatischen Verbandes G-Movement.

Hausgemeindebewegung Ostschweiz um Marco Gmür, hervorgegangen ab 1999 aus der im Jahr 1994 gegründeten Kaleb-Gemeinde in Herisau. Hausgemeinden existierten zwischenzeitlich in den Ostschweizer Kantonen und in Konstanz.

Hausgemeinden am Frienisberg nördlich der Stadt Bern, ab 1999 in Detligen begründet, zwischenzeitlich mit 13 Hauskirchen in drei Netzwerken in den Gemeinden Radelfingen und Seedorf, heute noch aktiv.

M28 (nach dem Missionsbefehl Mt 28,19), begründet im Jahr 2000 in der Innerschweiz von einem Team um Florian Bärtsch von Kingdom Ministries, ab 2005 in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert wegen umstrittener Züge wie intensivem Mentoring und Meidung von Aussteigern, aus der lokalen Allianz ausgeschieden, dann in Hausgemeindebewegung Innerschweiz umbenannt. Zeitweise bestanden Hausgemeinden in Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden.

Lifeshare Network, begründet ab 2002 von Graziano und Sonja Crepaldi, betont das Zusammenleben der Gläubigen, z.B. in Wohngemeinschaften, Hausgemeinden zurzeit in Aarau, Schaffhausen, Toggenburg, Zürcher Oberland und Zürich.

Harvest Network, Mitte der 2000er Jahre hervorgegangen aus der Harvest Church in Winterthur von Andy Kunz (geb. 1956), die sich im Jahr 1999 von der Vineyard Bewegung trennte. Hausgemeinden bestanden im Raum Winterthur, im Kanton Aargau und im Kanton Bern, monatliche Celebrations wurden im Aargau gefeiert. Konflikte mit dem kirchlichen Umfeld, ausgelöst u.a. durch kritische Ehemaligenberichte, gaben Anlass zur Trennung von der lokalen Allianz. Im Jahr 2009 wurde die Aktion „Die neue Reformation der Liebe“ gestartet, welche „eine bessere Weltordnung“ begründen wollte. Das Netzwerk existiert heute nicht mehr.

c|movement, begründet im Jahr 2007 als Hausgemeindebewegung in Zürich Nord von einem Team um Florian Bärtsch von Kingdom Ministries, kam über die Gründungsphase offenbar nicht hinaus.

In den 2000er Jahren wurden in der Schweiz 150 Hauskirchen in mehreren Netzwerken gezählt. Heute dürfte die Zahl der Hauskirchen kleiner sein.

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