Ibrahim el-Azzazzi

Ibrahim el-Azzazi nennt sich selbst auch Sheikh Ibrahim. Auf Social Media laufen seine Kanäle auch unter dem Namen «Weg der Sahaba». «Sahaba» sind die Gefährten des Propheten Muhammad, die in salafistischer Sicht den ursprünglichen, korrekten Islam gelebt haben.

Ibrahim el-Azzazi wurde 1996 in München geboren. Sein Vater stammte ursprünglich aus Ägypten und die Mutter aus Deutschland. El-Azzazzi hat keine fundierte theologische Ausbildung, bezeichnet sich jedoch selbst als Schüler des konservativen ägyptischen Gelehrten Mustafa al-Adawy (1954). Ibrahim el-Azzazzi betätigt sich als selbsternannter ultraorthodoxer Gelehrter Sheikh vor allem als Influencer in der deutschsprachigen salafistischen Szene.

Ibrahim el-Azzazzi vertritt einen persönlichen, sehr konservativen Islam. Bei seinen Ansichten verweist er kaum je auf Koran oder Sunna, untermauert seine Ansichten nicht mit Zitaten, wie viele andere salafistische Influencer das gerne tun.

El-Azzazzi vermittelt den Eindruck, es gäbe einfache Antworten auf alle Fragen des Lebens.

Dabei gäbe es eine strikte Einteilung in haram und halal, erlaubt und verboten.

Ibrahim el-Azzazzi tritt vor allem über Social Media Kanäle auf, wo er Livestreams und Aufnahmen von Predigten veröffentlich, wie auch Videos, in denen er Fragen aus der Community beantwortet. Darin erklärt er dann kurz und knapp, warum Muslime keine Geburtstage feiern dürfen, wie lange der Bart eines Mannes sein sollte, ob es erlaubt ist, einen Fishmac zu essen (ja), oder ob eine Einbürgerung in einem westlichen Land in Ordnung geht (nur, wenn unumgänglich). Ausführungen von el-Azzazzi vermitteln den Eindruck, es gäbe auf alle Fragen nur eine einzige richtige, universell geltende, Antwort.

Nebenbei tritt Ibrahim el-Azzizzi in verschiedensten Moscheen als Gastredner und Prediger auf. Ausserdem bewirbt er Pilgerfahrten nach Mekka, wie beispielsweise eine kleine Winter-Umra eines Mannheimer Veranstalters namens «Bakkah-Reisen». An dieser soll er als Reiseleiter teilnehmen.

El-Azzazzi ist Teil der Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft Braunschweig.

Ibrahim el-Azzazzi ist Fürsprecher für eine unabhängige Salafi-Bewegung in Ägypten, gemeinsam mit anderen bekannten Akteuren der deutschen Salafistenszene wie Muhammad Hassan, Muhammad Hussein Yaqoub und Abu Ishaq al-Hawaini.

Diskriminierung:

Ein öffentlich-rechtliches Kollektiv auf YouTube hatte im August 2022 eine Reportage über el-Azzazzi gedreht. Da die Reporterin jedoch eine Frau war, bestand Ibrahim el-Azzazzi darauf, nie mit ihr im Bild zu erscheinen. Ibrahim el-Azzazzi macht in seinen Videos klar, dass er sowohl die Gleichberechtigung von Mann und Frau ablehnt, wie auch alle menschengemachten Gesetze. Dazu kommt eine klare konservative Rollenzuweisung an Frauen, die zuhause bei den Kindern bleiben sollen. Im Video vom Y-Kollektiv setzte Ibrahim Frauen mit Kindern gleich, und als unmündige Personen sollen sie kein Selbstbestimmungsrecht haben. Ehemänner sollen ihre Frauen nicht ins Gesicht schlagen, aber ansonsten seien Schläge ihr gutes Recht.
Wenn die Ehefrau nicht oft genug Sex haben möchte, empfiehlt Ibrahim el-Azzizzi, sich eine zweite Ehefrau zu nehmen. Die Zustimmung der ersten Ehefrau für eine weitere Ehefrau bräuchte es nicht.

Frauen stünden unter den Männern, und wenn eine Frau kein Kopftuch tragen will, müsse ihr Mann sie zwingen. Frauen sollen nicht alleine reisen ohne einen männlichen Vormund, nicht einmal Verwandte besuchen. Wenn es keine Notwendigkeit gäbe, sollten Frauen das Haus am besten nicht verlassen. Mit derartigen Ansichten beteiligt und rechtfertigt sich Ibrahim el-Azzazzi an der Unterdrückung von Frauen, Diskriminierung und Sexismus, sowie Gewalt an Frauen.

Exklusivität und Kritikverbot:

El-Azzazzi glaubt, nur wer alle Regeln einhalte, könne ins Paradies eintreten, alle anderen würden in der Hölle brennen. Ibrahim el-Azzazzi wird wegen seines Schwarz-Weiss-Denkens von haram und halal kritisiert. Er vermittle ein einseitiges Bild des Islams, in welchem eigene Überlegungen unerwünscht seien. Er präsentiere seine Interpretation des Islams als allein richtige obwohl er keine theologische Kompetenz aufweisen könne. Auf Social Media wird el-Azzazzi aber kaum hinterfragt, auch wenn er kaum je Koran- oder Sunna-Verse zitiert. El-Azzazzi sagt in einem Video auch, dass man den Islam, der in einem Theologiestudium in Deutschland gelehrt wird, nicht vertreten sollte.

Alle die nicht Ibrahims Meinung sind, gehören in seiner Sicht nicht dem Islam an, predigen falsche Lehren und haben nichts mit dem Islam zu tun.

Salafistenszene und Verfassungsschutz:

Die Pilgerfahrten von «Bakkah-Reisen», die el-Azzazzi bewirbt und begleitet, wurden auch schon von anderen bekannten Akteuren der salafistischen Szene beworben. So nahmen bereits Pierre Vogel und Abul Baraa an solchen Reisen teil.

El-Azzazzi wurde mit anderen salafistischen Influencern im Sommer 2023 von TikTok gesperrt. Grund dafür sei «hateful behaviour» gewesen.

Ibrahim el-Azzazzi wird vom Verfassungsschutz in Deutschland beobachtet. Die Deutschsprachige Muslimische Gemeinschaft Braunschweig, zu der auch el-Azzazzi gehört, gilt beim Verfassungsschutz als zentraler Knotenpunkt der salafistischen Szene in Deutschland.

Ibrahim el-Azzazzi sieht keine Notwendigkeit, sich von Pierre Vogel zu distanzieren. Er sieht ihn nicht als extremistisch, gefährlich oder verfassungswidrig. Vom IS grenzt er sich aber ab.

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