Adullam / Christlicher Informationsdienst Wattwil

Adullam ist der Name des Altersheims in Wattwil, welches seit dem Jahr 1988 Zentrum der von Werner Arn begründeten Bewegung ist. Da die Gemeinschaft bewusst keinen Namen trägt, wird der Begriff Adullam extern, aber durchaus auch intern als Bezeichnung für die Bewegung verwendet.

Der Name «Adullam» stammt aus 1. Samuel 22, wo David in der Höhle Adullam Schutz findet und nachher eine Schar Mitstreitende um sich bildet, die zum Teil aus Menschen aus schwierigen Verhältnissen besteht. Diesen Vorgang sah Werner Arn als Vorbild für die Gründung seiner eigenen Gemeinschaft: «Beispiel Adullam: traurige, kaputte Schuldner = elender Haufen; 1. Samuel 22 > das will Gott umwandeln. Das geht bis in die Kleidung und das Benehmen hinein, damit seine Herrlichkeit an uns offenbar wird.» (Intensivkurs II, s. 40).

Gründer des Christlichen Informationsdiensts (CID, sprich «zid») Wattwil und des Altersheims Adullam am selben Ort war der ehemalige Volksschullehrer Werner Arn (1942-2016). Arn wuchs in Winterthur auf, besuchte das Lehrerseminar in Zürich, studierte ein paar Semester Geschichte und Französisch, wurde dann aber Primarlehrer in Winterthur und Neftenbach. Aus einer reformierten Familie stammend bekehrte sich Arn im Alter von 26 Jahren zu einem evangelikal geprägten Christentum. Daraufhin begann Arn innerhalb der reformierten Kirche Hauskreise aufzubauen, trat dann aber aus der Kirche aus, ohne sich einer anderen Gemeinschaft anzuschliessen.

In den Jahren 1978 – 1988 leitete Werner Arn das damalige Missionshaus «Alpenblick» in Hemberg. In dieser Zeit begründete er den «Christlichen Informationsdienst CID», in dessen Auftrag Werner Arn Vorträge hielt und Sympathisierende um sich scharte.

Im Jahr 1988 erwarb Werner Arn die ehemalige Sockenfabrik in Wattwil und baute sie zum Altersheim «Adullam» um, welches seither als Zentrum der Gemeinschaft um Werner Arn dient.

Später wurde das Gebäude des Kindergärtnerinnenseminars Sonnegg in Ebnat-Kappel erworben, wo eine Missionsschule unter dem Namen «Internationale Bibelschule Sonnegg» eingerichtet wurde. Das ebenfalls erworbene Hotel Traube in Ebnat-Kappel diente als Versammlungsraum für die Gottesdienste der Gemeinschaft.

Nach Werner Arns Tod im November 2016 hat sein Sohn Josua Arn (geb. 1977) als «Sprecher des Ältestenrats» die Leitung der Gemeinschaft übernommen. Im Jahr 2019 wurde Roger Bachmann neuer «Sprecher des Ältestenrats» und damit Leiter von Adullam, Josua Arn blieb Mitglied des Ältestenrats. Roger Bachmann ist reformiert aufgewachsen, hat sich als junger Mann bekehrt und Werner Arn angeschlossen, stieg in Adullam zum jüngsten der Ältesten auf und galt schon zu Werner Arns Lebzeiten als Nr. 2 der Gemeinschaft und als möglicher Nachfolger.

Adullam vertritt ein fundamentalistisches Bibelverständnis.

Von seinen Anhängern wurde Werner Arn als «Posaune Gottes» oder als «Sprechrohr Gottes» bezeichnet, er galt als Verkündiger der biblischen Wahrheit. Wie die Bibel richtig zu verstehen ist, das war aus Sicht seiner Anhängerinnen und Anhänger bei Werner Arn zu erfahren. Alle Kirchen und Freikirchen seien falsch, von der biblischen Lehre abgefallen und charismatisch unterwandert. Nur in Arns Gemeinschaft würde biblischer Glaube ernst genommen.

Seinen Gefolgsleuten verhiess Werner Arn, zu Königen und Göttern berufen zu sein. Kehrseite dieses Triumphalismus war eine ausgeprägte Gesetzlichkeit in ethisch-moralischen Fragen. Schon ein falscher Gedanke genüge, um zur Hölle zu fahren, war in Arns Schulungsmaterial zu lesen. Radikalität wurde explizit eingefordert: «Wir müssen radikal sein mit der Hand = Taten; den Füßen = wohin wir gehen; Auge = alles, was aus dem Herzen kommt, > alles muss dem Herrn dienen. Sünde HASSEN!» (Intensivkurs II, s. 43).

Äusserliches galt als wichtig: «Sogenannte Äußerlichkeiten gehen immer Hand in Hand mit Innerlichem (Äußerlichkeiten sind Ausdruck des Herzens) > Es gibt bei Gott keine Nebensächlichkeiten!!» (Intensivkurs II, s. 17). So wurden etwa Kleidervorschriften detailliert vorgegeben, z.B. die Rocklänge für Frauen.

Dazu kam eine ausgeprägte apokalyptische Naherwartung. Werner Arn betonte in seiner Verkündigung öfter, dass die Endzeitereignisse seines Erachtens in Kürze bevorstehen würden.

Wer sich zu Adullam zählt, versammelt sich in lokalen Bibelkreisen und zu Gottesdiensten in den Räumen des ehemaligen Hotels Traube in Ebnat-Kappel oder im Altersheim Adullam in Wattwil.

Geworben wird u.a. durch Strassenpredigten in Städten. Verteilt wird ausschliesslich die Bibel. Schriften und Traktate werden abgelehnt.

Fürs persönliche Verhalten wurden Anstand und Höflichkeit betont, um die eigene Berufung zum Königtum und zur Göttlichkeit einzulösen und um den Aussenstehenden ein Vorbild zu sein.

Die Gemeinschaft Adullam ist informell organisiert, es existiert keine rechtliche Struktur.

An der Spitze der Gemeinschaft stehen die Ältesten um Roger Bachmann. Absolventen der dreijährigen Missionarsausbildung in der Missionsschule in Ebnat-Kappel leiten lokale Gruppen und Missionsstationen im Ausland.

Lokale Gemeinschaften nennen sich «Bibelkreis».

Werner Arn wurde kritisiert für seine gesetzliche und rigorose Theologie sowie seine Verdammung aller anderen Kirchen und Religionen. So meinte Werner Arn über Andersgläubige: «Der gottlose Mensch ist tiefer gesunken als das Tier» (Intensivkurs II, s. 40).

Ehemalige Anhänger berichten davon, dass Werner Arn den Zehnten «für den Herrn» gefordert habe. Da aber alle anderen Kirchen und Organisationen aus Arns Sicht nicht «im Herrn» waren, lief diese Forderung in den Ohren des Publikums auf eine Zahlung des ganzen Zehnten an Werner Arn hinaus.

Bei einem Vortrag im Januar 1999 meinte Werner Arn zum damals trendigen Thema Apokalyptik, dass es bis zum Weltuntergang zwar noch fünf, zehn oder auch 20 Jahre dauern könne, dass es im Moment aber nicht danach aussehe. Da mittlerweile auch der letzte dieser Termine verstrichen ist, steht Arn in den Augen von kritischen Aussenstehenden als Verbreiter von Weltuntergangspanik und als falscher Prophet da.

Kritisiert wurde Werner Arn auch für seine Verteidigung von Körperstrafen in der Erziehung.

Es existiert keine geregelte Mitgliedschaft, zum Zeitpunkt des Todes von Werner Arn ist von ca. 500 Besuchenden und Sympathisierenden auszugehen, darunter rund die Hälfte in der Schweiz. Inzwischen soll die Gemeinschaft deutlich kleiner geworden sein.

CID – Christlicher Informationsdienst
Waisenhausstr. 25
9630 Wattwil

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