Schetinin-Pädagogik

andere Namen: Schetinin-Schule, Schtschetinin-Pädagogik, Schtschetinin-Schule

Die Schetinin-Pädagogik geht zurück auf den russischen Musiklehrer Michail Petrowitsch Schtschetinin (Михаил Петрович Щетинин, 1944-2019). Schtschetinin wuchs in Dagestan auf und besuchte das Pädagogische Institut in Saratov, wo er 1973 den Abschluss in «Musik und Gesang» mit Spezialfach Akkordeon machte. Im Jahr 1977 trat Schtschetinin der KPdSU bei, engagierte sich in der Folge aktiv als Kommunist und erhielt von der Partei verschiedene Auszeichnungen. Nachdem er eine Zeitlang eine Musikschule in Kisljar in Dagestan leitete, zog Schtschetinin in die Ukraine und wurde Direktor einer Landwirtschaftsschule in Kirowgrad. Dort soll Schtschetinin das erste Mal versucht haben, ein eigenes pädagogisches Konzept einzuführen. 1986 wurde dieses Projekt eingestellt. Im Jahr 1988 begründete Schtschetinin im russischen Asowskaja eine eigene Schule. 1994 zog Schtschetinin weiter nach Tekos an der russischen Schwarzmeer-Küste und gründete dort auf einem ehemaligen Kasernengelände sein «Lyzeum-Internat für komplexe Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen», in welchem er seine Pädagogik weiter entwickelte.

Im Jahr 2019 wurde die Schetinin-Schule in Tekos von den Behörden wegen des Fehlens von Lehrmitteln für drei Monate geschlossen. Inzwischen hat sie mit einer anderen Schule fusioniert. Michael Petrowitsch Schtschetinin ist im November 2019 gestorben.

In der Schweiz machte in den vergangenen Jahren die «Internationale Schul, Sport und KulturAkademie» IKSA an verschiedenen Orten Werbung für die Gründung von Schetinin-Schulen. Ein Schulprojekt mit Schetinin-Pädagogik unter dem Namen «Lernraum zum Eintauchen» wurde im Sommer 2022 in Uznach SG eröffnet.

Die Schetinin-Pädagogikstellt eine Alternativ-Pädagogik auf esoterischem weltanschaulichem Fundament dar.

Es zeigen sich Einflüsse diverser anderer Entwürfe der alternativen Pädagogik, etwa das Konzept der Lerngruppen unterschiedlich alter Kinder, die sich den Lernstoff gegenseitig beibringen, das schon in der Summerhill-Schule ab 1921 umgesetzt wurde. Erwachsene sind wie in der Montessori-Pädagogik nur als «Lernbegleiter» aktiv, und der Stoff wird ähnlich wie in der Waldorf-Pädagogik in Epochen vermittelt, d.h. es wird während dreier Monate nur ein Fach gelehrt, um dann von einem anderen Fach abgelöst zu werden.

Typisch für die Schetinin-Pädagogik ist die Idee der «Immersion» (погружения): Während der dreimonatigen Epoche wird der ganze Schulstoff eines Faches aus allen Klassenstufen in schnellem Tempo durchgenommen, sodass die Lernenden darin «eintauchen». Dadurch soll es möglich werden, dass die Lernenden den ganzen Stoff aller Klassen in kürzester Zeit beherrschen. Allerdings werden die Epochen mit dem Gesamtstoff eines Faches im Lauf der Schulzeit mehrfach wiederholt.

Spezifisch für die Pädagogik von Michail Schtschetinin ist ferner der Gedanke, dass der Lernstoff in Internaten besser vermittelt werden kann als in Tagesschulen.

Die Schetinin-Schule in Tekos war umstritten wegen militärischem Drill, ausgeprägtem russischem Nationalismus und Unterdrückung der Privatsphäre.

Schweizer Schetinin-Projekte verzichten in aller Regel auf diese umstrittenen Merkmale.

Die Schetinin-Pädagogik bleibt aber eine ausgeprägte «Laissez-faire»-Pädagogik mit esoterischen Untertönen und als solche unter Pädagogik-Fachleuten umstritten.

Die Schetinin-Schule in Tekos wird im dritten Band der Anastasia-Buchreihe von Wladimir Megre positiv aufgegriffen. Deshalb machen pädagogische Ansätze aus der Anastasia-Bewegung, etwa die Lais-Pädagogik, von Ideen von Michail Schtschetinin regen Gebrauch, und in Anastasia-Kreisen der Schweiz werden Schetinin-Schulgründungen positiv gewürdigt.

Die Schetinin-Pädagogik ist aber nicht «Teil» der Anastasia-Bewegung oder gar «aus der Anastasia-Bewegung hervorgegangen», wie in den Medien schon fälschlich zu lesen war. Manche Schetinin-Fans stehen der Anastasia-Bewegung nahe, andere nicht.

In seinen Broschüren hat das Schetinin-Lyzeum in Tekos die Nähe zur Russisch-orthodoxen Kirche und deren Werten betont.

ISKA–Internationale Schul-, Sport-und Kultur-Akademie
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