Anastasia-Bewegung

Die Anastasia-Bewegung ist eine esoterisch-utopische Bewegung russischer Herkunft, die durch die Begründung von sog. Familienlandsitzen und das von der Bewegung inspirierte Schulkonzept „Lais“ ins Blickfeld der Öffentlichkeit getreten ist.

Der Name Anastasia bezieht sich auf eine Romanfigur des Gründers der Bewegung, Wladimir Megre, und wird meist russisch Anastasía betont, im deutschen Sprachraum mitunter auch nach deutschem Brauch Anastásia.

Gründer der Anastasia-Bewegung ist der russische Unternehmer Wladimir Nikolaewitsch Megre (ausgesprochen Megré). Megre wurde 1950 als Wladimir Pusakow in der Ukraine geboren und verbrachte einen Grossteil seiner Kindheit bei seiner Grossmutter, die er als Dorfheilerin beschreibt. Mit 16 Jahren zog Megre nach Novosibirsk und wurde dort im Werbeberech als Fotograf und Filmproduzent tätig. In dieser Zeit heiratete Megre und wurde Vater einer Tochter. Weltanschaulich scheint Megre sich in theosophischen Kreisen bewegt zu haben, jedenfalls zitiert er in den Anastasia-Büchern Helena Roerich.

Megre profitierte von der Perestroika, indem er zum Unternehmer wurde. Mitte der Neunzigerjahre führte er mit Dampfschiffen Handelsreisen auf dem sibirischen Fluss Ob durch. Auf diesen Reisen will Megre Anastasia begegnet sein, über deren Leben und Lehren Megre zwischen 1996 und 2010 insgesamt elf Bücher verfasst hat.

Grundlage der Anastasia-Bewegung ist die Anastasia-Buchreihe Wladimir Megres.

Megre beschreibt darin seine Begegnung mit Anastasia, welche in der russischen Taiga leben und Trägerin einer uralten idealen Menschheitskultur namens Wedrussen sein soll. Die Wedrussische Kultur (von russisch wedat für wissen) wird als naturnah, landwirtschaftlich, vegetarisch und technologiekritisch dargestellt, gelebt wird auf Familienlandsitzen, Krankheiten und Verbrechen existieren nicht. Die Tiere dienen bereitwillig den Menschen, so würden Eichhörnchen und Bären für die Menschen Wintervorräte anlegen und diese den Menschen dann auch bereitwillig apportieren, so dass die Menschen keine Vorratswirtschaft betreiben müssen. Fleischfressende Tiere hätten sich in wedrussischen Zeiten vegetarisch ernährt, so explizit auch Katzen.

Die ideale wedrussische Kultur wurde durch übelwollende Menschen bekämpft, allmählich auf den Bereich Russlands zurückgedrängt und schliesslich auch dort unterdrückt und auf Reste in der Taiga beschränkt. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sieht Megre im Dienste dieser Verschwörung, welche die Menschheit versklaven will.

Ziel der Anastasia-Bücher ist eine Wiederherstellung der idealen Gesellschaft durch die Einrichtung von Familienlandsitzen und durch Kindererziehung im Sinne Anastasias.

Die Familienlandsitze sollen ein rurales Leben in Autarkie und Selbstversorgung ermöglichen und werden in der Anastasia-Buchreihe detailliert beschrieben. Ein Familienlandsitz soll mindestens die Fläche einer Hektare umfassen und unterschiedliche Bereiche für Früchte, Gemüse, Bienen und einen Teich enthalten. Zur Pflege des Familienlandsitzes gehören Meditationen und Rituale im Tages- und Jahresablauf, die ebenfalls in der Buchreihe vorgegeben sind.

Idealerweise grenzen Familienlandsitze aneinander, so dass eine dörfliche Gemeinschaft entsteht, die gegenseitige Unterstützung möglich macht.

Pädagogische Grundidee der Anastasia-Buchreihe ist die Lehre, dass alles Wissen bereits im Kind angelegt sei und bloss erinnert werden müsste. Ziel der Pädagogik wäre es folglich, dieses Wissen wieder zutage zu fördern. Ein Versuch, dieses Konzept praktisch umzusetzen, sind die sog. Lais-Schulen (von gotisch „lais“ = ich weiss). In der Lais-Pädagogik lernen Kinder unterschiedlicher Altersstufen gemeinsam, z.B. anhand der Lais-typischen Schaubilder.

In den Büchern Megres finden sich in kritischer Sicht zahlreiche problematische Züge:

– Mancherorts finden sich Aussagen, die in kritischer Sicht rassistisch wirken, etwa wenn die Wedrussen als schön, blond und helläugig dargestellt werden, wogegen Menschen späterer, moralisch verkommener Zeiten hässlich und krank sind.

– Vertreten werden konservative Geschlechterrollen, so soll die Braut dem Bräutigam bei der Hochzeit Gehorsam dokumentieren und in der Ehe für Haushaltsaufgaben zuständig sein.

– Kritik findet auch die asketische Sexualmoral, nach welcher Sex nur mit Zeugungsabsicht gelebt werden soll.

– Antisemitisch wirkt die Aussage, dass die Juden an ihrer Verfolgung eine Mitschuld trügen.

Die Angehörigen der Familienlandsitzbewegung und der Lais-Pädagogik in der Schweiz wiederholen die obigen problematischen Lehren in aller Regel nicht, sondern distanzieren sich ausdrücklich davon.

Fürs Jahr 2014 gab Wladimir Megre die Zahl von 240 Familienlandsitz-Siedlungen in Russland an.

Verein Familienlandsitze Schweiz
8400 Winterthur
https://www.familienlandsitze.ch/

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